Splitterwelten

Siebzehnte Scherbe

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Ich hasse Ausrufezeichen.
Wirklich, ich hasse sie.

Ich hasse es, sie zu benutzen und wenn andere sie aussprechen.
Ich hasse es, ein Ausrufezeichen in einem Buch zu entdecken, das ich eigentlich mag, und vor allem hasse ich es, sie aufzuschreiben.

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Fragezeichen sind besser.

Eine Frage kann nicht lügen,
eine Antwort schon.

Ich habe angefangen, zu lügen, als mir klar wurde, dass sich niemand für meine Wahrheit interessiert.
Warum sollte ich mir also die Blöße geben und dir eine kleine Wahrheit über mich in die Hände legen, wenn du mit einer langweiligen Lüge genauso zufrieden bist?
Es ist eine Sache, ob du eine Frage ernst meinst, aber lügen kannst du beim Stellen nicht.
Die Antworten sind es, die lügen, und Ausrufezeichen sind ausgezeichnete Lügner.
Wenn ich dir sage, dass ich glücklich bin und dabei ein Ausrufezeichen benutze, dann wirkt meine Antwort schrill und überdreht und nicht ganz echt. Künstlich.
Für mich sind Ausrufezeichen plastisch und bespritzt mit greller Farbe.
Zu hell, zu aufgedreht.
Sie beißt dir in den Augen und verätzt dir die Haut, und ich habe mich immer gefragt, warum du das nicht unterscheiden kannst:
Ein falsches Lächeln von einem echten.
Meine Ausrufezeichen von einem Punkt.

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Punkte sind brutale Satzzeichen,
vielleicht die grausamsten, aber ich mag sie trotzdem.
Wer einen Punkt setzt, der hat nichts mehr zu sagen.
Punkte ersticken, machen alles langsamer und lassen eine Leere zurück, die Ausrufezeichen nicht füllen können.
Ist dir das schon mal aufgefallen?
Dass man Fragezeichen und Ausrufezeichen zusammenschreibt, aber nie ein Ausrufezeichen hinter einen Punkt?
Sie passen nicht zusammen, diese gähnende Leere und das grelle Leuchten.

Ich mag die Stille, die ein Punkt bedeutet.

Ausrufezeichen haben etwas Forderndes, aber einen Punkt kannst du im Raum stehen lassen und einfach gehen.

Und ich mag es, drei Punkte hintereinander zu setzen, ganz ordentlich, aber trotzdem irgendwie beiläufig.
Du schenkst diesem Satz ein Ende und gleichzeitig das geflüsterte Versprechen, dass es keines ist.
Es ist eine Hoffnung und eine leise Bitte, vielleicht eine Warnung.

To be continued...

Es gibt kaum jemanden, der die Punkte bemerkt, die ich im Leben setze.
Die Schlussstriche, die ich ziehe, hauchdünn.
Die Hoffnungen, die ich streue.
Die angedeutete, fast lautlose Frage, wenn ich auf drei Punkte ein Fragezeichen folgen lasse.
Ihr bemerkt es meistens nicht, aber ich kann trotzdem nicht damit aufhören, diese Zeichen zu hinterlassen, Fragen, auf die ich keine Antwort will und Punkte, die ihr vielleicht bemerkt, aber ignoriert.
Es ist so viel leichter, Ausrufezeichen daraus zu machen, auf die man mit weiteren Lügen eingehen kann.
Lüge um Lüge und Lüge auf Lüge.

Wohin rennen wir so schnell?

Es bedeutet mir so viel,
mit jemandem schweigen zu können.
Manchmal bin ich dafür so dankbar,
dass beinahe ich es bin, der dieses Schweigen bricht und den Moment zerstört. Ich habe schon so viele Momente zerbrochen, weil ich dankbar dafür war, schweigen zu können.
Da sind sie wieder.
Ausrufezeichen.

Sie sind so viel lauter als jeder Punkt,
den ich setze.

Und ich hasse sie so sehr dafür,
dass ich mir manchmal selbst albern vorkomme.

Unter einer grellen Fassade
aus gelogenen Antworten
habt ihr mich begraben

Ich gehe unter,
trotzdem schreie ich nicht.

Verlasst euch drauf:
Nach alldem
ist nicht einmal mein Todesschrei
ein Ausrufezeichen
wert