Niklas

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Wenige Tage später stand Niklas vor der Eingangstür des Polizeireviers. 11:30, wie geplant. Irgendwie überrascht es ihn nicht das er hier ist. Es war klar das sie ihn irgendwann befragen werden. Eigentlich ist er ehr überrascht das jetzt erst jemand nach ihm gefragt hat. 

Miller wartete in seinem Büro auf den Jungen. Während er auf seinem Stuhl saß reflektierte er über all das, was passiert ist. Irgendwas fehlt... Das wusste er. Irgendwas passt nicht. Seit so vielen Jahren ist er in diesem Job und eigentlich hatte er immer ein gutes Gefühl dafür wenn etwas nicht so klappt wie es soll. Und dieses mal... Paul ist nicht einfach nur verschwunden. Da gehört mehr zu, so viel mehr. 

Niklas öffnet die Tür des Büros. Es roch nach Kaffee. 
"Guten Tag, soll darf ich du sagen?" erkundigte sich der Polizist und schaute zu dem in der Tür stehenden Jungen, welcher es langsam mit der Aufregung zu tun bekam. 
"Klar" antwortete der nur und setzte sich ein wenig unsicher auf den Stuhl gegenüber des Polizisten. 

"Also, ich nehme an sie wissen weswegen ich sie hier her geholt habe?" erkundigte sich Miller und schaute dem Jungen in die Augen. 
"Ja" antwortete Niklas nur und schaute an ihm vorbei auf den Schreibtisch. 
"Gibt es was neues?" fragte er dann bevor er hoffnungsvoll in die Augen seines Gegenübers schaute. 
Miller erkannte sofort die Verzweiflung im Gesicht des Jungen. 
"Wir arbeiten an der Sache. Im Moment befragen wir das Umfeld und..." fängt Miller an. 
"Er wird nicht wieder kommen oder?" fragt Niklas dann erschüttert. 
Miller stoppt. 
"Man sagt doch immer das die ersten 48 Stunden die wichtigsten sind. Er ist jetzt schon mehrere Wochen verschwunden" sagt Niklas, aufgrund seiner Aufregung stockte er alle paar Worte und machte eine Pause. 
"Das stimmt, aber wir werden trotzdem nicht aufgeben" antworte Miller nur. Er bemühte sich optimistisch zu wirken. Die Chancen um den Jungen stehen schlecht und das war ihm auch bewusst. Aber Aufgeben war keine Option. 
"Welches Verhältnis hatten sie zu Paul? Sie gaben an am Tag seines verschwindens noch mit ihm unterwegs gewesen zu sein?" 

Die Worte des Polizisten trafen Niklas. "Ja" sagte dieser und schaute nach rechts unten. 
"Das stimmt" 
Und wie ein Film verlief der Tag vor seinen Augen. Dieser Junge... Er hat doch so viel gelacht.
"Hat er sich da irgendwie seltsam verhalten?" fragte der Polizist. 
"Naja... Wenn ich zurück denke wirkte er ein wenig unruhig... aber..." Niklas dachte nach. 
"Wir haben ja am Tag davor schon was gemacht und da wirkte er schon... krank irgendwie. Total nervös. Ich hab ihn oft gefragt ob alles gut ist aber er meinte ihm gehts gut... Ich musste dann nach Hause weil ich Probleme mit meinen Eltern hatte... Ich hab mein verdammtes Zimmer nicht aufgeräumt... scheiße... Wenn ich einfach da geblieben wäre... Er hatte mich doch gefragt..." sagte Niklas verzweifelt. 
"Ich wollte mich dann erneut mit ihm in der Gasse treffen... Kam aber etwas später und er tauchte nie auf..." 

Niklas schaute herunter. Er wollte jetzt nicht weinen. 
"Erst einmal ist es wichtig das du weißt das du nichts dafür kannst" sagte Miller dann. 
"Ich weiß es ist schwer einen guten Freund zu verlieren und das du uns von der Gasse erzählt hast hat uns schon sehr geholfen. Ich möchte deinen Freund finden, wir alle hier wollen das. Und ich weiß das du es auch willst" sprach er weiter. 

"Er fehlt mir so" sagte Niklas und schaute zu ihm hoch. Seine Augen waren ganz nass. 
"Das verstehe ich, aber wir sind an der Sache dran" 

Miller gab sich Mühe. Er konnte sehen wie sehr der Junge leidet. Der schwerste Part an seinem Beruf ist es das Leid der angehörigen zu sehen...

"Halten sie mich bitte auf dem laufenden?" fragte Niklas dann und schaute in sein Gesicht. "Naja" sagte Miller unsicher. "Eigentlich dürfen wir das nur bei näheren Angehörigen..." sagte der Polizist und seufzte. 

Niklas schwieg kurz. "Er ist mein Freund" sagte er dann und schaute dem Polizist in die Augen. "Wir... wir sind zusammen" fügte er hinzu. 
"Oh, Verzeihung davon wusste ich nichts" sagte Miller dann. "Dann halten wir dich auf dem laufenden. Und... versuche bitte erst einmal normal weiter zu machen. Ich weiß das klingt hart, aber das darf nicht dein Leben bestimmen" fuhr er fort. 

"Herr Miller" sagte Niklas dann. 
"Ja?" fragte dieser dann nach. 
"Kennen sie Kai Winter?" fragte er interessiert. 
"Ja, der Name erscheint oft im Zusammenhang mit Paul" sagte dieser dann. 

"Am Stadtrand lebt dieser Mann..." fing Niklas dann an zu erzählen "...Immer wenn ich Nachts dort vorbei gehe ist er auch da und macht seltsame Anspielungen auf Paul..." sagte Niklas unsicher. 

Miller runzelt die Stirn. "Interessant... das werden wir uns gleich mal anschauen" sagte er und schrieb sich das auf. 

"Danke das du Zeit gefunden hast Niklas. Ich verspreche dir, dass ich nicht ehr Ruhen werde ehe wir deinen Freund gefunden haben" versprach Miller aufrichtig. 
"Danke..." sagte Niklas nur und erhob sich aus dem Stuhl. 

Kurz darauf verließ er das Polizeirevier und ließ Miller mit mehr Fragen als antworten zurück. Allerdings hat er jetzt zwei Spuren... Eine Gasse und ein Mann... 

Der HinterbliebeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt