Brandon Matthew

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8 Tage später, Parkland Hospital, Dallas

„Ich habe mich bestimmt noch nicht dafür bedankt, dass ich auf deiner Klappcouch schlafen darf, oder?", fragte Jensen, als er, Rolf, Lydia und ich durch das halbe Krankenhaus gingen, um zu der Babystation zu gelangen, wo Alec auf uns warten würde.
Das moderne Krankenhaus sah aus wie jedes andere. Hell, steril, mit wenig Möbeln. Es war kein Ort wo ich mich wohlfühlte, das galt für jedes Krankenhaus. Inzwischen hatten wir schon zweimal nach dem Weg zur gesuchten Station gefragt, doch jedes Mal hatten wir uns in diesen unzähligen Gängen verlaufen. Wir dachten schon, wir würden nie ankommen, bis wir endlich die riesige Glastür fanden, auf der dick und fett "Babystation" stand.
„Nein, hast du noch nicht.", beantwortete ich Jensens Frage. „Aber das ist auch nicht nötig, immerhin hast du uns die Flugtickets spendiert.".
„Wofür wir übrigens sehr dankbar sind.", fügte Rolf hinzu.
„Ach das ist doch gar nichts.", winkte Jensen ab. Ja, für ihn waren es nur Peanuts. Wer wusste schon, wie viel dieser Schauspieler wirklich verdiente? Wahrscheinlich mehr, als er jemals ausgeben konnte.
„Wenn wir wieder in North Bay sind, muss du unbedingt zum Kaffee kommen. Ich mache dann meinen berühmten Bienenstich.", meinte Lydia zu Jensen und wandte sich daraufhin an mich. „Du bist natürlich auch eingeladen, Ophelia.".
„Hört sich gut an.", erwiderte Jensen.
Plötzlich hob Rolf den Arm und deutete mit dem Finger den endlosen Flur entlang, in dem einige Schwestern, Besucher und Patienten hin und her huschten. „Da ist Alec.", meinte er erleichtert. „Endlich.".
Tatsächlich. Alec stand neben einem riesigen Fenster, von dem man scheinbar ins Innere der Säuglingsstation blicken konnte. Als er uns sah, winkte er uns zu und lächelte. Schon von weitem sah man, wie erschöpft er aussah. Er wirkte müde und völlig ausgepowert. Eben wie ein frisch gebackener Vater.
„Na, Großer.", Rolf war der Erste, der bei meinem Bruder ankam. „Wie fühlt es sich an Vater zu sein?". Rolf klopfte ihm einmal auf seinen breiten Rücken, als er ihn in eine Umarmung zog. Dann legte er seine Hände auf Alecs Oberarme und drückte ihn etwas von sich weg, um ihn anzusehen. „Du siehst furchtbar müde aus.".
Alec schmunzelte. „Zum Ersten: Ziemlich komisch. Und zum Zweiten: Bin ich.".
„Dann musst du mehr schlafen, mein Junge.", meinte Lydia.
Inzwischen standen wir alle um Alec herum.
Rolf machte den Weg frei, damit die gutmütige, alte Frau ihren Großneffen umarmen konnte. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Ihr roter Lippenstift färbte ab und hinterließ einen leichten Kussmund, den sie ihm rasch mit dem Daumen von der Wange wischte.
„Leichter gesagt, als getan.", antwortete Alec auf Großtante Lyidas Kommentar.
Dann war ich an der Reihe. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und ließ mich von ihm kurz hochheben – so wie jedes Mal bei unseren Begrüßungen. Während ich noch in der Luft hing, drückte er mir einen Kuss aufs Haar und setzte mich dann vorsichtig ab. Daraufhin wandte sich mein Bruder an Jensen. Ihre Begrüßung verlief weniger familiär. Lediglich gaben sie sich die Hand.
„Also, wo ist der kleine Kerl?", fragte Rolf und klopfte einmal freudig in seine großen Hände.
Alec lächelte noch breiter. „Kommt mit.", meinte er, marschierte voraus und deutete uns mit einer auffordernden Handbewegung auf mitzukommen. Wir gehorchten.
Wenige Schritte taten wir, ehe Alec eine gläserne Tür öffnete und in den großen Raum trat. Neugierig folgten wir ihm und schlossen die Tür wieder hinter uns. In dem Raum waren überall kleine Wiegen und Kinderbetten, in denen sich viele verschiedene Babys befanden. Egal welcher Herkunft, alles war vertreten.
