Seine Finger krallten sich in meine Schultern, während ich immer wieder in ihn stieß. Im Raum war nichts zu hören außer unser Stöhnen. Gierig presste ich meine Lippen auf seine und verwickelte ihn in einen Zungenkuss. Seine Beine schlangen sich fester um meine Hüfte. Ich drang tiefer in ihn ein. Mit jedem Stoß kam ich meinem Höhepunkt näher. Ich ließ von seinen Lippen ab, um ihn ansehen zu können. Mit einem schadenfrohen Grinsen erwiderte er meinen Blick. Genau in diesem Moment ertönte ein qualvoller Schrei, welchen ich wohl nie wieder vergessen würde.
Ich schreckte aus meinem Traum hoch, doch der Schrei blieb. Der Schrei, welcher von einer Frau zu stammen schien, war voller Todesangst und Schmerz. Was auch immer diese Person gerade erlebte, es musste grausam sein und ich konnte mir schon denken, wer dafür verantwortlich war. Irgendwie musste ich ihr helfen. Doch würde ich dann ihren Platz einnehmen? Würde Louis mir dasselbe antun? Konnte ich der Frau überhaupt noch helfen oder würde ich mich grundlos in Gefahr bringen?
Niemals könnte ich es mir verzeihen, wenn diese Frau nun sterben sollte und ich nicht zumindest versucht hätte, es zu verhindern. Ich hörte auf mir Gedanken über die Folgen meines Handelns zu machen, stattdessen sprang ich auf. So laut ich konnte schrie ich immer wieder Louis Namen. Gleichzeitig hämmerte ich an der Tür. Die Schreie der Frau konnte ich nicht mehr hören, da ich sie mit meinem eigenen Lärm übertönte.
Plötzlich wurde hart von außen gegen meine Tür geschlagen, weswegen ich erschrocken einen Schritt zurückwich. Im nächsten Moment flog die Tür auf. Ein vor Wut kochender Louis stand vor mir, welcher überseht war mit Blutflecken.
"WAS?!", schrie er mich an.
"I-ist sie ... tot?", flüsterte ich, wobei ich noch etwas mehr Abstand zwischen uns brachte.
"Natürlich ist sie das und ich hätte ihr gerne noch etwas länger beim Sterben zugesehen, doch musstest du mit deinem Geschrei ja den schönen Moment zerstören!" Schweigend starrte ich den Kleineren an. Er hatte vor wenigen Sekunden einen Menschen getötet und bereute es nicht einmal. Im Gegenteil sogar, er beschwerte sich darüber, dass er es nicht länger genießen konnte. "Was wolltest du?!", verlangte er zu erfahren.
"Ich wollte, dass die Schreie aufhören.", gab ich ehrlich zu. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich ehrlich zu Louis sein sollte. Ich musste sein Vertrauen gewinnen und dafür wären Lügen sicher nicht hilfreich.
"Du hast mich mit Absicht gestört", stellte er fest. "Du wusstest, dass ich sie töte und wolltest mich davon abbringen." Ich konnte ihm ansehen, dass er nicht wusste, wie er mit dem neuen Wissen umgehen sollte.
"Du hättest sie nicht töten müssen", sagte ich.
"Stimmt, hätte ich nicht", stimmte Louis zu. "Aber ich wollte es. Sie war schwach, lag nur noch herum und hat nicht mal mehr geheult. Es wurde langweilig mit ihr. Ich hab dir doch gesagt, wer mich langweilt stirbt."
"Aber..."
"Harry, in diesem Haus wird nach meinen Regeln gespielt und ganz sicher beinhalten diese nicht, dass ich mit dir ausdiskutieren muss, wen ich töte und wen nicht. Falls du mich entschuldigst, unten wartet noch ein Langweiler, den ich gerne heute Nacht noch los werden würde." Entsetzt starrte ich ihn an. Heute sollte noch eine unschuldige Person durch ihn sterben. Louis wandte sich bereits wieder von mir ab, als ich seinen Namen rief. Fragend,aber auch genervt, sah er zu mir, doch wusste ich nicht, was ich sagen könnte, um ihn vom Töten abzuhalten. Ohne wirklichen Plan lief ich auf ihn zu, was allerdings zur Folge hatte, dass Louis sich wieder mit dem kompletten Körper zu mir drehte und ein blutverschmiertes Messer hervorholte, welches er auf mich richtete. Sein kompletter Körper war angespannt. Er würde nicht zögern zuzustechen. Sofort stoppte ich.
"Lou", hauchte ich, wobei ich ganz langsam eine Hand ausstreckte und diese auf Louis Hand legte, mit welcher er das Messer hielt. Ich verdrängte, dass das Blut der Frau sich nun auch an mir befand. Aufmerksam beobachtete mein Gegenüber mich. "Ich will dich nicht angreifen, nimm das Messer bitte runter." Nur langsam folgte er meiner Bitte und ließ den Arm sinken, so dass ich den Abstand zwischen uns weiter verringern konnte. Wir standen uns nun genau gegenüber. Louis musste etwas hoch gucken, um mir ins Gesicht sehen zu können. Wäre das Messer nicht, hätte ich vermutlich gute Chancen bei einem Kampf. Vielleicht könnte ich es schaffen Louis irgendwo einzusperren, alle Gefangenen zu befreien und mit ihnen zu flüchten. Ich könnte die Polizei zu diesem Haus schicken. Louis würde festgenommen und für eine sehr lange Zeit weggesperrt werden. Eventuell könnte ich ihm das Messer aus der Hand reißen und meine Gedanken in die Tat umsetzen, aber ich tat es nicht. Etwas hielt mich davon ab.
Statt einen Kampf zu beginnen, lehnte ich mich langsam vor. Unter Louis skeptischen Blick hob ich eine Hand vorsichtig an seine Wange. Mit dem Daumen strich ich über seine Haut, während ich meine zweite Hand an der anderen Wange platzierte. Als wäre der Kleinere zerbrechlich hielt ich sein Gesicht zwischen meinen Händen. Ich lehnte mich weiter vor. Gleichzeitig zog ich seinen Kopf weiter zu mir bis sich unsere Lippen minimal berührten. Direkt brachte ich wieder einige Zentimeter zwischen uns, wobei ich bemerkte, dass Louis sein Gesicht mir entgegen streckte. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Wenn man von all dem Blut absah, sah Louis gerade unglaublich süß aus. Seine Körperhaltung war deutlich entspannter geworden und ich hatte das Gefühl, als hätte ich in diesem Moment die Kontrolle über das Geschehen.
"Küss mich", bat Louis mich.
"Lass das Messer fallen und ich tue es." Er zögerte. "Ich werde dich nicht verletzen und ich werde auch nicht probieren zu flüchten oder sonst was. Du sagtest, ich soll dir vertrauen, also vertraue bitte auch du mir." Es vergingen noch ein paar Sekunden, dann ließ er tatsächlich das Messer zu Boden fallen. Im gleichen Moment spannte sich sein kompletter Körper wieder an. Einen Fuß stellte ich aufs Messer und gab diesem einen Schubs, so dass außerhalb unserer Reichweite im Flur liegen blieb. Den Abstand zwischen uns verringerte ich wieder. Unsere Lippen trafen sanft aufeinander. Zurückhaltend bewegten sie sich aufeinander. Es fühlte sich unglaublich gut an ihn zu küssen und nur zu gerne, hätte ich den Kuss weiter vertieft, doch wollte ich die ruhige Stimmung nicht riskieren.
Ich ließ Louis Gesicht los, stattdessen platzierte ich meine Hände an seiner Hüfte und zog ihn sanft etwas enger an mich. Louis legte seine Hände auf meine Schultern. Ein weiteres mal löste ich mich von seinen Lippen.
"Gibt es hier eine Dusche?", erkundigte ich mich.
"Ja, warum?"
"Zeigst du sie mir?", stellte ich die nächste Frage ohne aufs Louis Gegenfrage einzugehen. Skeptisch musterte er mich, nickte jedoch und nahm die Hände von meinen Schultern. Ich ergriff seine Hand. Unsere Finger verschränkten sich wie automatisch miteinander. Erstaunt stellte ich fest, dass seine Hand wie für meine gemacht zu sein schien. Sie passten perfekt ineinander. Für einen Moment sahen wir beide einfach auf unsere Hände, ehe Louis sich umdrehte und los lief. Mich zog er dabei sanft mit sich.
Scheinbar hatte ich nun meinen Louis aus dem Club vor mir. Doch wie lange würde es so bleiben? Und wie riskant war es, Louis absichtlich in meine Nähe zu lassen?
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War es richtig, dass Harry Louis Aufmerksamkeit von der Frau auf sich lenken wollte, um sie zu retten?
Und war es ein Fehler Louis in seine Nähe zu lassen?
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Lieb mich, du Psycho [Larry]
FanfictionEr ist ein Psychopath. Ich war eins seiner vielen Opfer, welche er nur zu gerne quälte, bevor er sie umbrachte. Ich hasste ihn, aber irgendwie auch nicht. Es gab eine andere Seite von ihm, die manchmal zum Vorschein kam. Eine Seite in die man sich v...