7. Kapitel

991 91 25
                                    

Harrys Pov

Ich schlief so gut wie schon lang nicht mehr, was daran liegen könnte, dass Louis Bett einfach viel bequemer war als die alte Matratze. Erst am nächsten Morgen wurde ich wieder wach, wobei ich direkt feststellte, dass ich allein im Zimmer war. Von Louis fehlte jeder Spur und ich war mich nicht sicher, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht. Es hatte sich gut angefühlt ihn in meinen Armen zu halten, doch hatte ich im Hinterkopf, dass er gefährlich war. Irgendwo im unterem Stockwerk befanden sich mehrere Gefangene, die der Brünette sicher nicht lebendig gehen lassen würde. Er war bereits sauer gewesen, als ich ihn davon abhalten wollte eine einzige Person zu foltern, da wollte ich gar nicht erfahren, was passieren würde, wenn ich ihn bitten würde, alle Gefangenen gehen zu lassen. Sicherlich würde er ausrasten und irgendjemanden verletzten oder sogar noch schlimmeres antun. Mit jedem Versuch ihn zur Vernunft zu bringen verlor er etwas mehr Vertrauen zu mir und das wollte ich nicht. Er sollte mir vertrauen können. 

Seufzend wollte ich aufstehen, wobei ich etwas an meinem Fußknöchel spürte. Ich schlug verwundert die Bettdecke zur Seite und erkannte eine dicke Kette, die von meinem Bein bis zu einem Metallring an der Wand führte. Louis hatte mich irgendwann in den letzten Stunden einfach angekettet. Soviel also zu seinem Vertrauen. 

Die Kette gab mir zwar einige Meter Bewegungsfreiraum, aber aus dem Zimmer würde ich damit sicher nicht kommen. Obwohl ich nicht weit kommen würde, stand ich trotzdem auf. Das Handtuch vom vorherigen Tag war verschwunden, stattdessen trug ich eine Boxershorts. Wie tief hatte ich bitte sehr geschlafen, dass Louis mir unbemerkt etwas anziehen konnte? Ich wollte mir lieber keine Gedanken darüber machen, was er noch alles hätte mit mir anstellen können und lief stattdessen zur geschlossenen Zimmertür, welche ich öffnete. Weiter kam ich dank der Kette jedoch nicht. 

  "Louis?", rief ich laut. Es dauerte eine ganze Weile bis ich Schritte aus dem unterem Stockwerk wahrnahm. Wenig später erschien die gerufene Person mit nassen Haaren und blutigen Händen auf der Treppe. 

  "Morgen", begrüßte er mich. "Ich hoffe, die Kette stört dich nicht. Sicherheit geht vor." 

  "Du hast wieder Jemanden verletzt", stellte ich fest. Einen Moment sah Louis mich fragend an, ehe sein Blick zu dem Blut an seinen Fingern glitt. Plötzlich spannte sich sein kompletter Körper an. 

  "I-ich ... Nein, das ... nein ...", stotterte er vor sich hin, ehe er schon fast panisch wieder nach unten verschwinden wollte, dabei jedoch ins Straucheln geriet und auf den Knien landete. Sein Blick war starr auf seine Hände gerichtet.  

  "Louis", sprach ich ihn an, bekam jedoch keine Reaktion. "Hey Lou, schau mich an." Als ich noch ein "Bitte" hinterher schob, drehte der Kleinere sein Gesicht endlich in meine Richtung. Erschrocken bemerkte ich die Tränen, welche in seinen Augen schimmerten. "Komm mal her", bat ich ihn. Nur zögerlich erhob er sich vom Boden und kam zu mir. Kaum war er in Reichweite, zog ich ihn an mich und schlang meine Arme fest um ihn. Louis legte seinen Kopf auf meine Schulter, wobei er sich an mich lehnte. "Wo ist der Schlüssel?", erkundigte ich mich, ehe ich einen Kuss auf seinen Kopf drückte. 

  "Hinten rechts in der Hosentasche", murmelte Louis gegen meine Haut. 

  "Darf ich?" Als Zustimmung nickte er lediglich, weswegen ich in seine Hosentasche griff und den Schlüssel raus zog. Ich löste mich von Louis, ehe ich mich hinkniete und die Fessel löste. Kaum stand ich wieder aufrecht, wandte ich mich auch schon wieder Louis zu. "Lass uns ins Badezimmer gehen und das Blut abwaschen, ja?" Wieder nickte der Angesprochene nur. Eine Hand platzierte ich auf seinen Rücken, um ihn sanft voran zu schieben. Ich nahm meine Hand erst weg, als wir im Badezimmer vor dem Waschbecken standen. Dort stellte ich mich hinter Louis, griff um ihn herum und stellte das Wasser an. Schweigend verfolgte Louis mein Handeln. Er ließ zu, dass ich seine Hände in meine nahm und mit etwas Seife das Blut von ihnen abwusch. Anschließend trocknete ich sie mit einem Handtuch ab. 

Sanft drehte ich Louis zu mir um, nahm sein Gesicht in meine Hände und zwang ihn mich anzusehen. Auf seiner Stirn platzierte ich einen Kuss.

  "Alles okay?", erkundigte ich mich. Er zuckte mit den Schultern. 

  "Ich weiß nicht."

  "Möchtest du vielleicht nen Tee trinken? ... Also wenn das hier überhaupt möglich ist."

  "Unten ist ne Küche"

  "War das ein Ja?", erkundigte ich mich. Er nickte. "Dann führe mich mal dort hin." Lächelnd nahm ich seine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Für einen Moment sahen wir beide einfach auf unsere Hände, dann setzte Louis sich in Bewegung und führt mich eine weitere Treppe hinunter. Neugierig sah ich mich um, da mir dieses Stockwerk noch völlig fremd war. 

Die Treppe endete in einem großen Eingangsbereich. Vor uns befand sich die Haustür und hinter dieser die Freiheit. Louis schien meinen Blick bemerkt zu haben, denn er klammerte sich fester an meine Hand. Sofort sah ich ihn an, um ihm ein beruhigendes Lächelnd zu schenken. Irgendwas in mir hinderte mich an der Flucht, obwohl ich Louis körperlich überlegen wäre und dieser scheinbar gerade gar nicht bewaffnet war. Ich hätte eine Chance auf die Freiheit, aber ich versuchte es nicht einmal. Stattdessen ließ ich mich von Louis durch eine Tür in eine moderne Küche führen.

Dort ließ ich seine Hand los und begab mich zum Wasserkocher, welchen ich befüllte und anschaltete. In der Zwischenzeit hatte Louis zwei Tassen, sowie Teebeutel rausgeholt. Schweigend beobachteten wir beide den Wasserkocher bis das Wasser endlich heiß war. Ich befüllte die Tassen, um anschließend Louis fragend anzusehen. 

  "Wo wollen wir den Tee trinken?" 

  "Auf der Terrasse?", schlug er nach einigen Sekunden vor. Überrascht sah ich ihn an, nickte dann jedoch lächelnd. Ich könnte endlich mal wieder an der frischen Luft sein. Louis nahm mir eine der Tassen ab. Meine freigewordene Hand nahm er in seine und sofort verschränkten sich unsere Finger wieder miteinander. 

Ungeduldig folgte ich dem Brünetten durch den Eingangsbereich in einen großen, leerstehenden Raum und von dort durch eine Glastür auf die Terrasse. Gartenmöbel befanden sich dort keine, weswegen wir uns einfach auf die Stufen setzten, die zur Rasenfläche führten. Lächelnd atmete ich einmal tief durch und genoss die frische Luft. So schnell wie mein Lächeln gekommen war, war es auch schon wieder verschwunden, als mein Blick auf Louis fiel. Dieser starrte gedankenverloren auf seine Hände. 

  "Ich hab es schon wieder getan", murmelte er leise. Langsam hob er seinen Kopf und sah mich schon fast verzweifelt an. "Helf mir, Harry, bitte."

Lieb mich, du Psycho [Larry]Where stories live. Discover now