12. Kapitel

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Ben:

„Ich treffe mich mit der Mafia und verkaufe ihnen Informationen“, sagte Jessica und fing an zu lachen. „Nein jetzt wirklich, was machst du in der Freizeit?“, fragte ich und lachte mit ihr. Sie legte ihren Kopf schräg und schaute mich durch traurige Augen an. „Ich boxe“, antwortet sie und versuchte mich anzulächeln, jedoch erreichte dies nicht ihre Augen, die mir immer noch traurig entgegen blickten. „Das klingt doch schon eher nach der Wahrheit“, sagte ich mit einem Schmunzeln, als der Lehrer den Raum betrat.

In der großen Pause ging ich mit Marcel raus und er erzählte von seinem Wochenende. Auch ich erzählte von dem Ball, aber dass ich Jessica getroffen hatte, ließ ich bedacht aus. Als wir in die Cafeteria gingen, sah ich Jessica die mit Clara, Lena und Lisa in einer Ecke stand. Clara schubste Jessica weiter gegen die Wand und Jessica schaute einfach zur Seite und schien die Situation zu ignorieren. Lisa und Lena fingen an, an Jessicas Pulli zu ziehen und man hörte ihr Lachen bis hier hin. „Warte kurz“, sagte ich zu Marcel und ging auf die vier zu. Doch noch bevor ich etwas zu Clara, Lena und Lisa sagen konnte erschien Titus. „Na Clara“, sagte dieser und sofort ließen die drei von Jessica ab. „Hey Titus“, sagte Clara schüchtern und schaute zu Titus. „Wieder mal dabei andere Leute runter zu machen?“, fragte er lässig. „Ich? Ach Jessica und ich sind… ähm ja… Freunde. Und du weißt ja wie das ist“, stotterte sie und schaute kurz zu Jessica. „Ach Freunde also“, sagte Titus und ging noch einen Schritt auf Clara zu. er beugte sich zu ihr runter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Auf einmal verschwand ihr lächeln und sie schaute geschockt einfach gerade aus. „Wenn du das jemandem weiter sagst, reden wir noch einmal“, sagte Titus und schaute noch einmal kurz zu Lena und Lisa. „Und pfeif deine Hündchen zurück“, sagte Titus und nickte zu den beiden. Clara nickte und zog Lena und Lisa aus der Cafeteria raus. Sie drehte sich kurz vor der Tür noch einmal um, Titus legte seinen Zeigefinger an seine Lippen und schon waren die drei aus der Cafeteria gestürmt. Als ich mich umdrehte um zu Jessica zuschauen, schaute ich in eine leere Ecke und auch nirgends in der Cafeteria konnte ich sie finden. Titus grinste mich an und ging dann auch raus. Ich jedoch ging zu Marcel und er schaute mich nur grinsend an. „Du wirst nicht auf mich hören, oder?“, fragte er. „Ja, sie ist komisch, aber auch nur, weil ihr nie hinterfragt habt warum“, erwiderte ich und schaute ihn herausfordernd an. „Sie blockt ja auch jeden Kontakt ab“, verteidigte Marcel sich. „Ja, ich würde es auch nicht machen, wenn sowas wie Clara mich scheiße behandelt“, erklärte ich. „Du hast sie am Anfang nicht erlebt. Sie kam teilweise zitternd in die Klasse und saß einfach stumm auf ihrem Platz. Sie starrte in der Stunde immer aus dem Fenster und doch war sie immer die beste in der Klasse. Als wir in Sport Kickboxen hat sie unsren Lehrer fertig gemacht, bis er wimmernd auf der Matte lag. Sie ist einfach komisch“, erklärte Marcel und schaute mich mit großen Augen an. „Was weißt du über Jessica?“, fragte ich ihn verständnislos. „Sie heißt Jessica und ist… ich glaube 16 Jahre alt“, sagte Marcel. „Ihr Nachname? Hobbys? Irgendwie sowas?“, fragte ich fassungslos. „Ich glaube Parker. Hat sie überhaupt irgendwelche Hobbys?“, erwiderte Marcel. „Du glaubst sie heißt Parker. Ja verdammt sie heißt Parker und ja sie hat ein Hobby. Sie boxt, verdammt. Ihr kennt sie nicht einmal und doch sagt ihr sie ist komisch. Wie können Menschen nur so blind sein?!“, sagte ich wütend. „Beruhig dich wieder Ben“, sagte Marcel. „Wieso?“, fragte ich ihn und schüttelte meinen Kopf. „Weil uns alle schon ansehen“, erwiderte Marcel. „Nein, wieso habt ihr über sie geurteilt und lasst sie jetzt darunter leiden, dass ihr ihr keine zweite Chance gebt?“, fragte ich traurig. „Ben, sie hatte schon viele Chancen, sie will nicht zu uns gehören“, erklärte Marcel und ich schaute ihn traurig an. „Denk nicht zu viel an sie“, sagte er und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich nickte und zusammen gingen wir wieder in die Klasse. Ich setzte mich auf meinen Platz und langsam kamen immer mehr Leute in die Klasse. Als nur noch Jessica fehlte kam Frau Martens rein und begrüßte uns. „Jessica wird heute nicht weiter am Unterricht teilnehmen, da sie aus familiären Gründen nach Hause musste“, erklärte Frau Martens und jetzt fiel mir auch auf, dass Jessicas Sachen weg waren.  Und damit fing Frau Martens mit dem Unterricht an, jedoch konnte ich mich nicht konzentrieren, da mich die Worte von Marcel nicht in Ruhe ließen. Sie kam teilweise zitternd in die Klasse und saß einfach stumm auf ihrem Platz. Sie starrte in der Stunde immer aus dem Fenster. Kam sie hier auf die Schule als sie ihre Eltern verloren hatte? Warum war sie so? Sie war ein einziges großes Geheimnis und ich hatte mir fest vorgenommen es zu lüften, komme was wolle.

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