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Bei Hoseok zu Hause redeten wir weiter. Normalerweise spielten wir immer Videospiele, nur waren wir dazu heute beide nicht in Stimmung. Schweigend saßen wir auf dem Bett.

"Was ist das zwischen euch?", fing er schließlich an.

"Es ist... kompliziert."

"Was immer es ist, es ist nicht gesund." Ein Seufzen entfuhr ihm. "Ich hab gehört, was er zu dir im Video gesagt hat." Er schüttelte mit einem wütendem Gesichtsausdruck den Kopf. "Das sagt man zu niemandem, den man liebt. Auch zu keinem Freund. Nein, eigentlich zu niemandem! Vor allem hab ich es öfters heimlich beobachtet, dass er dich beleidigt, Dinge nennt... Jimin... Wieso lässt du das zu?"

Tränen stiegen mir bei seinen Worten in die Augen. "Hyung... Es ist nicht so schli-"

"Nein, Jimin!" Verärgert sprang er auf und stellte sich vor mich hin. "So behandelt man keinen Menschen! Ich mag dich, Jimin und ich lass nicht zu, dass er sowas mit dir macht!"

"Es ist sowieso vorbei..."

"Bist du dir da sicher?"

"Ja. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es uns beiden nicht gut tut und ich dadurch nichts ändern oder wieder gutmachen kann, geschweige denn ihm helfen."

"Ach Jiminie..." Hoseok ging vor mir in die Hocke und legte seinen Kopf auf meinem Knie ab. Ich sah auf ihn hinab. Was hatte er denn? Ich fand es gar nicht mal so schlimm, ich meine es war freiwillig und ich war in ihn verliebt. Was war daran falsch, was war daran schlimm?

"Hoseok?" Er sah mit traurigem Blick zu mir auf. "Es tut mir so leid, Jiminie. Ich hätte für dich da gewesen sein sollen-"

"Nein! ICH hätte für ihn da sein sollen! Er hat sich damals immer weiter von uns entfernt. Dabei war ich sein bester Freund. Ich hätte bei ihm sein müssen, etwas tun müssen, irgendwas. Aber stattdessen habe ich mich einfach immer weiter von ihm entfernt und ihm in meiner Naivität den Rücken zugekehrt. ICH! Hätte a-an s-seiner Seite sein sollen! Da sein!-" Ich brach in unkontrolliertes Schluchzen aus, während Tränen der Schuld über meine Wangen flossen.

Damals hatte er sich komplett abgekapselt, wurde immer zurückweisender, immer weniger geredet, gelächelt, gelebt. Immer weniger hatte ich mich gefragt, wo er war, wenn wir uns zu sechst amüsierten. Ich hatte es regelrecht verdrängt, hoffend, dass ich so auch meine Gefühle für meinen besten Freund verdrängen konnte. Er war einfach verloren gegangen, ohne dass irgendjemand es bemerkt hatte. Dabei war er unser Freund

Als wir dann schließlich eines Tages beschlossen zu ihm zu gehen und an seiner Tür klingelten, machten seine Eltern auf. Besorgt und suchend nach ihrem Sohn in unserer Gruppe. Als sie begriffen, dass er nicht bei uns war, waren sie in Schluchzen ausgebrochen. Wir hatten keine Ahnung, was passiert war, bis wir erfuhren, dass Yoongi seit zwei Tagen verschwunden war. Wie konnte mir nicht aufgefallen sein, dass er nicht in der Schule war?  "Wusstet ihr von seinen Depressionen?" Wusstet ihr von seinen Depressionen?  Wir wussten nichts von ihm. "Er ist seit einiger Zeit einfach nicht mehr er selbst. Und dann kam er eines Tages nach Hause, gereizt, mit roten Augen, schreiend, apathisch, mit zitternden Händen..." Schluchzen. "Wir haben Drogen bei ihm gefunden... Ich kann das nicht mehr, wenn er wiederkommt, schicken wir ihn in eine geeignete Anstalt." Schock. Schuld. Schreien. Ich konnte es nicht aushalten. Zehn, zwanzig, dreißig, hundert Mal hatte ich ihn unter Tränen angerufen, wollte es ihm erklären - meine Gefühle - doch zehn, zwanzig, dreißig, hundert Mal hatte er nicht abgenommen. Er kam am Tage danach nach Hause, deutlich dünner, ungewaschen und mit trübem Blick in den Augen. Von diesem Moment an hatte ich mir versprochen ihn niemals wieder im Stich zu lassen und die Worte, die ich vorhatte zu sagen, kamen mir plötzlich viel zu egoistisch vor.

"Aber egal, was damals passiert ist, es gibt ihm noch lange nicht das Recht dich so zu behandeln!", konterte Hoseok zornig.

"Er ist einfach nur verletzt!"

"Und du nicht? Jimin, hör auf ihn zu verteidigen!"

Wütend und traurig sahen wir uns an. Ich wollte doch einfach nur bei Yoongi sein...

"Es ist sowieso vorbei.", hauchte ich mit kratziger Stimme. 

Er nickte und sein Gesicht wurde sanfter. "Gut." Leicht lächelnd nahm er meine kleinen Hände in seine. "Ich bin für dich da. Nur... Hat er dir jemals gesagt, warum das Ganze damals angefangen hat?"

Schniefend sah ich auf. "Nein, wieso?"

Lächelnd wuschelte er mir durch meine Haare. "Wäre interessant zu wissen."


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Das mit den Depressionen wurde schonmal im ersten Kapitel erwähnt, aber ich bezweifle, dass irgendwer sich noch daran erinnert XD


Jealousy | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt