Erinnerungen

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Während Niklas schlief sah er seine letze Begegnung mit Paul wieder vor seinen Augen. Jedes Wort hörte er so klar wie als würde Paul direkt vor ihm stehen. Es war ein seltsames Gefühl. Niklas konnte seine Handlungen nicht kontrollieren. Er fühlte sich wie als würde man ihn kontrollieren. Doch trotzdem fiel ihm auf wie seltsam Paul sich verhielt. Im Nachhinein würde Niklas behaupten Paul wirkte... Nervös. 

Erneut erwachte Niklas aus seinen Träumen. Er saß nun aufrecht im Bett. Immer noch mit den Gedanken beim letzten Gespräch. Schnell stand er auf und ging an seinen Schreibtisch. Er nahm sich ein Blatt Papier und einen Stift und schrieb dort alles auf was ihm dazu einfiel. 

Besonders stark bemerkte Niklas jetzt erst wie sehr Paul wollte das er bei ihm bleibt. Wie als wäre er... Besorgt. Er führte den Gedankengang weiter fort und bemerkte wie aufgeregt er die Tage davor schon gewesen ist. Wie bei Manuels Scherz oder als er eine Nachricht bekam... 

Jetzt war Niklas sich mehr als sicher... Irgendetwas stimmte hier gewaltig nicht. Irgendjemand wollte Paul etwas... Aber da sein Telefon verschwunden war konnte er nicht erfahren was... Jedoch konnte die Polizei dies schon... 

Niklas blickte auf die Uhr. Es war 5:30. 

Komissar Miller,  welcher die ganze Nacht recherchiert hat entdeckte jedoch nichts. Nachdem er seinen Kaffee ausgetrunken hatte zog er sich seine Jacke an und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. Sein Ziel: Das Haus von Pauls Familie. Vielleicht konnte er im Zimmer des Jungen antworten finden. Er hatte schließlich die Eltern angewiesen dort nichts zu verändern bis die Ermittlungen beenden waren.  Und während er den Wagen vom Hof fuhr machte sich auch Niklas auf den Weg zu den Eltern. Denn auch er dachte sich vielleicht antworten in Paul's Zimmer finden zu können. 

Miller erreichte das Haus der Eltern zu erst. Die Mutter wartete bereits aufgelöst in der Tür. 
"Haben sie schon etwas herausgefunden?" fragte sie. 
"Nein... Noch nichts" sagte Miller mit mitfühlendem Gesichtsausdruck. 
"Er wird nicht wieder kommen oder?" fragte die völlig Aufgelöste Mutter mit Tränen in den Augen. 
"Noch ist es nicht zu spät! Ich würde mir gerne das Zimmer ihres Sohnes anschauen. Vielleicht finde ich dort noch ein paar Brauchbare Infos" sagte Miller entschlossen. 
"Tun sie was sie wollen, nur bringen sie mir mein Paul zurück" sagte die Mutter und drehte sich von ihm weg. Er sollte nicht sehen wie sie zu weinen anfing. 

Betrübt schaute er auf die Dame, bevor er schweren Herzens an ihr vorbei ging. Der Vater saß in der Küche, welche sich links von Miller befand. 
"Entschuldigung, wo finde ich das Zimmer ihres Sohnes?" fragte er. 
"Oben links..." sagte der Vater und seufzte. 
"Danke" antworte Miller und ging die Stufen hinauf zum Zimmer des Jungen. 

Vorsichtig öffnete er die weiße Tür ins Zimmer und blickte in den Raum. Auf den ersten Blick ein normales Zimmer. Nichts außergewöhnliches. Beim genaueren Hinschauen bemerkte er jedoch einen Laptop auf dem Schreibtisch. 

Nachdem er sich Handschuhe angezogen hatte ging er durch den komplett unveränderten Raum. Trotz all seiner Erfahrung findet er den Gedanken immer noch seltsam sich hier zu befinden. Immerhin lebte hier vor ein paar Tagen noch ein normaler Junge. Es sieht immer so aus als wäre der Vermisste nie weg gewesen. 

Als er sich an den Laptop setze schaute er ihn sich genau an. Ein gewöhnlicher Laptop auf einem gewöhnlichen Schreibtisch. Das Gerät war schwarz, während der Tisch aus hellem Holz war. 

Zur Überraschung des Polizisten war der Computer nicht Kennwort geschützt. Er betrachtete den Hintergrund. Es war ein Bild von Paul mit seiner Familie. Der Komissar seufzte. Der Junge sah so glücklich und unscheinbar aus. Als würde er nie jemandem etwas antun. 

Der Polizist öffnete den Browser und schaute durch den Verlauf. Nichts spektakuläres. Hauptsächlich Musik. Eine Seite erschien ihm jedoch Suspekt. Er kannte sie vom hören. Der Name der Domain war MeetingsLikeMe. Eine Seite auf der man mit anonymen Menschen chaten kann und Freundschaften schließen kann. Aber aus seiner Erfahrung wusste der Komissar das solche Orte oft von Pädophilen genutzt werden. Jeder kranke Freak hat heutzutage einen Internetzugang und kann so seinen widerlichen Verstand auf die ganze Welt loslassen. 

Leider wusste er auch das die Seite die Verläufe löscht nachdem man sie verlassen hat. Jedoch nur für den Nutzer. Vielleicht kann man über den Admin der Seite etwas herausfinden. Denn im Internet geht schließlich nichts verloren. 

Der Komissar schloss den Verlauf. Und für einen kleinen Moment schaute er auf den Jungen im Hintergrund. Er wusste genau wie selten Verschwundene lebendig gefunden werden, aber er wollte es versuchen. Erneut stellte er sich vor wie er seine Tochter verlieren könnte. Durch jemand krankes. Er konnte nicht anders als sich vorzustellen welches Trauma der Junge gerade durchleben könnte. Verschwunden, irgendwo alleine mit seinem Entführer... Wenn er überhaupt noch am Leben ist. 

"Haben sie etwas gefunden?" fragte die Stimme des Vaters. Als Miller sich umdrehte sah er den Vater im Türrahmen stehen. 
"Nicht viel, aber wir haben eine Anonyme Chat Seite gefunden. Offenbar hat ihr Sohn vor ein Paar Tagen dort mit einer Person geschrieben" teilte der Polizist mit. 
"Ich wusste es... Immer und immer wieder sagt man seinen Kindern sie sollen nicht auf solche Seiten gehen. Und trotzdem hören sie nicht auf einen. Wer weiß an was für einen... einen Mensch er da geraten ist. Und was dieser Mensch mit ihm vor hat" 

Der Vater setzt sich bestürzt aufs Bett und legt seinen Kopf in seine Hände. 
"Wir können nicht zu 100% sagen das die Seite etwas damit zu tun hat aber ich werde versuchen die Verläufe zu bekommen" versprach Miller und blickte mit einem bemitleidenden Gesichtsausdruck zum Vater. 

"Ich habe nie viel mit ihm gemacht wissen sie. Er war sehr still und viel in seinem Zimmer. Und trotzdem war er immer da. Und jetzt... ist er einfach verschwunden... Er war ein guter Junge..." 
Der Vater machte eine Pause. 
"Haben sie Kinder?" fragte er dann und schaute mit glasigen Augen auf den Komissar. 
Dieser nickte nur stumm. 
"Dann wissen sie... Das ab dem Moment wo man das erste Mal sein Kind im Arm hält... Es atmen spürt... und diesen kleinen Herzschlag fühlt... ab diesem Moment schwört man dieses Lebewesen mit seinem Leben zu beschützen... Jeder Vater tut das... Und jede Mutter. Aber wir... Wir haben versagt..." sagte er während er immer auf einen festen Punkt schaute. Sein Stimme klang immer und immer weinerlicher bis es letzen endes aus ihm herausbrach. 

Miller setze sich neben ihm und legte dem Vater seine Hand auf die Schulter. 
"Ich habe versagt..." sagte er Vater aufgelöst. 
"Ich finde ihren Sohn... Das verspreche ich ihnen... Bei meiner Ehre als Vater..." sprach er beruhigend. 
"Und ich werde die Person welche ihm leid angetan hat dafür bestrafen..." fügte er hinzu. 
"Danke... Ich bitte sie... Ich bitte sie von ganzem Herzen... Helfen sie dort wo wir versagt haben und bringen sie uns unseren Jungen zurück..." antwortete der Vater. 

"Das werde ich" sprach Miller überzeugt heraus. 

Nach wenigen Minuten machte er sich auf den Weg zu seinem Dienstwagen. Bereits mit dem Telefon in der Hand und der Nummer des Kontaktes bei der Website...

Der HinterbliebeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt