Kapitel 11

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Ich ging hoch und öffnete die Tür meines Zimmers. Ein breites Grinsen zauberte sich in meinem Gesicht..

Was ich dort zu Sehen bekam? -Zeynep und ihr Bruder Cenk standen in der Mitte meines Zimmers. Nein, sie standen nicht einfach so da, sie standen auf den Gebetsteppichen, die Zeynep und ich seit gestern auch beim Beten benutzten, und beteten das Nachmittagsgebet. Oh, wie süß war das denn? Ein kleiner 10 jähriger Junge betet mit seiner großen Schwester! Ma sha Allah (Allah hat es so gewollt). Zeynep hatte wieder die selben Klamotten, wie heute morgen beim Beten, an. Cenk hatte eine weiße Gebetsmütze an, die ihm viel zu groß war. Wie süß. Warte.. Das ist nicht irgendeine Gebetsmütze! Sie gehörte meinem Vater. Mit dieser Mütze betete er oft. Nein Hilal, nicht weinen. Nicht jetzt.

Ich sah zu, wie Cenk Zeynep die ganze Zeit versuchte, nachzumachen wie sie betet. Zwar gelang ihm das nicht so gut, doch es sah unheimlich süß aus. Nachdem Zeynep fertig war, sprang Cenk auf und umarmte seine Schwester.

Cenk: "Ich kann beten, ich kann beten!"

Zeynep: "Ma sha Allah (Allah hat es so gewollt) ,Cenk!"

Ich: "Aferiiin! Allah kabul etsin, tatlım." ("Bravooo! Möge Allah es akteptieren, mein süßer.")

Cenk grinste breit und kam auf mich zu. Er umschlang seine kleinen Arme um meine Hüfte und ich streichelte seinen Kopf.

Cenk: "Amiiin!"

Ich: "Senin namazını da Allah kabul etsin, Zeynep." ("Möge Allah auch dein Gebet akteptieren, Zeynep.")

Zeynep: "Amin, canım." (Mein Leben/Schatz)

Ich: "Ach, da fällt mir ein.. Ich hab noch nicht das Nachmittagsgebet gebetet. Dann mach ich das mal haha."

Zeynep: "Hahaha ok, Allah şimdiden kabul etsin." ("Möge Allah es jetzt schonmal akteptieren.")

Ich: "In sha Allah." ("Wenn Allah will.")

Mit einem Lächeln von Zeynep, und das immer noch vorhandene breite Grinsen von Cenk, gingen die beiden auch schon raus. Ich machte mir einen Dutt, nahm mir ein Kopftuch und einen Rock und betete. Ich liebe es, wenn ich bete. Ich weiß, dass mir zugehört wird. Allah hört mir zu. Wenn ich meine Sorgen und Probleme irgendwo ablassen will, dann spreche ich ihn an, denn ich weiß, er ist immer da. Klar, ich spreche auch meine Freunde an, doch es gibt Dinge, wo Freunde einfach nicht zuhören wollen. Wo sie dir nicht antworten. Das ist schon etwas bemitleident, weil man dann sozusagen umsonst redet. Mit Allah ist es anders. Man hört vielleicht nicht seine Antworten, doch man weiß, dass er dir wenigstens zuhört.

Nach dem Gebet ging ich runter zu Zeynep. Sie saß auf dem Sofa und redete mit unseren Müttern irgendwas. Ich setzte mich zu ihnen und hörte einfach zu.

Zeynep: "Aysel Teyze? (Aysel Tante) Kann Hilal nächstes Wochenende zu uns kommen?"

Meine Mutter drehte ihren Kopf zu mir und schaute nachdenklich. Will sie das jetzt verneinen oder was?

Anne: "Ich weiß nicht. Da musst du sie selbst fragen."

Ich: "Haha ok. Das bedeutet, ich kann gehen."

Anne: "Stopp! Was ist, wenn du lernen musst oder so? Hilal, du weißt, deine Noten müssen gut sein!"

Ich: "Anne, wenn ich lernen muss, dann lerne ich halt da. Und ja, ich weiß. Das sagst du immer."

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Sonntag. Der letzte Tag mit Zeynep zusammen. Wir wollen uns zwar nächste Woche wieder sehen, doch doof ist es schon, nicht mehr in die selbe Klasse zu gehen. Nicht einmal auf die selbe Schule. Oder sogar in die selbe Stadt. Aber was soll man machen.

Hilal & KeremWo Geschichten leben. Entdecke jetzt