Reue

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Niklas war nicht mehr er selbst. Und niemand nahm das in den letzten Tagen so sehr war wie sein bester Freund Jonas. In der Schule war er abwesend und hielt sich aus fast allem raus. Und so kam es das Jonas nach der Schule auf dem Weg nach Hause die Stille brach und fragte 
"Was ist mit dir los Niki?" 

Dieser reagierte erst gar nicht. Erst als Jonas ihn am Ärmel zurück zog schubste Niklas ihn mit der anderen Hand zurück. 
"Pack mich nicht so an" sagte er dabei ernst und schaute wütend in das überraschte Gesicht seines besten Freundes. 

"Was zur Hölle stimmt nicht mit dir?" fragte Jonas schockiert. 
"Ich will nicht drüber reden" antworte Niklas nur und ging weiter. 
"Wegen Paul? Weil er verschwunden ist?" fragte er. 
"Ja..." antworte Niklas nur leise. 
"Die werden ihn schon finden. Du kannst da eh nichts machen" sagte Jonas. 
Doch Niklas blieb stehen und drehte sich um. 
"Wer sagt das ich das nicht kann? Die Polizei braucht viel zu lange. In der Zeit wo wir beide hier sprechen könnte er Vergewaltigt oder getötet werden. Und ich will nicht das ihm so etwas passiert!" 
Niklas war überzeugt und ernst in seiner Stimme. 
"Fuck... Er hat das wirklich nicht verdient... Er war so ein Lebensfroher Junge..." sagte Jonas betrübt. 
"Er ist nicht Tot Jonas" antworte Niklas ernst. 
"Was macht dich so sicher?" Bei Entführungen geht das ganz schnell" erwiderte Jonas skeptisch. 
"Ich habe es im Gefühl okay? Ich weiß es einfach" 
Niklas schaute in den Himmel hinauf. In die grauen Wolken. 

"Es muss etwas geben was wir tun können" sagte er dann entschlossen. 
"Ich denke das ist eine schlechte Idee. Immerhin ist die Polizei an der Sache dran. Die Wissen schon was sie tun" 

"Ach sei ruhig. Ich will mich nicht darauf verlassen. Wie viele Leute sterben nachdem sie verschwunden sind? Zu viele. Ich will helfen Jonas" 

Niklas war so sicher und überzeugt in seinen Worten. 

"Und an was hast du Gedacht?" fragte Jonas verwundert. 
"Es muss doch irgendeinen Anhaltspunkt geben. Irgendein Zeichen. Ich... Ich weiß das er sehr nervös war als wir uns getroffen haben. Er wirkte so... paranoid" sagte Niklas und sah das Bild direkt vor seinen Augen. 

"Dann sage das der Polizei und dann sind wir raus aus der Nummer" sagte Jonas. 
"Sind wir nicht. Er ist unser Freund Jonas" antworte Niklas aufgebracht. 
"Hör zu Kumpel ich weiß nicht ob ich für sowas zu haben bin" sagte der andere zögerlich und ging sich durchs Haar. 

"Dann mach ich das eben alleine" sagte Niklas frustriert und ging einfach davon. 
"Niki warte!" rief Jonas ihm hinterher. Doch darauf reagierte er gar nicht. 

Irgendwie fühlte er sich so alleine. Als würde es jedem egal sein. Doch das hielt ihn nicht auf. Denn er war nie Entschlossener gewesen. Wenn er doch nur einen Anhaltspunkt hätte. Etwas wo er beginnen könnte. 

Und er dachte Tag für Tag darüber nach. Egal ob in der Schule, Zuhause, im Bett... 
Überall... 

Und so kam es das er wenige Tage später durch den Gang seiner Schule lief. Alleine. Ohne Jonas. Und das war ihm auch recht so. Denn Niklas konnte nicht verstehen wieso sich niemand dafür interessiert. Der Alltag geht einfach weiter. Als würde man nicht einmal bemerken das Paul fehlt. Die Vorstellung was man ihm antut raubt Niklas den Schlaf. Nichts beschäftige den Jungen mehr als die Lösung dieses Problems. Und noch immer wartete er auf ein Zeichen... Ein Signal... Einen Startschuss. 

Und wie er den Gang der Schule langsam folgte schaute er zu seiner rechten. Wie überall auf dem Flur standen auch hier Schließfächer. Die blauen Schränke waren schon etwas älter, aber man findet sie überall im langen Korridor. Doch eines stach aus den anderen hervor. 

Es war von außen verunstaltet worden. In ihn wurden Worte geritzt. Niklas hielt kurz inne und schaute auf die Worte. 

Stirb endlich
Bring dich bitte um
Du bist es nicht wert am Leben zu sein!
Wie kann man dich nur lieben? 
Homo

...

Der HinterbliebeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt