Kapitel 6

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Wir gingen alle ins Wohnzimmer und dann fragte meine Mutter etwas, worauf die Antwort von Zeyneps Mutter mich echt schockierte.

Anne: "Wieso ist denn Özcan nicht gekommen?"

Mit Özcan meinte sie Zeyneps Vater. Stimmt, warum ist er eigentlich nicht da?

Zeyneps Mutter trank in dem Moment ihren Tee, den meine Mutter ihr gegeben hatte, doch dann hustete sie und verschluckte sich. Zeynep klopfte leicht auf ihren Rücken und ihr Lächeln verschwand auch. Ihre Mutter hörte langsam auf zu husten und beruhigte sich.

Zeyneps Mutter: "Ehhm.. Aysel"

So heißt meine Mutter.

Anne: "Efendim Leyli?" ("Wie bitte Leyli?")

Leyli, so heißt Zeyneps Mutter.

Leyli Teyze (Leyli Tante ~ sagt man aus Höflichkeit) guckte auf den Boden und ihr Blick wurde traurig. Was ist denn los?

"Eşimi malesef kayıp ettik." ("Meinen Mann haben wir leider verloren.")

Was?! Hab ich gerade richtig gehört? Das kann doch nicht wahr sein! Und wir wussten nichts davon!

Ich sah wie Zeynep die Tränen auf ihren Wangen flossen. Kurze Zeit später bemerkte ich meine eigenen Tränen auf meinen Wangen. Ich spürte, wie meine Beine in mein Zimmer liefen. Ich schloss die Tür,  sprang auf mein Bett und versteckte mein Gesicht in meinem Kissen.

Warum hat mir Zeynep nie davon erzählt? Sie ist doch meine beste Freundin. Und wie ist er überhaupt um's Leben gekommen? Wieso er?

In mitten von diesen Gedanken erinnerte ich mich an meinen Vater. Ich habe ihn so geliebt. Aber ich liebe ihn immer noch. Ich war immer seine kleine Prinzessin. Er wird immer in meinem Herzen bleiben.

*Flashback*

Wir sind auf dem Weg zu unseren Verwandten, die in der Nähe von Köln wohnen. Mein Vater fährt das Auto und meine Mutter sitzt auf dem Beifahrersitz. Murat Abi und ich sitzen hinten.

Baba (Papa): "Kızım, o suyu versene bana."  ("Meine Tochter, gib mir mal das Wasser.")

Ich wollte die Wasserflasche holen, die auf dem Boden zwischen meinen Füßen liegt. Dafür muss ich mich abschnallen, weil unsere Gurte echt zum Kotzen sind. Gerade als ich mich bück, die Wasserflasche in meiner Hand halte und wieder gerade aus nach vorne gucken kann, höre ich Geschreie meiner Eltern und meines Bruders. Was ist denn los? 

Ich: "Anne was ist ... "

Meine Frage kann ich nicht beenden. Mein Kopf kommt gegen den Sitz meines Vaters. Ich spüre schon, wie mein Kopf weh tut. Autsch! Und genau dann, wenn ich mich abschnalle! Ich will nach vorne schauen, aber mein Kopf tut so weh, sodass ich meinen Kopf nicht gut bewegen kann. Oh mann. Ich strecke meinen Kopf etwas nach links und rechts und schon geht's wieder. Alhamdullilah! (Alles Lob gebührt Allah) Nach all' den Kopfschmerzen habe ich gar nichts von meiner Familie gehört. Als ich meinen Bruder nicht sehe, bekomm ich Panik. Ich sehe nach vorne zu meinen Eltern. Überall Blut! Was?! Ich versteh nichts! Was ist überhaupt passiert?! Allah, hilf uns!

Erst jetzt bemerke ich das kauputte, rote Auto draußen vor unserem Auto. Wir sind also gegen ein anderes Auto gefahren?! Und dann geht meine Tür auf. Mein Bruder steht vor mir. Er hat Tränen in den Augen, aber sieht auch gleichzeitig wütend aus. Man sieht sehr gut seine Stelle an seiner Stirn, die blutet.

Murat Abi: "Hilal, geht's dir gut?"

Ich: "Ja Abi. Was ist passiert? Was ist mit Anne und Baba? Was werden wir jetzt machen?! Und wie geht's dir überhaupt, du hast eine Wunde an deiner Stirn!"

Hilal & KeremWo Geschichten leben. Entdecke jetzt