18. Kapitel

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Harrys Pov

Den Vormittag verbrachte ich noch in der Uni, wo ich mich nicht wirklich auf die Vorlesungen oder die Gespräche meiner Freunde konzentrieren konnte. Immer wieder glitten meine Gedanken zu Louis, während meine Vorfreude, ihn endlich wieder zu sehen, gefühlt mit jeder Minute stieg. Doch gleichzeitig hatte ich auch Angst, dass ich meinen Louis heute gar nicht treffen würde, sondern lediglich seine böse Seite. Diese Sorge hatte sich auch längst auf die Gerichtsverhandlung übertragen. Das Urteil könnte davon abhängig sein, welcher Teil von Louis im Gerichtssaal die Kontrolle hatte. Vielleicht könnte ich bis dahin eine Taktik herausfinden, um den richtigen Louis in der Vordergrund zu locken ... zumindest wenn ich mehr Zeit mit ihm verbringen könnte. 

Nach der letzten Vorlesung machte ich mich direkt auf den Weg zu meinem Auto ohne auf meine Freunde zu warten. Mir fehlten die Nerven für weitere Gespräche, auf die ich mich doch nicht konzentrieren konnte . Zudem könnte irgend Jemand noch auf die Idee kommen, dass wir heute  was zusammen unternehmen könnten und dann müsste ich mir auch noch eine Ausrede einfallen lassen, die meine Freunde mir vermutlich eh nicht glauben würden, da ich ziemlich schlecht im Lügen war. 

Ohne Zwischenfall erreichte ich mein Auto, warf meinen Rucksack auf die Rückbank und steuerte den Wagen zum Gefängnis. Ursprünglich hatte ich geplant mir unterwegs noch etwas zum Mittag zu besorgen, doch da ich nicht wirklich Hunger hatte, ließ ich den Zwischenstopp aus. Jedoch erreichte ich dadurch früher als geplant mein Ziel und durfte noch zwanzig Minuten auf Mr. Davies warten. Die Wartezeit verbrachte ich damit auf dem Parkplatz auf und ab zu laufen. 

Zu meinem Glück pünktlich, parkte der Anwalt seinen Wagen, welcher mindestens doppelt so teuer wie mein eigener war, neben mir und stieg aus. 

  "Guten Tag, Mr. Styles. Warten Sie schon lange?", erkundigte er sich, wobei er mir ein Lächeln schenkte. Verneinend schüttelte ich den Kopf und versuchte mich ebenfalls an einem Lächeln, was dazu führte, dass Mr. Davies mich skeptisch musterte. "Ist alles in Ordnung?"

  "Ja, aber können wir bitte rein", drängelte ich, obwohl gleichzeitig ein Teil von mir weit weg von diesem Ort wollte, was hauptsächlich an der Sorge lag, dass ich dem bösen Louis begegnen könnte. Mr. Davies sagte nichts mehr und holte stattdessen seine Aktentasche aus dem Auto. Gemeinsam begaben wir uns ins Innere des Gebäudes. Da die Mitarbeiter Mr. Davies scheinbar bereits kannten, lief das komplette Verfahren deutlich schneller ab, als bei meinem Besuch. Die Ausweise mussten nicht vorgelegt werden und sogar auf das Abtasten wurde verzichtet. Wir erhielten direkt unsere Besucherpässe, sowie die Pieper, damit wir ein Notsignal senden könnten, falls etwas passieren sollte. Ein Gefängniswärter führte uns einige Gänge entlang, wobei wir die ein oder andere Sicherheitstür hinter uns ließen. 

Mr. Davies und ich betraten einen kleinen Raum, der genau so spärlich eingerichtet war, wie der Raum, den ich bereits kannte. Der Gefängniswärter verließ uns direkt wieder. 

  "Atmen Sie mal tief durch, Mr. Styles, sonst fallen Sie mir hier gleich noch um", meinte Mr. Davies, wobei er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Ich folgte seinem Ratschlag, schloss die Augen und atmete einige male tief durch, was leider nichts an meinem schnellen Herzschlag änderte. 

Es verging noch eine gefühlte Ewigkeit bis sich die Tür endlich wieder öffnete und Louis in Begleitung eines Wärters den Raum betrat. Vorsichtig lächelte ich ihn an. Als er mein Lächeln erwiderte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Der Wärter wollte Louis gerade wieder am Tisch festketten, wurde jedoch von Mr. Davies aufgehalten. 

  "Das ist nicht notwendig. Ich bin mir sicher, dass Mr. Tomlinson sich benehmen wird, ansonsten haben wir die Pieper ja auch noch." Unsicher sah der Wärter zum Anwalt, ließ es dann aber tatsächlich sein und verließ den Raum. Ich sah den Anzugträger erstaunt, aber auch dankbar an. Er lächelte mich kurz an, ehe er sich Louis zuwandte. "Wie geht es Ihnen, Mr. Tomlinson."

  "Es war schon mal besser, aber es geht schon", antwortete Louis und fuhr sich einmal durch die Haare, dann sah er zu mir. Einen Moment sahen wir uns einfach nur an, beide mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen. Schlussendlich war ich derjenige, der den Abstand überbrückte und den Kleineren in eine feste Umarmung zog. Es konnte mir niemand sagen, wann das nächste Treffen ohne Gefängniswärter stattfinden würde oder ob es überhaupt bis zur Gerichtsverhandlung noch ein Treffen geben wird. Louis Arme schlangen sich um meinen Oberkörper, während er den Kopf an meine Schulter lehnte. "Warum bist du hier?", wollte er wissen. 

  "Weil ich dich sehen wollte", gab ich ehrlich zu. 

  "Das ist verrückt, Harry, ich bin eine Gefahr für dich."

  "Nicht du bist die Gefahr ..." Ehe ich weitersprechen konnte, unterbrach Louis mich. 

  "Egal ob ich, irgendein anderes ich oder sonst was, in meiner Nähe bist du nicht sicher. Ich will dir nicht wehtun, aber kann es nicht kontrollieren. Wenn ich die Kontrolle verlieren und du ..." Statt ihn weiterreden zu lassen, legte ich einen Finger an sein Kinn und drückte seinen Kopf etwas hoch damit ich ihm ins Gesicht blicken konnte. Meine Geste ließ Louis verstummen. 

  "Ich lasse dich nicht allein, Louis", versprach ich, dann legte ich meine Lippen sanft auf seine. Der Brünette zögerte, erwiderte den Kuss dann aber doch. Meine Arme schlang ich fester um den kleineren Körper, während Louis sich mit beiden Händen in mein Oberteil krallte. Mir wurde erst jetzt bewusst, wie sehr ich das Gefühl seiner Lippen auf meinen vermisst hatte und obwohl dieser Ort hier alles andere als romantisch war, könnte die Zeit meinetwegen jetzt anhalten, damit der Kuss niemals endete. In diesem Moment gab es nur uns ... und Mr. Davies, der mit einem Räuspern auf sich aufmerksam machte. 

Nur widerwillig löste ich mich von Louis und sah den Anwalt an, wobei mein Gesicht vermutlich einen Rotton angenommen hatte. 

  "Ich bin vor Tür, wenn irgendwas sein sollte. Notfalls haben Sie, Mr. Styles,  ja auch noch Ihren Pieper." Ich nickte schweigend, was ausreichte, damit Mr. Davies den Raum verließ. Mir auf die Unterlippe beißend, wandte ich mich Louis zu, der noch auf die Tür sah. 

  "Lou?", sprach ich ihn vorsichtig an. Der Angesprochen sah mich direkt an. "Geht es dir wirklich gut? Bitte sei ehrlich."

  "Ich ...", begann er, brachte den Satz aber nicht zu ende, sonst schüttelte nach einigen Sekunden der Stille lediglich mit dem Kopf. 

  "Möchtest du  drüber reden?" Erneut verging etwas Zeit, ehe ich eine Antwort erhielt. 

  "Können wir noch für ein paar Minuten einfach hier stehen und nicht über diesen ganzen Mist reden? Ich versuche auch solange, normal zu bleiben, wenn ich überhaupt noch ansatzweise dazu in der Lage bin. Sagen wir zehn Minuten, dann können wir reden." 

  "Natürlich", stimmte ich zu, da ich ihn auf gar keinen Fall zu irgendwas zwingen wollte. Statt also weiter nachzuhaken, drückte ich Louis einen Kuss auf den Haaransatz und hielt ihn in den nächsten Minuten einfach nur fest. 

Lieb mich, du Psycho [Larry]Where stories live. Discover now