Youngjaes Zimmer in dem Haus seiner Eltern kam einem Traum jedes Vampires nach.
Alles war schwarz.
Von den Wänden bis zu der Decke, in Ausnahme von dem Licht der Lampen, welches weiß war, aber dennoch einen bedrängenden Effekt hatte.
Den ersten Moment fühlte ich mich unglaublich unwohl.
Man war nicht jeden Tag in einem solchen Zimmer und wie ich meinte Youngjae hätte man soetwas nie zu getraut, wenn man ihm zum ersten mal sah.
Mittlerweile hatten meine Augen sich an das ganze schwarz gewöhnt und wie in den Gemächern eines Vampirlords fühlte ich mich auch nicht mehr."Ich will auch Geschwister." seufzte ich und drehte mich auf seinem schwarzen Lederdrehstuhl.
Youngjae schüttelte den Kopf.
"Willst du nicht, selbst wenn Amie und Mira niedlich wirken, können beide den Schalk im Nacken sitzen haben." riet er mir ab.
Zumal die beiden gar nicht seine richtigen Schwestern waren, aber er meinte, dass er sich so an sie gewöhnt hatte, dass sie im Herzen verwandt waren, wenn schon nicht im Blut.
Und das merkte man ihnen beim Essen an.
Die drei harmonierten perfekt, vorallem Amie mit allen.
Sie war kein bisschen Schüchtern und ging sofort neugierig auf mich zu, wollte trotzig wissen, was ich hier zu suchen hatte und ob ich ein Einbrecher war.
Wenn Kinder nur immer so unschuldig bleiben würden und nicht irgendwann gesteckt bekommen würde, dass die Welt kein Spielplatz, sondern die blanke Folterkammer war.Mit vorsichtigen Augen betrachtete ich Youngjaes Arme, die alles mögliche an Tattoos zeigten, einige von ihnen konnte man nicht in Worte fassen, aber was mir auffiel war, dass er viele Figuren aus Animefilmen wie 'Mein Nachbar Totoro' oder 'Chihiros Reise ins Zauberland' hatte, was ihn wieder nicht in dieses düstere Bild passen lassen wollte.
"Wie hat das ganze eigentlich angefangen?" fragte ich und blickte mich in seinem Zimmer um.
Youngjae lachte und zuckte mit den Schultern.
"Ich wollte allen zeigen, dass ich nicht immer nur nett und niedlich und lustig bin.
Anfangs bin ich mit dieser ganzen 'Ich geh nur noch in Schwarz'-Geschichte ziemlich auf Granit gestoßen, wenn man bedenkt, was für eine Stellung mein Vater heute hat.
Damals war er noch irgendein Beamter für irgendwas, aber meine Familie hatte dennoch ihren Ruf.
Da ist dann der Rebell in mir durchgekommen, der sich nur noch mehr darein gesetzt hat und irgendwann wurde es zur Gewohnheit dieses 'zweite Gesicht' zu haben." erklärte er mir in aller ruhe und sah sich mit einem munteren Lächeln ebenfalls in seinen vier Wänden um.
"Mira ist mit dem ganzen dann mitgezogen, weil sie es damals cool fand.
Einmal hat sie sich den Eyeliner meiner Mutter geklaut und sich und Amie die Augen schwarz gemalt. Aber da waren beide noch kleiner." redete er in Erinnerungen hängend weiter und lachte wieder.
Ich stimmte mit ein.
Seine Familie war ein wirklich bunter Haufen, aber man sah ihm an, wie sehr er sich in ihr wohlfühlte und sich auf sie verlassen konnte.
Auf mich hatte es den Anschein, dass es keinen störte, wie Youngjae sich kleidete, bis auf dass sein Vater ihm aufgetragen hatte seine Tattoos wenn möglich zu verdecken, was für ihn kein Hindernis darstellte.
Er hatte mir davon selber erzählt, aber sich nie aufgeregt, als wäre es etwas völlig normales für ihn.
"Meine Eltern haben irgendwann gemerkt, dass sie mich nicht mehr retten können und sind das erste mal ausgeflippt, als ich mir ein Tattoo habe stechen lassen.
Aber das ging nicht lang.
Sie meinten nur, dass ich überlegen sollte auszuziehen, weil sie nicht wollten, dass ich Mira und Amie zu sehr damit rein ziehe, was ich verstehen kann.
Aber Mira hing schon immer an mir und als sie meine Adresse dann wusste, ist sie nach der Schule immer zu mir und nicht nach Hause, weil sie mich vermisst hat."
Mein Wunsch kleine Geschwister zu haben stieg, würde mir aber nie erfüllt werden, es sei denn meine Eltern würden auch durch einen Sonderfall adoptieren, aber das bezweifelte ich und wenn, dann hätte ich kaum Zeit mit ihnen etwas zu unternehmen, da ich in einer völlig anderen Ecke lebte, als meine Eltern.Youngjae sah auf einmal so aus, als wäre ihm etwas wichtiges eingefallen, aber wollte es sich nicht anmerken lassen, als er weiter von seinen beiden Schwestern erzählte und ich heraushörte, dass die beiden ihm alles bedeuteten, eh er eine ganze weile leise wurde und ziellos durch sein Zimmer sah.
Er wohnte nicht mehr hier, aber wenn sein Vater über Tage unterwegs war und seine Mutter mit den Kids allein, war er hier um ihr unter die Arme zu greifen, wenn sie arbeiten musste, da Youngjae als Leiter seiner Studios nur auftauchen konnte, wann es ihm passte, was ganz bestimmt ein ziemlich cooler Job sein musste.
"Hast du in deinen Semesterferien Zeit?" fragte er mich und schielte vorsichtig zu mir herüber.
Ich überlegte und nickte ohne viel zu zögern.
"Mein Vater hat mir zwei Plätze in Dubai reservieren lassen, wenn EXO für ihre Leistungen dort ausgezeichnet werden und ihren Song mit den Wasserfontänen laufen lassen und ich wollte dich fragen, ob du mich begleiten willst." fragte er an.
Mein Kopf war einen Moment auf off gestellt, während ich mich zeitgleich daran zurückerinnerte, dass Jaebum genau das gleiche mit mir vorgehabt hatte.
Er war mir egal, es war nur die Tatsache, dass es Dubai war.
Und Dubai war mit all seinen Wolkenkratzern mitten in der Wüste nicht ohne.
Was nicht negativ gemeint war.
Dubai sah auf Bildern unglaublich aus, aber es war so weit weg von Korea, so weit wäre ich noch nie von meinem Heimatland weggewesen.
"Ich weiß, dass Jaebum das auch mit dir machen wollte und er da sein wird, aber ich will da nicht allein hin, weil ich da kaum einen kenne.
Aber es wäre auch Schade, wenn ich es ablehnen würde." rechtfertigte er sich.
In meinem Kopf ratterte es.
Jaebum würde da bestimmt mit Seulgi auftauchen und einen auf Happy machen und ich wollte demonstieren, dass ich ihn vergessen hatte, beweisen, dass ich auch ohne ihn konnte.
Auch reizte es mich eine Stadt wie Dubai zu sehen.
Wieder beschlich mich mein übliches schlechtes Gewissen, da wieder Unsummen an Geld für etwas drauf gingen, was ich nie in meinem Leben zurückzahlen könnte, wofür ich nur dankbar sein konnte.
Youngjae und ich waren gute Freunde geworden und oft in den letzten Wochen hatte ich diese großen braunen Hundeaugen gesehen, wenn ich ihn nicht irgendwohin begleitete oder ich nicht noch länger bleiben wollte, weil ich zu Uni zurück musste.
Ich wollte nicht Nein sagen, egal wem ich begegnen würde.
Sollte ich doch gewissen Personen begegnen.
Er war mir so egal, wie ich ihm."Ich leiste dir Gesellschaft." sagte ich zu und bekam ein gigantisches erleichtertes, warmes Lächeln von ihm, was sich bis in mein Herz brannte.
"Das freut mich, wirklich." Und das sah ich ihm an.
"Du musst dich um nichts kümmern, Kirae. Für alles wird gesorgt. Flug, Unterkunft, Versorgung.
Das einzige was du mitbringen musst sind Sachen, ein tolles Outfit für den Tag der Ehrung und dich." zählte er munter und wider der Atmosphäre seiner Einrichtung auf.
"Aber was das Outfit anbelangt, können wir ja zusammen Shoppen gehen."
Dass das so aus dem Mund eines Mannes kam überraschte mich, aber vielleicht sollte mich bei Youngjae nichts mehr überraschen, so gegensätzlich wie er sich in der Welt präsentierte.
"Können wir ja." stimmte ich zu und lachte.
Mit Youngjae und seinem Geschmack an Sachen shoppen zu gehen könnte lustig werden.
Obwohl...
So einen schlechten Geschmack an dunkler Kleidung hatte er nicht und vielleicht konnte ich ihn dazu überzeugen, dass er mal wieder etwas Farbe in sein Sein herein bringt, grade wenn wir in eine Stadt wie Dubai fliegen würden, in der Schwarz in blanker Hitze eher unvorteilhaft wäre.
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Badlands
Fanfiction"Tut mir Leid, aber ich muss was klären, bevor wir zu mir fahren, da ich echt kein Bock auf stress habe." entschuldigte er sich bei mir und zog den Schlüssel aus dem Wagen. Ein wenig verwundert sah ich ihn an. Was hatte er in einer solchen Straße zu...