5. Kapitel

674 39 1
                                    

Kai

Jetzt, als ich richtig war, fühlte ich mich gleich viel wohler.
Man sah allen an, dass sie reich waren.
Sofort setzte ich meine Maske auf. Den falschen Kai. Der arrogante, reiche Kai, der Sklaven will.

Ich hörte mich um, ob jemand Sklaven verkaufte und es gab viele, die ihre verkaufen wollten.
Ich stellte hohe Anforderungen, damit ich auch ja den richtigen fand.
Relativ klein, 18 Jahre alt und am besten große Augen, da ich sowas niedlich fand. Wenn er stur oder eigenwillig war, störte mich das nicht.

Doch keiner bot so einen Sklaven an.
Eine Frau, welche oft hier war, riet mir, öfter zu kommen, da hier immer wieder andere Verkäufer waren. Oder sie immer wieder neue Sklaven hatten.
Ich versteckte meine Niedergeschlagenheit und bedankte mich bei ihr.

Es war schon nach Mitternacht, als ich wieder nach Hause fuhr.
Ich hatte wirklich mit jeder Person dort geredet.
''Man, Kyungsoo, wo bist du denn?'', rief ich verzweifelt.
Ich nahm mir ein alkoholisches Getränk und setzte mich auf die Terrasse.
Ich schaute in den Sternenhimmel und fragte mich, ob Kyungsoo auch die Möglichkeit hatte aus dem Fenster zu gucken. Oder ob er irgendwo in einem Keller eingesperrt war. In einem fensterlosen Raum.

Bei der Vorstellungen stiegen mir Tränen in die Augen.
Das war der echte Kai.
Der Kai, der krank vor Sorge ist, der immer nur an seinen Freund denkt...
Ich vermisste seine Nähe.
Sein Lächeln.
Seine Wärme.
Seine Berührungen.
Alles.

Ich trank immer mehr.
In mir staute sich die Trauer und Aggressivität.
Der Alkohol verschlimmerte alles.
Es musste raus. Die Wut, die Trauer, der Frust... ich musste auf irgendwen oder irgendwas einschlagen.

Ohne groß zu überlegen ging ich zu Fuß raus.
Mir war schwindelig, ich konnte nicht gerade gehen. Trotzdem trank ich weiter.
Es linderte den Schmerz.
Seit ich klein war litt ich an Verlussangst. Es wusste keiner.
Meine Eltern waren teilweise über Monate hinweg auf Geschäftsreisen.
Meine Mutter hatte eine Modemarke gegründet und mein Vater arbeitete teilweise in Amerika, da er dort mit einem Freund mehrere Hotels leitete.
Als kleines Kind war ich immer bei meiner Oma, doch sie starb als ich 7 Jahre alt war. Sie war der einzige Mensch, der sich Zeit für mich genommen hatte und sich für mich interessierte.
Dann mussten meine Eltern für eine längere Zeit zu mir. Sie interessierten sich nicht für mich und hörten mir auch nicht zu.
Ich fühlte mich ungeliebt. Andererseits bekam ich alles, was man für Geld kaufen konnte.
Sie fanden ein Hausmädchen, welches auf mich aufpasste, bis ich 15 war. Ab da kam nur noch jemand zwei bis drei mal die Woche um was mit mir zu machen. Ansonsten war unsere Köchin jeden Tag da.
Und jetzt hatte ich Kyungsoo verloren... Endlich jemand, der mir Liebe, Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Und ausgerechnet dieser wird mir wieder genommen.
Ja, ich war reich. Aber machte es mich letztendlich wirklich glücklich? Nein.

Komplett betrunken und aggressiv lief ich durch die Straßen.
Mir kamen zwei andere Männer entgegen. Sie waren anscheinend auch betrunken. Vielleicht auch auf Drogen.

Es dauerte nicht lange, ein paar provozierende Sprüche und Beleidigungen, dann befand ich mich mit ihnen in einer Schlägerei.
Zwei gegen Einen. Obwohl es unfair war und ich ziemlich was einstecken musste, genoss ich es, meine Wut auszulassen. Auf eine traurige Art und Weise machte es mich glücklich.
Und auch die zwei bekamen ordentlich was von mir ab.
Das jahrelange Kampftraining zahlte sich aus.

''Stopp! Auseinander!''
Wir wurden unsanft auseinander gerissen.
''Ey, was soll das?'', schrie ich aufgebracht.
''Polizei. Sie kommen alle mit uns auf's Revier. Jetzt, sofort!''

-------------

I'll search the universe | Kaisoo FF (Teil 2) [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt