Einundzwanzigste Scherbe

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Dieser Moment, wenn du in einem ärmellosen T-Shirt durch die Straßen läufst, dir die Sonne auf die Schultern brennt, du eher tanzt, als dass du gehst, alles flimmert und dich dein Spiegelbild in den Fensterscheiben fast ein wenig an Lara Croft erinnert
(was verdammt cool ist, weil der Gedanke an Lara Croft mich jedes Mal irgendwie mutiger macht und stärker und weniger hilflos, und weil es in solchen Momenten keinen Unterschied macht, ob ich einen Bogen über der Schulter habe oder ein Einkaufsnetz oder mein zerschrammtes Skateboard oder einfach meine Jacke)
und du dein Spiegelbild angrinst und dankbar dafür bist, dass eine Fensterscheibe etwas Flüchtiges ist und nichts in Stein Gemeißeltes wie ein echtes Spiegelbild, und du deshalb keine Angst haben musst,
und du an genau diesem Nachmittag auf dieser Straße und mit dieser Spiegelung in den Fensterscheiben furchtlos bist und frei und wild und wahnsinnig und wunderschön.
Und dieses Gefühl, das
du hast, dieses Gefühl, an diesem Nachmittag die beste Variante von dir selbst zu sein und gleichzeitig doch nicht du, weil dein Spiegelbild befreiter zurück lächelt, als du es je könntest und da diese wahnsinnige, berauschende Gerissenheit ist, dich wehren zu können, wenn das Leben auf dich losgeht.
Einem Ausweg zu finden aus diesem Chaos, irgendwann.

Und diese winzig, winzig kleine Hoffnung, vielleicht doch noch irgendwann glücklich werden zu können in deinem Körper und in deinem Leben und in deinem Kopf.

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