In der darauffolgenden Zeit geschah innerhalb des Zimmers nicht viel. Einige Zeit hatte ich aus dem Fenster geguckt, um meine Umgebung zu mustern. Ich schien mich in einem älteren Haus zu befinden mit einem riesigem Garten, welcher jedoch überhaupt nicht gepflegt wurde. Man könnte direkt am Haus eine Terrasse anlegen und wenn man die Grünfläche mal mähen würde, könnte man dort ideal mit Kindern oder Hunden herum toben oder einen Pool bauen. Es gab sicher viele Leute, die sich so einen riesigen Garten wünschen würden, aber zu diesen Personen schien Louis nicht zu gehören. Ihn interessierte der Garten augenscheinlich gar nicht.
Um den Garten herum war eine hohe Steinmauer, die den Blick aufs Grundstück verbarg. Die einzige Lücke der Mauer bildete ein Metalltor, welches aus der Ferne nicht aussah, als könnte man es noch bewegen. Das Haus befand sich scheinbar mitten im Wald, weswegen wahrscheinlich nicht viele Leute vorbei kamen. Würde Jemand in die Nähe des Hauses kommen, könnte ich vielleicht auf mich aufmerksam machen und gerettet werden. Allerdings befürchtete ich eher, dass sobald Jemand einen Fuß auf das Grundstück setzte, er Louis neues Opfer werden würde.
Mal abgesehen von den K.O.-Tropfen, hatte Louis mir noch nichts getan. Doch würde dies sicher nicht so bleiben. Er schien Spaß am Morden zu haben, aber vielleicht könnte ich ihn irgendwie dazu bekommen aufzuhören. Es war scheinbar meine einzige Möglichkeit. Eine Flucht schien aussichtslos zu sein. Das Haus war zwar alt, dafür waren die Fenster aber umso stabiler. Es war Panzerglas. Louis musste sie nachträglich einbauen lassen haben, wobei ich mich fragte, welches Unternehmen in den Wald fuhr, um Fenster zu tauschen. Es musste jede Menge Geld geflossen sein oder Louis hatte gute Kontakte. Eine dritte Variante gab es noch, die am meisten zu Louis passen würde, er hatte den Handwerker unter Druck gesetzte und anschließend vermutlich getötet.
Seufzend setzte ich mich auf. Die letzten Stunden hatte ich auf der alten Matratze gelegen und die Decke angestarrt. Anhand des Sonnenstandes würde ich schätzen, dass es inzwischen später Nachmittag war. Schon mehrfach hatte mein Magen geknurrt und meine Kehle war komplett trocken. Außer dem Kaffee am Morgen, welchen ich tatsächlich noch getrunken hatte, hatte ich heute noch nichts zu mir genommen.
Draußen ertönten Motorgeräusche. Sofort war ich auf den Beinen, um aus den Fenster schauen zu können. Ein schwarzer Jeep parkte gerade auf dem Grundstück. Mit zwei Pizzen in der Hand stieg Louis aus, wobei ich mir leider eingestehen musste, dass er verdammt gut aussah. Warum konnte er nicht einfach ein alter, widerlicher Kerl sein? Es wäre viel einfacher ihn zu hassen, wenn er nicht genau mein Typ wäre. Ich ließ mich wieder auf der Matratze nieder.
Nur wenig später wurde die Zimmertür aufgeschlossen und Louis kam herein. Die beiden Pizzen trug er noch immer bei sich.
"Hunger?", erkundigte er sich.
"Ich bin am verhungern.", teilte ich ihm mit.
"Verhungern ist ein langweiliger Tod. Derjenige, der verhungert, leidet zwar, aber für mich ist es langweilig. Da macht eine aufgeschlitzte Kehle oder so was mehr Spaß."
"Können wir bitte vor dem Essen nicht über solche Sachen reden?", bat ich den Kleineren.
"Du hast doch mit dem Thema angefangen."
"Das war doch nur so daher gesagt. Ich wollte jetzt kein ausführliches Gespräch über Todesursachen anfangen." Louis zuckte mit den Schultern und ließ sich mit den beiden Kartons neben mir auf der Matratze nieder. "Was ist mit den Anderen?", wollte ich wissen.
"Was soll mit denen sein?", hakte Louis nach, ehe er mir eine Pizza reichte und seinen eigenen Karton öffnete.
"Bekommen die auch Pizza?"
"Warum sollten sie?", lautete seine Gegenfrage.
"Weil sie genau wie ich hier gefangen gehalten werden."
"Ich bin kein Millionär, der täglich für zwanzig Leute ein komplettes Festmahl kaufen kann. Die sollen sich freuen, dass sie zumindest Brot und Wasser bekommen."
"Du könntest auch einfach die zwanzig Leute frei lassen, dann würde es das Problem gar nicht geben." Für meine Aussage erhielt ich einen bösen Blick von Louis. "Du kochst dir doch auch ..." Louis unterbrach mich.
"Ich kaufe mir fertige Sachen, da ich nicht kochen kann."
"Oh ... Und wenn ich es dir zeige?" Skeptisch musterte Louis mich.
"Was hast du davon?"
"Ich bekomme was von dem Essen ab, komme mal aus diesem Zimmer raus und hab sogar ne Beschäftigung ... und vielleicht können die Anderen auch was von dem Essen abbekommen."
"Sie werden sowieso sterben, Harry. Ob sie nun morgen verhungern oder ich sie nächste Woche selbst umbringe."
"Und wieso bringst du mir dann eine Pizza mit? Ich werde doch auch sterben wie die Anderen."
"Ich hab dir doch gesagt, dass du anders bist."
"Also lässt du mich am Leben?"
"Das weiß ich noch nicht." Während des Gespräches hatte Louis seine Pizza zur Hälfte aufgegessen, während ich noch beim ersten Stück war. Mir war der Appetit vergangen.
"Steht der Deal mit dem Kochen?", erkundigte ich mich. Ich brauchte irgendeine Beschäftigung und vielleicht könnte ich Louis dadurch überzeugen mir nichts zu tun. Eventuell könnte ich ja sogar soweit auf ihn einreden, dass er auch den Anderen nichts tun würde. Es würde wahrscheinlich schwer werden, aber ein Versuch war es wert. Louis musterte mich aufmerksam, ehe er mit einem Nicken zustimmte.
"Aber ein dumme Aktion und dir fehlt mindestens ein Körperteil. Iss deine Pizza jetzt." Mir fehlte noch immer der Appetit, da ich jedoch nicht wusste, wann ich das nächste mal etwas bekommen würde, wollte ich lieber kein Risiko eingehen und aß schweigend meine Pizza. Louis war deutlich schneller als ich fertig, leistete mir jedoch noch Gesellschaft. Zwischendurch holte er mir noch eine Flasche Wasser, ansonsten blieb er ruhig neben mir sitzen. Dafür dass ein mehrfacher Mörder neben mir saß, war ich überraschend entspannt. Ich hatte im Club einen Louis getroffen, den ich mochte und den ich gerne weiter kennengelernt hätte. Aktuell hatte ich es aber nun mal mit dem Louis zu tun, der es liebte zu töten.
In diesem Moment hatte ich keine Angst vor ihm, aber vertrauen konnte ich ihm auch nicht.
Hatte er im Club vielleicht nur eine Rolle gespielt oder hatte er als Mörder eine Maske aufgesetzt, um sich selbst vor irgendwas zu schützen?
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Welcher Louis ist in euren Augen der "richtige" Louis?
Und was haltet ihr von Harrys Idee mit dem Kochen?
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Lieb mich, du Psycho [Larry]
FanfictionEr ist ein Psychopath. Ich war eins seiner vielen Opfer, welche er nur zu gerne quälte, bevor er sie umbrachte. Ich hasste ihn, aber irgendwie auch nicht. Es gab eine andere Seite von ihm, die manchmal zum Vorschein kam. Eine Seite in die man sich v...