Kapitel 13: Die Ruhe vor dem Sturm

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Ein ohrenbetäubender Schrei riss mich aus meinem Schlaf. Sofort saß ich aufrecht in meinem Bett und blickte mich hektisch um, bis meine Augen an einer weinenden Nina hängenblieben. Noch ehe ich mich versah, war ich aufgesprungen und sprintete auf Nina zu, die gleich darauf schluchzend in meinen Armen lag. Ich wusste nicht, was geschehen war und dennoch strich ich ihr sanft durchs Haar und flüsterte ihr beruhigende Worte zu.

Erst als sie sich nach einer ganzen Weile wieder zu beruhigen begann, fragte ich sie was los sei. Doch statt zu antworten brach sie abermals in Tränen aus. Ich fühlte mich in diesem Moment so hilflos, dass ich sie einfach nur in den Armen halten und beten konnte, dass sie bald aufhören möge zu weinen.

Schlussendlich wusste ich nicht, wie lange wir so dasaßen: sie weinend und ich hilflos daneben, wie ein kleines Kind, doch nach einiger Zeit, bekam sie ihre Gefühle wieder in den Griff und löste sich von mir. "Ich hatte eine Vision!", fing sie mit brüchiger Stimme an zu erzählen. "Es war dunkel. Und still. Da waren lauter Fenster. Fenster in denen man sich spiegeln konnte. Plötzlich zerbrachen sie alle. Gleichzeitig. Ohne einen Laut. Es war wunderschön. Gruselig schön. Überall fielen kleine silbern schimmernde Scherben herunter. Sie rollten über den Boden. Wie ein Wasserfall, so viele. Wie ein Wasserfall aus purem Silber. Dann sprang jemand durch eines der zerbrochenen Fenster. Und dann noch jemand. Und noch jemand. Auf einmal war alles voller Vampire.

Blutrünstiger Vampire. Dann kamen noch mehr Vampire. Gute Vampire. Sie gingen auf die Neuankömmlinge zu. Liefen langsam, bedrohlich. Schließlich griffen sie an. Die Neuen sprangen auf die Guten. Und dann war da Blut. So viel Blut. Alles voller Blut. Es spritzte in jede Ecke. Befleckte den Boden. Alles war rot. So viel Blut. Überall waren sie. Sie kämpften. Alle. Wie lauter schwarze Geister. Es gab nicht einen Laut. Nicht einen Schrei. Ihre Bewegungen waren präzise. Kein Kampfgetümmel. Nur pure Präzession. Und auf einmal breitete sich dort Nebel aus. Schwarz wie die Nacht. Er nahm den ganzen Raum ein. War einfach überall."

Ihre Stimme brach und eine einzelne Träne bahnte sich den Weg ihre Wange hinunter und tropfte anschließend auf ihre Bettdecke. Beruhigend zeichnete ich ihr mit meinen Fingern Kreise auf den Rücken und munterte sie so dazu auf weiterzureden.

"Überall war Nebel",wiederholte sie. "Dann war es auf einmal vorbei. Der Nebel war weg. Alle waren verschwunden. Alle außer die am Boden. Im Blut lagen sie. So viele Tote. So viele Verletzte! Bis auf einen. Schön wie ein Gott war er. Lag auf einem Tisch. Sauber und friedlich lag er da.

Er schlief! Um ihn herum so viel Blut und Tod und er schlief dort."

Ihre Stimme wurde mit jedem Satz immer hysterischer und sie fing an unkontrolliert zu zittern. Immer und immer wieder flüsterte sie die letzten Worte. "So viel Blut und Tod und er schlief dort. So viel Blut und Tod...'' und mit jedem Mal wurde ihr Gesichtsausdruck gehetzter.

In meiner Not packte ich mit der einen Hand ihre Arme und mit der anderen zwang ich sie dazu ihren Kopf zu heben und mich anzuschauen.

"Hey, sieh mich an! Los, sieh mich an!", befahl ich ihr. "Und jetzt hör mir gut zu. Das alles war nur ein Traum, hörst du? Nur ein Traum! Das alles wird nie passieren! Das ist sicher nicht einer deiner Prophezeihungen, ok! Also beruhig dich!", redete ich auf sie ein.

"Nein! Ich weiß, dass es eine Vision war. Ich weiß das ich mich nicht irre. Ich erkenne meine Visionen. Träume sind nie so scharf und real."

"Kannst du dich den erinnern, wer der Mann war, der dort schlief?'' Wenn es eine Vision war, mussten wir ihn warnen. Vielleicht konnte man es dann verhindern. ,,Ich weiß es nicht. Ich konnte ihn nich erkennen. Um sein Gesicht herum war das Bild so verschwommen das ich unmöglich etwas erkennen konnte. Eine weitere Sache die nur in Visionen vorkommt und nicht in Träumen."

Alica&Kevin: Auf der Spur der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt