Alles hat sich verändert

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"Seit 2 Tagen... Und sie haben immer noch keine Spur?" fragte Niklas aufgelöst. 
"Nein... Bis jetzt noch nicht" sagte der Polizist, welcher aus dem Fenster hinaus in den Regen schaute. 
"Es scheint wie als sei er vom Erdboden verschluckt. Das Telefon können wir nicht finden. Und auch sonst gibt es kaum Anhaltspunkte..." fuhrt der Mann fort bevor er sich zum Jungen umdrehte. 

Niklas musterte den Mann genau. Er war Mitte dreißig, Hatte blonde Haare und einen blonden Dreitagebart. Sein Name war Miller. James Miller. Oder auch Kommissar Miller. 

"Es muss doch etwas geben was wir tun können! Heißt es nicht die ersten 72 Stunden sind die wichtigsten?" fragte Niklas. Er war noch immer ganz aufgelöst über das verschwinden des Jungen. Es raubte ihm den Schlaf. Vor wenigen Stunden waren sie doch noch beisamen und haben gelacht. Und nun ist er verschwunden. Ob er weggelaufen oder entführt wurde weiß niemand. Schließlich gibt es im Moment für beides keinerlei Anhaltspunkte. 

"Vielleicht ist er nur von Zuhause weggelaufen und taucht in ein paar Tagen wieder auf" sprach der Polizist während er wieder auf seinem Stuhl platz nahm. 

"Er ist nicht der Typ für so etwas. Bei ihm zuhause lief alles gut. Das haben die Eltern doch auch gesagt" antworte Niklas aufgewühlt.
"Eltern sagen nicht immer die Wahrheit" entgegnete der Polizist und legte seine Hände auf den Tisch. Im ganzen Büro roch es nach Kaffee. Doch all das nahm Niklas kaum auf. 
"Er ist nicht der Typ für so etwas" sprach Niklas aufgewühlt und stand aus dem Stuhl auf.

"Ich kann deine Aufregung verstehen. Schließlich wart ihr beide ja nach deiner Aussage gut befreundet, aber wir übernehmen von hier an. Ich bin mir sicher das er wieder auftauchen wird" sprach Kommissar Miller nach wie vor beruhigt. 
"Und wenn nicht? Was ist wenn jemand ihn festhält oder entführt hat?" fragte Niklas und schaute direkt auf den sitzenden Mann. 
"Dann... Muss ich ehrlich sein... Stehen die Chancen schlecht. Die gesamte Polizei im Ort hält nach ihm Ausschau... Mehr können wir nicht tun. Es sei denn wir finden etwas heraus" antworte der Polizist welcher nach wie vor Seelenruhig war. 

"Kann ich helfen?" fragte Niklas verzweifelt. 
"Am besten du gehst nach Hause und versuchst dich zu entspannen. Sei für die Eltern da. Den Rest übernehmen wir. Ich lasse es dich wissen sollten wir irgendwelche Fortschritte machen okay?" 

Niklas schaute nur betrübt zu Boden bevor er Wortlos seine Jacke nahm und das Büro verließ. Nachdem die Tür zufiel seufzte der Polizist schwer und schaute auf das Foto mit seiner Tochter, welches sich auf dem Schreibtisch befand. Denn er verstand die Aufruhe im inneren des Jungen. Aber noch mehr die Aufregung der Eltern, denn er konnte sich nicht vorstellen wie er ohne seine Tochter leben könnte. 

Sein Blick wendete sich wieder auf seinen Computerbildschirm. Dort befanden sich alle Infos zu dem Fall. "Wir finden dich schon" sagte er leise zu sich und ging noch einmal alle Einzelheiten durch. In tiefster Hoffnung etwas zu finden welches der Sache irgendeinen Anhaltspunkt gab. 



Niklas ging derweil durch den kalten Regen nach Hause. Die Kapuze seiner Jacke hing tief in sein Gesicht während er immer weiter durch die Stadt ging. Seine Gedanken waren ganz durcheinander. Er fühlte eine Gewisse Schuld. Doch ein Moment ging ihm nicht aus dem Kopf. Wie sie sich in der Gasse in die Augen sahen. Wie er dieses warme Gefühl spürte. Dieses Vertraute schöne Gefühl. Er dachte noch einmal genau über Pauls verhalten in den letzten Tagen vor seinem Verschwinden nach. Er war so... normal. 

Als Niklas Zuhause ankam ging er direkt durch in sein Zimmer. Ohne seine Eltern zu begrüßen oder überhaupt ein Ton zu sagen. Er ließ sich an seinem Schreibtisch nieder und stütze seinen Kopf auf seinen Händen. Er schloss dabei die Augen und versuchte sich an irgendetwas nützliches zu erinnern, doch ihm fiel nichts ein. Wäre er doch einfach bei ihm geblieben. 

Vielleicht hätte er etwas tun können... Aber er tat es nicht. Und nun saß er hier. Genau so nutzlos wie er es war als er nach Hause ging. Und so holte die Schlaflosigkeit langsam Niklas ein. Er wurde sehr müde. Nach ein paar Minuten legte er sich auf sein Bett ohne sich zuzudecken. Der Junge schaute hinauf auf seine Zimmerdecke und versank wieder in Gedanken. Und all diese Gedanken drehten sich nur um den Jungen. Niklas merkte kaum das seine Augen immer schwerer wurden... Bis sie sich langsam schlossen und der Junge zur Ruhe kam... Für den Moment. 

Der HinterbliebeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt