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Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und hustete erst einmal los.

Way to ruin a moment~

Doch Yoongi redete einfach weiter.

"Ich hab mich in dich verliebt, da waren wir gerade mal in der Grundschule. Was für ein Loser ich bin." Er lachte humorlos auf. "Aber ich konnte nicht anders. Niemand kann anders bei dir. Du bist die liebenswürdigste Person dieser Erde und das sage ich nicht um kitschig zu klingen, sondern weil es die Wahrheit ist. Ich konnte nicht anders. Und alles, was du tun musstest, war mein Kumamon Kuscheltier aufzuheben und mich anzulächeln. Da konnte Klein-Yoongi nun einmal nicht mehr seine Augen von dir lassen...

Du hast mich beachtet, obwohl ich so unscheinbar und schüchtern war. Und du warst immer so nett und freundlich, jeder wollte dein Freund sein, dabei wollte ich dich einfach nur für mich. Ich wollte dich beeindrucken und deine Aufmerksamkeit nur für mich haben. Du warst meine Inspiration. Für dich habe ich angefangen Klavier zu spielen. Für dich habe ich jeden einzelnen Ton gespielt. Für dich war mein erstes Lied.

Du warst in jedem Ton, in jeder Note, in jedem Lied und ich hab mich in dich verliebt. Musik und du wurden quasi ein und dasselbe. Trotzdem konnte ich dich nie für mich haben. Ich bin in deine Freundesgruppe gekommen, doch nie in mein Herz, nicht einmal mit meiner Liebe, meiner Musik."

Damals hatte mir Yoongi viel vorgespielt. Ich konnte mich noch an das erste Mal erinnern. Ich fand es so cool neben ihm auf dem breiten Klavierstuhl zu sitzen und mit Ehrfurcht anzusehen, wie seine schmalen Fingern über die Tasten tanzten wie ich über die Tanzfläche. Ich hatte es geliebt. Ihn geliebt.

Denn sein Spiel erzählte mehr als tausend Worte. Es war immer schon seine Art der Kommunikation gewesen.

"Wir wurden älter. Du wurdest hübscher. Ich wurde hoffnungsloser."

Mit schmerzlich zusammengezogenen Brauen und geschlossenen Augen saß er vor mir, die schmalen Lippen bebend.

"Es ging alles bergab. Hoseok sagte mir, er wäre in dich verliebt. Er hatte es so voller Freude erzählt. Er brauchte jemanden, der zuhörte und ich war da. Ich wünschte, ich wäre es nicht gewesen, ich wünschte, ich hätte es nie gehört. Von da an achtete ich auf jede einzelne eurer Berührungen. Es war ungesund. Diese Eifersucht war so unglaublich ungesund und zuletzt stieß sie mich in den Abgrund. Irgendwann hielt ich seine Schwärmereien nicht mehr aus und sagte ihm du gehörst mir. Ich war so wütend und so eifersüchtig. Wir stritten uns um dich und er sagte, er würde beweisen, dass du ihm gehörst. Ich wusste, dass ich keine Chance hatte. Ihr hattet immer so viel geredet, standet euch so nah - und ich? Ich hab dir meine Musik vorgespielt, armselig wie ich war. Ich weiß noch genau, wie alles geschehen war."

Seine Stimme war von Schmerz durchzogen und wand sich so durch jede Ader meines Körpers.

"Ich stand im Regen. Er hatte mir geschrieben, dass ich rauskommen soll und dass er es mir nun beweisen würde. Ich stand im Regen. Mein Herz hat so weh getan. Ihr saht so glücklich aus und habt gelacht. Und dann hat er dich geküsst. Und ich bin gerannt. Es war... zu viel. Es... tat zu sehr weh. Wieso seh ich immer nur zu wie glücklich ihr seid? Wieso steh ich immer nur daneben? Eine Woche später hat er davon erzählt, dass er dein erstes Mal genommen hat und dein hohes Stöhnen so köstlich sei, sein Name auf deinen Lippen..."

Yoongi machte eine kurze Pause, in Erinnerungen versunken.

"Von dort an war alles dunkel und tat weh. Ich hab dich gehasst. Jedenfalls hab ich es versucht. Liebe ist nie weit von Hass entfernt. Wahrscheinlich könnte ich dich nie wirklich hassen. Ich hab mich komplett zurückgezogen. Ich wollte euch alle einfach nicht mehr sehen. Ich war nur wegen dir mit den anderen befreundet und ohne dich hatte ich keinen Grund mehr zu ihnen zurückzukehren. Ich hatte mich selbst verloren. Gleichzeitig habt ihr mich vergessen. Es hat so gut gepasst, dass ich glaubte, es sei mein Schicksal. Namjoon hat mir geholfen wieder auf die Beine zu kommen, doch ich habe ihn nie auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählt, was für einen armseligen Grund ich dafür hatte mich selbst so sehr zu vergessen... Ich liebe Jimin."

Ein bitteres Lachen entfuhr ihm. Sein Blick traf meinen nicht einmal.

"Es hat nie aufgehört. Keine Sekunde. Ich habe dich gehasst und geliebt. Beziehungsweise ich hasste es, dass ich dich geliebt habe. Und eines Tages hab ich mir einfach das genommen, was Hoseok dir genommen hatte. Wenn ich meine Liebe gestanden hätte, wäre ich dir gnadenlos ausgeliefert gewesen. Mein ganzes Selbst. Alles, was ich doch so mühsam wieder zusammengeflickt hatte. Also hab ich nicht zugelassen mich verletzbar zu machen und hab dich dabei verletzt."

Er atmete tief ein und aus.

"Es tut mir leid."

Yoongi öffnete seine Augen und sah mich fest an.

"Nimm das als mein Geständnis. Es liegt in deiner Hand." Es liegt in deiner Hand mich zu verletzen.

Ich war erschüttert.

Erschüttert von seinen Worten, erschüttert von dem schutzlosen, verletzbaren Ausdruck in seinen Augen, die sonst so kalt und steinern wie eine Mauer waren. Eine Mauer, um seine Gefühle wegzusperren und ihn selbst zu schützen.

Das Schlimmste war, dass ich all seinen Schmerz hätte verhindern können. Ich war in ihn verliebt gewesen.

Während ich seinen verletzlichen Blick sah, der nur auf meine Zurückweisung wartete, überkam mich eine unbändige Wut auf Hoseok.

Er hatte gelogen.

Ich hatte ihn weggeschubst, als er mich geküsst hatte und ihm erklärt, dass ich nichts für ihn empfinde sondern für jemand anderen.

Er hatte gelogen und dabei geholfen Yoongi von uns zu treiben. Unwissend, aber dennoch. Es war alles so ein riesen Missverständnis voll Unwissenheit und Ignoranz, es machte mich wütend.

"Ich bring ihn um!", murmelte ich und nahm Yoongi in den Arm.

Es gab nur eine Sache, die er im Moment wissen bracuhe, um sich wieder sicher zu fühlen. Eine Sache, die ihn nach so vielen Jahren am Ziel ankommen ließ.

Drei Worte, die er nach so viel Schmerz endlich hören sollte.

"Ich liebe dich, Yoongi. Von ganzem Herzen. All die Jahre über."

Was wäre nur passiert, wenn ich sie früher gesagt hätte? Beim Sex oder vielleicht sogar schon damals?

Wenn wir einfach nur unsere Gefühle offen dargelegt hätten.

Aber so werden Leute nun einmal verletzt.

Weil sie nicht verletzt werden wollen.

Denn Gefühle bedeuten Verletzlichkeit.


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Jetzt ist alles raus...

Oof, das Lied passt irgendwie zu :')

Ich veränder den Prolog mal kurz, damit er besser passt (nicht viel) und benenne das Buch in "Jealousy" um :)

Jealousy | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt