"Guten Morgen, Püppchen." Louis Worte und ein Poltern rissen mich aus meinen unruhigen Schlaf. Mühsam richtete ich mich auf der alten Matratze auf, um meinen Entführer besser ansehen zu können, dieser musterte die Platzwunde an meinem Kopf. "Schade, es hat aufgehört zu bluten." Mit dem Fuß trat er gegen eine Plastikflasche, die vermutlich die Ursache des Poltern gewesen war und nun zu mir rüber rollte. Eilig ergriff ich die Flasche, um etwas Wasser trinken zu können, doch bevor ich den Verschluss auch nur berühren konnte, wurde sie mir von Louis wieder aus der Hand geschlagen. "Habe ich das erlaubt?"
"Ich dachte ..."
"Du solltest nicht denken, scheint nicht deine Stärke zu sein." Louis öffnete die Flasche und kippte das Wasser vor meinen Augen auf den Boden. "Ich dachte mir, dass du vielleicht die anderen Besucher mal kennen lernen möchtest."
"Eigentlich ...", begann ich, wurde jedoch direkt wieder von Louis unterbrochen.
"Du hast eh kein Mitspracherecht, also spar dir den Atem, solange du ihn noch hast. Vielleicht sind das hier ja deine letzten Atemzüge und in ein paar Minuten liegst du dort tot. Alles ist möglich, aber jetzt hoch mit dir." Ohne auf eine Reaktion von mir zu warten, drehte sich Louis um und lief Richtung Tür. Ich zögerte, entschied mich dann aber doch dazu ihm zu folgen, da ich ihn nicht mehr als nötig verärgern sollte. Je wütender Louis war, desto mehr müssten Menschen unter ihm leiden. Mit etwas Abstand folgte ich dem Kleineren also schließlich runter in den Keller. Unterwegs entdeckte ich die Scherben der Tasse, die ich hatte fallen lassen. Für einen Moment stoppte Louis. Irritiert musterte er die Scherben, als könnte er sich nicht erklären, wo sie herkamen. Der Wahre-Louis hatte mir erzählt, er wüsste nicht, was sein Böses-Ich tat und so wie es gerade aussah, war es anders herum ebenfalls der Fall. Louis wusste, dass er zwei Leben führte, konnte sich jedoch nur an eins zur Zeit erinnern.
Der Brünette verlor kein einziges Wort über die zerstörte Tasse, sondern setzte sein Weg einfach fort.
"Zur Zeit habe ich mit dir elf Besucher, die unterschiedlich betreut werden. Mit einigen macht es eigentlich kein Spaß mehr, aber sie sind auch nicht die Mühe wert es für sie zu beenden. Früher oder später sterben sie schon von allein, da kann ich meine Zeit lieber sinnvoller nutzen. Am Besten gefallen mir die, die um ihr Leben flehen. Hin und wieder ist es auch mal ganz amüsant, wenn sie versuchen zu fliehen. Jedoch schein ich nur Versager hier zu haben, denn noch keiner hat es geschafft. Ein Einziger hatte es mal bis zur Einfahrt geschafft, dort hab ich ihn niedergeschossen. Er war nicht sofort tot, also habe ich ihn an den Zaun gekettet und den Strom angeschaltet. Wenig später ist seine Leiche dann doch bei den anderen Versagern gelandet. Einen Fluchtversuch kannst du dir also sparen, aber langweilen solltest du mich auch nicht."
"Und was kann ich tun, um dich nicht zu langweilen?", wollte ich erfahren.
"Das muss du dir schon selbst überlegen." In einem Gang mit schweren Metalltüren blieben wir stehen. Am unteren Rand hatten die Türen kleine Luken, die ca. 30 cm breit und 15 cm hoch waren und alle offen standen. "So kann man die Schreie oben besser hören", erklärte Louis mir. Ich nickte nur kurz. Aus einigen der Räume hörte ich Wimmern oder Schluchzen. Wir waren alle Louis Gefangenen, doch die Leute hier unten mussten deutlich mehr unter unserem Entführer leiden. Sie bangten um ihr Leben, während Louis mit einem zufriedenen Lächeln vor mir stand und es genoss. Ich wollte ihm helfen, doch in jeder Sekunde, die verstrich, litten die Menschen hier unten. Egal wie sehr ich es hoffte, Louis würde nicht einfach aufhören. Im Gegenteil sogar, wahrscheinlich würde es immer schlimmer werden. Der Böse-Louis schien langsam immer mehr das Kommando zu übernehmen, weswegen ich eines Tages meinen Louis vielleicht verlieren würde. Ich konnte nicht viel machen, weil ich mich mit solchen Sachen einfach viel zu wenig auskannte. Er bräuchte professionelle Hilfe.
Im Schlafzimmer hatte Louis mir gesagt, dass er bereits selbst versucht hatte, die Polizei zu alarmieren, zuvor aber die Kontrolle verloren hatte. Er will es beenden, kann es aber nicht, also werde ich das für ihn übernehmen müssen. Selbst wenn Louis mich dafür hassen würde, der Horror musste enden. Ich konnte nicht länger tatenlos zusehen, wie ein Mensch nach dem Anderen starb.
Es wurde Zeit zum Handeln.
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Lieb mich, du Psycho [Larry]
ФанфикEr ist ein Psychopath. Ich war eins seiner vielen Opfer, welche er nur zu gerne quälte, bevor er sie umbrachte. Ich hasste ihn, aber irgendwie auch nicht. Es gab eine andere Seite von ihm, die manchmal zum Vorschein kam. Eine Seite in die man sich v...