Das Gespräch vor dem großen Tag

73 2 0
                                    

Erschöpft, ausgepowert und mit den Nerven am Ende, schlurften Jensen und ich, am späten Abend, in meine Wohnung hinein. Sein weißes Hemd, das Heather gewaschen und in der Sonne getrocknet hatte, war vollkommen zerknittert. Unsere Haare waren zerzaust und unsere Augen waren vor Müdigkeit winzig klein.
Wir hielten es nicht einmal für nötig uns umzuziehen oder Zähne zu putzen. In unserer Kleidung ließen wir uns zeitgleich auf die Matratze meines Bettes fallen und blieben auf dem Rücken einfach liegen. Keiner bewegte sich, keiner sagte ein Wort. Völlig fertig starrten wir an die Decke und lauschten der lieblichen Stille, die wir in den paar Stunden sehnlichst vermisst hatten.
„Phie?", brach Jensen als erster das Schweigen.
„Hm?", machte ich und sah zu ihm hinüber. Er starrte aber weiterhin an die Decke.
„Sollten wir mal Kinder haben-.".
„Veranstalten wir sicherlich nicht so eine Willkommensparty.", führte ich seinen Satz zu Ende.
Jensen lächelte, drehte seinen Kopf zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Gut, dass wir da einer Meinung sind.".
„Ja.", stimmte ich ihm zu. Dann herrschte wieder kurzes Schweigen. Erneut wurde es von Jensen gebrochen.
„Zu dem, was ich gesagt habe, muss ich dir noch etwas beichten.", gestand Jensen kleinlaut.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Was meinst du?".
„Das Treffen mit meinen Eltern.", erklärte er. Als ich nickte, fuhr er fort. Dabei verzog er entschuldigt das Gesicht. „Das ist morgen. Sie erwarten uns zum Lunch.".
„WAS?!". Mit einem Ruck richtete ich mich auf und starrte mit großen Augen zu dem Schauspieler hinab.
Jensen hob beruhigend die flachen Hände in die Luft und richtete sich dann ebenfalls auf, sodass wir nebeneinander saßen. Er legte mir seine Hände auf die Schultern und drückte leicht zu. „Ich hätte es dir eher sagen müssen, aber ich wusste nicht, wie ich es dir hätte sagen sollen.".
„Und seit wann wusstest du es?", fragte ich. Die Panik in meiner Stimme war nicht zu überhören.
„Seitdem ich mich mit Jared getroffen habe.", meinte er und biss sich reuevoll auf die Unterlippe. 
„Seit drei Tagen?".
„Sei nicht sauer, ja?", bat er. „Und du hast auch gar keinen Grund dir Sorgen zu machen.".
Ich seufzte. Lunch mit Jensen Ackles Eltern. Ich fürchtete jeden Moment einen Herzanfall zu bekommen. Mir war nicht wohl dabei seine Mum und seinen Dad kennenzulernen. Für mich war es zwar nicht das erste Mal, dass ich Eltern von meinen festen Freunden kennenlernte, doch bei Jensen war es doch etwas anderes. Zum einen waren seine Eltern wohlhabend. Zum anderen wollte ich das Treffen wirklich nicht vergeigen. An Jensen lag mir etwas – sogar sehr viel. Vielleicht mehr, als ich mir eingestehen wollte. Wie würde das wohl mit uns weitergehen, wenn seine Eltern mich nicht mögen würden? Ich wollte lieber gar nicht daran denken.
„Ich mache mir aber Sorgen.", entgegnete ich.
Jensen schüttelte den Kopf und lächelte leicht. „Das musst du aber nicht.", versicherte er. „Das sind ganz normale Menschen wie du und ich.".
„Außer, dass sie reich und gutaussehend sind.", bemerkte ich. Daraufhin ließ ich mich wieder rücklings auf das Bett fallen und presste mir eins der Kopfkissen ins Gesicht. Eigentlich wollte ich in das Kissen hineinschreien, doch ich verkniff es mir.
„Woher willst du wissen, dass sie gutaussehend sind?", hörte ich Jensen fragen.
Reich waren seine Eltern also, sonst hätte er auch meine erste Aussage in Frage gestellt.
Ich nahm das Kissen von meinem Gesicht und drückte es stattdessen gegen meinen Bauch, als würde ich ein gigantisches Kuscheltier in den Armen halten. Dann deutete ich mit der flachen Hand auf ihn. „Guck dich doch an.", meinte ich. „Du siehst aus, als wärst du der Sohn von zwei Göttern.".
Jensen lachte.
„Ist doch wahr!", rief ich lachend aus.
Der verspielte Schauspieler schüttelte mit dem Kopf und legte sich dann mit einem Satz halb auf mich. Er strich mit einer Hand über meinen Kopf und sah mich mit verliebtem Gesichtsausdruck an, eher er sich hinunterbeugte und mir einen langen Kuss auf die Lippen drückte.
„Du musst dir wirklich keine Sorgen machen.", hauchte er. „Sie werden dich lieben.".
Eine Aussage, die sich als falsch erweisen sollte...

Wie Rome und JuliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt