Machte ich gerade Schluss mit ihm? Machte ich es? Ich wusste es nicht genau. Eigentlich wollte ich bis an mein Lebensende mit diesem Mann zusammenleben! Ich wollte jeden Morgen neben ihm aufwachen! Ich wollte, dass unsere Kinder mit leuchtenden Augen zu ihm rannten und laut "Daddy" riefen, wenn er von der Arbeit nach Hause kam! Ich wollte mit ihm zusammen alt werden und wenn wir alt und grau waren, mit ihm zusammen auf der Veranda unseres Hauses sitzen und in den Sonnenuntergang blicken!
Ratlos zuckte ich mit den Schultern. „Ich schätze schon.", beantwortete ich seine Frage und schluckte die aufsteigenden Tränen herunter.
Jensen wich meinem Blick aus. Auch in seinen Augen standen Tränen. Er sah so gebrochen aus. Man wollte ihn in den Arm nehmen und ihm versichern, dass alles wieder gut werden würde. Während er verbissen versuchte seine Tränen wegzublinzeln, fischte er die Autoschlüssel aus seiner Jeanstasche heraus und streckte seine Hand aus, damit ich sie an mich nehmen konnte.
Zögerlich machte ich die zwei Schritte auf ihn zu und nahm die Schlüssel an mich. Beinahe brach es mir das Herz ihn so zu sehen. Ich wollte, dass er in meine Augen blickte. Noch einmal wollte ich dieses kribbelige Gefühl haben, wenn unsere Blicke sich trafen. Doch der Schauspieler sah mich nicht an.
Ich drückte auf den Knopf des Autoschlüssels und entriegelte den Wagen. Dann öffnete ich die Autotür. Bevor ich mich jedoch hineinsetzen konnte, hielt mich Jensen auf.
„Weißt du.", sagte er mit zitternder Stimme, die verriet, dass er jeden Augenblick in Tränen hätte ausbrechen können. „Ich dachte, das mit uns wäre etwas besonderes. Ich dachte wirklich, wir hätten eine Zukunft... Wir zwei, in Dustins Haus... mit ein, zwei Kindern... Aber da lag ich wohl falsch.".
Ich stand ganz still und hatte seinen Worten gelauscht. Ich fühlte, wie mein Herz in tausend Scherben zerbrach.
„Ich habe es dir nie gesagt.", fuhr er fort. „Bisher hatte ich noch nicht die Gelegenheit dazu... Aber... ich liebe dich.". Er seufzte. „Ich schätze, das tu ich schon, seitdem ich dich das erste Mal gesehen habe.". Seine Stimme klang so, als würde er sich selbst verspotten. So kläglich und doch so herablassend.
Ich schluckte und drehte mich zu ihm um. Er sah mich an wie ein verletztes, unschuldiges Reh. In seinem Blick lag Hoffnung. Vielleicht dachte er, ich würde es mir anders überlegen, jetzt, da er mir seine Liebe gestanden hatte. Und ja, eigentlich wollte ich zu ihm gehen, mich in seine Arme schmeißen und ihn küssen – wie in einem billigen Liebesfilm. Jedoch machte uns die Realität einen Strich durch die Rechnung.
„Lass sie gehen, Jensen!", mischte sich eine dunkle Stimme ein, die keinen Widerspruch duldete.
Alan Ackles stand oben an der Haustür. Wer weiß, wie lange er dort schon gestanden hatte und die tragische Szene beobachtet hatte? Seine Miene war kalt. Sein Blick nach kälter. Wie ein Soldat stand er da, seine Hände in den Taschen seiner schwarzen Stoffhose vergraben. Regelrecht verscheuchte er mich mit seinen eisigen Augen, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließen.
Jensen blickte kurz hinauf zu seinem Vater. Dann wandte er sich wieder an mich. Es schien so, als wolle er noch etwas sagen, traute sich aber nicht. Was auch immer es war, ich erfuhr es nicht. Ich wollte einfach nur weg. Weg von dieser Villa. Weg von diesem Ackles-Ehepaar. Und weg von Jensen.
Ich stieg in meinen Wagen, startete den Motor und fuhr nach Hause. In mir stiegen Schuldgefühle auf, da ich Jensen einfach zurückgelassen hatte. Immerhin waren seine Sachen noch bei mir. Aber das fiel mir erst auf, als ich schließlich die Tür meiner Wohnung aufschloss und ich mich an sie lehnte, nachdem ich sie hinter mir zugeknallt hatte. Erst dann erlaubte ich es mir zu weinen. Ich ließ meinen Körper einfach hinunterrutschen und setzte mich einfach in meinen Flur.
Ich war traurig und wütend zugleich. Jedoch nicht auf Jensen, oder seine Eltern. Vielmehr auf mich. Immerhin genügte ICH ihm nicht! ICH war diejenige, die nicht in seine Welt passte! Ich war Julia Capulet und er Romeo Montague – zwei sich liebende Menschen aus völlig verschiedenen Welten, die sich gegenseitig bekriegten. Wir hätten niemals etwas anfangen sollen! Ich hätte niemals meinen Urlaub bei ihm verbringen sollen! Doch die Vergangenheit kann man nicht verändern. Was blieb war das Hier und Jetzt.
Keine Ahnung, wie lange ich auf dem gefliesten Boden saß. Irgendwann – inmitten meiner Trauer – vernahm ich das Klingeln meines Telefons. Erst dachte ich daran, das Gespräch entgegenzunehmen. Aber egal wer es war, er sollte meine verweinte Stimme nicht hören. Also wartete ich darauf, dass das Klingeln verstummte und sich der Anrufbeantworter einschalten würde.
Einige Male klingelte es. Dann ertönte der vertraute "Piepton". Und als ich die Stimme hörte, brach es mir erneut das Herz... Es war Jensen. Mein Jensen.
„Hey, Phie.", murmelte er. Seine Stimme klang traurig und man merkte, dass der Schauspieler etwas heiser war. Ich stellte mir vor wie er irgendwo in der Villa saß – vielleicht sogar in seinem alten Zimmer – und gedankenverloren in das Telefon sprach. Er sah auf den Boden. Überreste seiner Tränen klebten ihm noch im Gesicht. „Ich weiß, dass du da bist.", fuhr er mit sanfter Stimme fort. „Bitte nimm ab.".
Dann war es kurz still. Scheinbar hoffte er wirklich, ich würde abnehmen und mit ihm reden. Schnell schien er aber zu merken, dass dies nicht passieren würde.
„Hör zu.", hauchte er. „Das vorhin war nicht deine Schuld, sondern die meiner Eltern. Sie sind manchmal einfach sehr anstrengend... Aber das soll uns doch egal sein, solange wir glücklich sind. Wir haben ja uns und nur das zählt.".
Wieder kurze Stille.
Jensen seufzte in den Hörer hinein. „Wahrscheinlich wirst du mich gar nicht mehr sehen wollen... Wenn du es dir allerdings anders überlegst, dann weißt du ja, wo du mich findest. Ich bleibe hier, bei meinen Eltern, bis mein Flug zurück nach North Bay geht... Und falls du mich nicht sehen, aber mit mir reden willst, dann hast du meine Nummer... Ich würde mir auf jeden Fall wünschen, dass wir noch einmal miteinander reden. So soll es nicht zwischen uns enden.".
Erneut machte er eine kurze Pause und wartete darauf, dass ich das Gespräch entgegen nahm. Doch ich saß nur auf dem Boden, lauschte und starrte an die Decke.
„Okay.", meinte er und seufzte erneut. „Bis dann, Phie.".
Indem legte Jensen auf. Ein Piepen des ABs ertönte. Dann war es still... Und in all den Jahren, in denen ich in dieser Wohnung schon lebte, war es niemals so still gewesen, wie in diesem Augenblick.
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Wie Rome und Julia
Fanfiction„Weißt du.", sagte er mit zitternder Stimme, die verriet, dass er jeden Augenblick in Tränen hätte ausbrechen können. „Ich dachte, das mit uns wäre etwas besonderes. Ich dachte wirklich, wir hätten eine Zukunft... Wir zwei, in Dustins Haus... mit ei...