Kapitel 13

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Der Bus war an meiner Haltestelle und ich stieg aus. Verträumt ging ich mit Kerems Worten in meinem Kopf nach Hause.

"Du bist wunderschön."

"Du bist wunderschön."

"Du bist wunderschön."

Zuhause angekommen, merkte ich, dass keiner da war. Mein Bruder ist wahrscheinlich noch in der Uni und meine Mutter sucht bestimmt draußen irgendein Krankenhaus, damit sie dort als Krankenschwester arbeiten kann. In Köln war sie auch Krankenschwester, aber da wir umgezogen sind, brauchte sie einen neuen Job bzw. einen neuen Arbeitsort.

Ich betrachtete mich im Spiegel, der im Flur war und sah ein Mädchen, deren Wangen rot waren. Kerem hatte Recht, ich bin eine Tomate.

Ich nahm mir eine Pizza aus dem Gefrierschrank und legte diese in den Ofen. Während sie warm wurde, legte ich mich auf's Sofa und checkte meine Nachrichten auf meinem Handy ab. Ein paar Nachrichten von Freunden, einschließlich Zeynep. Sie fragte, wie es mir ging und so weiter. Doch keine Nachricht von Kerem. Kennt ihr das, wenn ihr von jedem eine Nachricht bekommt, aber nicht von dieser einen Person, von der ihr die Nachricht am meisten erwartet? Ich habe Kerem zwar gerade eben noch gesehen, aber trotzdem würde ich mich so sehr über eine Nachricht von ihm freuen. Auch, wenn er nur "Hi" schreiben würde, würde ich durchdrehen. Aber, wenn ich so darüber nachdenke.. Er hat mir ein Kompliment gemacht. Er könnte es aber auch nur gesagt haben, damit ich nicht mehr mit meinem "Hm" nerve. Oder sagt er das zu vielen Mädchen? Oder ist er auch verliebt? In mich? Oh mann, ich bin so verzweifelt. Ich weiß immer noch nicht, ob er mich liebt, was soll ich denn tun? "Du bist wunderschön." Dieser Satz geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Wahrscheinlich wird das jetzt mein Lieblingssatz sein. 

Ich ging wieder in die Küche und holte die Thunfisch Pizza aus dem Ofen. Mhh, riecht das lecker. Ich muss wohl sehr hungrig gewesen sein, da ich in ein paar Minuten die ganze Pizza verspeist habe. Plötzlich klingelte es. Bestimmt meine Mutter. Ich öffnete die Tür und wie gedacht, stand meine Mutter vor der Tür. Während meine Mutter ihre Schuhe auszog, fragte ich sie wegen der Arbeit.

Ich: "Und? Was gefunden?"

Anne: "Ich glaube, ich bin in allen Krankenhäusern von Hamburg gewesen."

Ich: "Aber für eins hast du dich doch entschieden, oder?"

Anne: "Ja alhamdulillah (Alles Lob gebührt Allah). Es ist nicht weit von hier entfernt und ich kann nächste Woche anfangen mit dem Job."

Ich: "Ist ja cool."

Meine Mutter ging in die Küche und sah meinen Teller, den ich eigentlich noch in die Spülmaschine tun wollte.

Anne: "Was hast du gegessen?"

Ich: "Pizza."

Anne: "Niye? (Warum?) Es gab doch noch Essen im Schrank!"

Ich: "Tut mir Leid, Anne. Ich hatte voll Lust auf Pizza."

Anne: "Das nächste mal wird gegessen, was es noch gibt."

Ich: "Jaja."

Anne: "Ich mein das ernst."

Ich: "Ja Anne, ich hab's schon verstanden!"

Leicht genervt ging ich die Treppen hoch ins Badezimmer und nahm die Gebetswaschung. Dann ging ich in mein Zimmer und betete das Mittagsgebet. Nach dem Beten machte ich mich an die doofen Hausaufgaben, weil ich mich ja dieses Jahr anstrengen muss. Vor allen Dingen, weil ich neu dazu gekommen bin und das mitten im Schuljahr. Nach den Hausaufgaben legte ich mich auf's Bett, steckte meine Kopfhörer in die Ohren und hörte Kalbimin tek sahibine. Ich versuchte nochmal über alles nachzudenken. Über Kerem und meine Liebe. Ich weiß nicht mal, ob das Liebe ist. Ich war noch nie verliebt und weiß gar nicht, wie sich das anfühlt. Aber ich denke immer an ihn, was hat das zu bedeuten? Bin ich verliebt? Ist er verliebt? Ich meine, man schenkt heutzutage doch nicht einfach so jemandem eine Kette, oder?

Hilal & KeremWo Geschichten leben. Entdecke jetzt