Zielstrebig ging der frisch gebackene Vater zu der letzten Wiege in dem Raum und schielte voller väterlichen Stolz auf das kleine, menschenähnliche Würmchen, das ihn mit großen Augen ansah. Es hatte einen kleinen, süßen, hellblauen Strampelanzug an. Seine kleinen Ärmchen und Beinchen wedelten unkontrolliert in der Luft herum. Alec nahm es auf den Arm und wiegte es liebevoll hin und her.
Mit glänzenden Augen traten wir an ihn heran. Alle. Rolf, Lydia, ich, ja selbst Jensen. Wir lächelten selig über diese Niedlichkeit. Das Köpfchen war mit einer langen Zipfelmütze bedeckt, die farblich zu dem Strampler passte. Mir war, als würde ich mich niemals von diesem Würmchen abwenden können.
Alec machte einen Schritt auf mich zu. „Möchtest du deinen Neffen mal halten?", fragte er mich.
Freudig nickte ich mit dem Kopf und streckte meine Arme zu ihm aus. Mein Bruder legte mir den kleinen Brandon Matthew in meine Arme. Er war schwerer als ich gedacht hatte. Liebevoll drückte ich ihn gegen meine Brust und blickte zu ihm hinunter.
Seine kleinen Äuglein starrten in meine. Sein Mund stand offen.
„Er hat erst vor drei Tagen seine Augen aufgemacht.", erklärte Alec voller Stolz und grinste breit.
„Er ist so süß.", schwärmte ich und strich mit meinem Finger einmal vorsichtig über das kleine, dicke Hamsterwängchen.
Auf einmal veränderte sich der Zustand. Brandon Matthews Gesicht verzog sich. Seine Augen kniff er zusammen. Dann schrie er. Ich wusste nicht, dass ein so kleines Ding, so laut werden konnte. Sogar der Kopf des Kleinen wurde rot.
„Oh, nicht weinen.", murmelte ich und wiegte ihn hin und her, doch es half nichts. Das Geschrei wurde nur noch lauter. „Er mag mich wohl nicht.", lachte ich und blickte zu Alec.
„Quatsch.", machte er. „Er hat bestimmt bloß Hunger. Das hat er ständig.".
„Kommt ganz nach seinem Vater.", kommentierte Rolf und lachte.
Während ich Brandon Matthew so hin und her wiegte, in der Hoffnung, er würde aufhören zu weinen, trat Jensen halb hinter mich. Ich spürte seinen warmen Körper im Rücken und seinen heißen Atem an meinem Hals, als er über meine Schulter sah, um auf den Kleinen zu blicken.
„Hey, kleiner Mann... Hör auf zu weinen.", hauchte er liebevoll und berührte vorsichtig mit seinem Zeigefinger die kleine Hand des Säuglings. Die Fingerkuppe des Schauspielers passte gerade einmal in die winzige Hand. Ich wusste nicht, was Jensen tat, doch irgendwas schien den kleinen Brandon Matthew zu faszinieren. Sein Geschrei verstummte. Stattdessen blickten seine riesigen Augen auf den Schauspieler. Sein kleiner Mund formte sich zu einem Lächeln und seine Arme schlugen freudig nach oben.
Verwirrt blickte ich zu Jensen auf und wäre beinahe einem Lachkrampf verfallen. Der Schauspieler schielte und hatte das dümmlichste Grinsen auf seinen Lippen, das man nur haben konnte. Aber Bran... oder Matt... gefiel seine Grimasse. Als Jensen wieder normal guckte, verschwand Brans Lachen und er blickte ihn nur erstaunt an. Er schien noch nicht einmal mehr zu atmen. Daraufhin machte Jensen wieder die gleiche Grimasse und der kleine Kerl lachte wieder freudig. Aus Jensens Kehle drang daraufhin ein tiefes Lachen.
„Er scheint dich zu mögen.", meinte Alec und nahm mir den kleinen Stinker wieder ab.
„Wie geht es eigentlich Heather?", fragte Rolf und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Oh, nicht gut.", murmelte Alec todernst und legte seinen Sohn wieder zurück in die Wiege. „Sie hat sich hier ganz schön was eingefangen. Sie klagt über Magenkrämpfe, Erbrechen und Fieber. Deshalb darf sie Brandon Matthew auch noch nicht sehen. Es ist zu gefährlich für den Kleinen. Ich muss ihn jeden Tag mindestens einmal fotografieren und ihr Bilder zeigen. Ansonsten bringt sie mich um.".
„Können wir sie denn besuchen?", fragte Lydia.
Alec nickte. „Ja. Wenn ihr keine Angst habt euch anzustecken.".
„Ach, kein Problem.", winkte Rolf ab.
„Na dann.", meinte Alec. „Dann kommt mal mit.".

Ich würde mich wirklich über Verbesserungsvorschläge freuen. Anscheinend kommt die Geschichte nicht so gut bei euch an. Was kann ich ändern? 😕

Wie Rome und JuliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt