Es ist schwierig, zu beschreiben, wie
sich Einsamkeit wirklich anfühlt.
Wenn ich dir sage, dass ich mich einsam fühle, dann nickst du, als würdest du mich verstehen,
aber in Wirklichkeit begreifst du nicht, worauf ich hinauswill.Du musst nicht versuchen, meine wirren Gedankengänge zu durchsteigen- du wärst der Erste, dem das gelingt- aber du kannst es natürlich versuchen, wenn du willst.
Sagt dir der Begriff Silent Disco etwas?
Du weißt schon, diese Discotheken, in denen die Leute zu Musik tanzen, die über Kopfhörer läuft?
Du kannst mittanzen und dich verlieren in glücklichen Gesichtern und unbeholfenen Bewegungen, geschlossenen Augen und Nähe,
du kannst dich aber auch an die Bar stellen und den schemenhaften Gestalten zusehen, die in vollkommener Stille tanzen und sich in etwas verlieren, dass du nicht verstehst, weil du in diesem Moment kein Teil davon bist.
Du bist unsichtbar und plötzlich sind es nicht mehr die Menschen, die sich scheinbar völlig unpassend zu lautloser Musik bewegen und deswegen merkwürdig aussehen,
du bist es.Vielleicht hast du das schonmal gemacht: Dich unter die Tänzer gemischt, lächelnd und mit Kopfhörern auf den Ohren, und dann einfach so den eigenen Sound abgedreht.
Plötzlich ist die Stille wieder da und macht dich zu einem Fremdkörper, zu einem Spion, jemand Fremden,
der sich nicht von den anderen unterscheidet und doch nicht ist wie sie. Ab diesem Moment gehörst du nicht mehr dazu, und es spielt keine Rolle, ob jemand es bemerkt.
Du bist anders und plötzlich nur noch du selbst und in diesem Augenblick seltsam allein zwischen den anderen Tänzern.Vielleicht ist es ungewöhnlich, sich in einer Disco solche Gedanken zu machen, anstatt sich einfach zu betrinken und alles auszusperren, das auf den Alltag hindeutet,
aber für mich sind solche Discotheken eine der besten Metaphern, was das Leben betrifft,
und außerdem habe ich dich ohnehin gewarnt, was meine Gedanken angeht.Der einzige Weg, nicht komplett den Verstand zu verlieren, scheint der zu sein, die Musik voll aufzudrehen und sich dem Herzschlag der anderen Tänzer hinzugeben, bis das letzte bisschen von dir selbst verschwunden ist und du dich im gleichen Rhythmus bewegst wie alle anderen.
Eine tröstliche Vorstellung, irgendwie. Ich glaube, das muss ein schönes Gefühl sein, auch, wenn es dich irgendwann kaputt macht.Du kannst dich ganz hinten an die Bar verziehen, dich völlig abschotten und dich über das Bild lustig machen, dass sich dir bietet.
Du kannst dir das Leben nehmen und die Diskothek gar nicht erst betreten, das geht auch.
Oder du bist wie ich, mit einem defekten Paar Kopfhörer auf der Tanzfläche, pulsierendem Leben um dich herum, mittendrin.
Die siehst in lachende Gesichter und musst den anderen Tänzern ausweichen, stehst aber trotzdem nur steif da, weil du den Takt nicht kennst, zu dem getanzt wird, weil du die Bewegungen der anderen nicht verstehst und deshalb nicht dazugehörst.Ich höre eure Musik nicht.
Ich stehe in vollkommener Stille da,
und es hilft nicht, mich zu betrinken.
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Splitterwelten
Poesía....... Meine Welt in Scherben. Meine Worte gespiegelt. Meine Gedanken zerschnitten. Meine Tinte ist rot. Das hier sind Wortfetzen, mitten aus der Luft gerissen Gedankengänge, die mich überholt haben Kurzgeschichten, die irgendwo anfangen und ni...