Kapitel 21: Folter

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• Widmung geht an JulietTomec

Als kleine Entschädigung dafür, dass du dich wegen mir so aufregen musstest, weil ich das Kapitel wieder mal gekappt habe! XD

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Es war gar nicht so einfach sich in dem ganzen Stimmengewirr auf Ninas Stimme zu konzentrieren. Und so dauerte es etwas länger, bis mir die Tragweite ihrer Worte bewusst wurde.
"Oh mein Gott; die Arme. Bei dem Kampf heute hat sie ja auch nicht gerade wenig abbekommen!"
"Ja, sie kann einem echt leittun.", erwiderte Nina.
"Und wie", dachte ich mir noch im Stillen.
Anscheinend gab es hier mehr böse Überraschungen, als ich gedacht hatte.
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Es war einfach nur traurig, dieses arme Mädchen anzublicken. Sie sah in diesem Moment so zerbrechlich und erschöpft aus, dass ich am liebsten zu ihr laufen und sie in die Arme nehmen wollte, obwohl ich sie davor noch nie gesehen hatte.
Man sah ihr an, dass sie in ihrem Leben schon viel durchgemacht haben musste, von dem was mir Nina soeben erzählt hatte mal abgesehen.
Und das war der Moment in dem ich Nina ansah. In dem ich erkannte, wer Nina wirklich war.
Den genau in dem Moment viel ihre Mauer die sie sich so mühsam erbaut hatte. Mir kam es so vor, als könnte ich jetzt erstmals durch ihre giftgrüne Augen einen Blick auf ihre Seele werfen.
Ich erkannte, dass sie nicht das fröhliche, selbstbewusste Mädchen war, das sie immer vorgab zu sein. Auch sie war gebrochen. Sie trug Narben mit sich herum, die für immer bleiben würden. Die sie ihr Leben lang prägen werden.
Ich sah, dass meine neugefundene beste Freundin mehr durchmachen musste, als ich bis jetzt immer geglaubt hatte. Auch sie war eine kaputte Seele, der ganz viel Zuneigung und Liebe bedurfte.
Und das war der Zeitpunkt, in dem ich beschloss, sie aus ihrem dunklem Loch rauszuholen, in das sie gefallen war.
Ich wollte sie von ihren Ketten befreien, die sie daran hinderten frei zu sein und sie dazu zwangen sich gegenüber anderen und auch mir zu verstellen.
Ich wollte ihre Mauer endgültig zu Fall bringen und das Mädchen sehen, dass sich hinter ihrer Maske versteckte.
Und so überwand ich die letzten Zentimeter zwischen uns und nahm sie in die Arme. Fest drückte ich sie an mich und streichelte sanft über ihren Rücken. Sofort wollte sie sich aus meiner Umarmung befreien, da ihr bewusst war, dass sie sich sonst nicht mehr lang beherrschen konnte. Doch ich, mir meinem Handeln so sicher wie noch nie, presste sie nur noch fester an mich und nahm ihr so für kurze Zeit die Luft zu atmen, bis ihr Widerstand abebbte und sie sich in meine Arme fallen ließ.
Kyle und die anderen warfen uns unterdessen verwirrte blickte zu, die ich gekonnt ignorierte. Alles für das ich mich gerade interessierte war Nina.
Und so standen wir lange Zeit einfach nur da; sie an mich gepresst, umgeben von meinen Armen, so als wollten sie sie vor allen schlechten Dingen schützen.
Ich wollte ihr vermitteln, dass ich immer für sie da war, dass sie mir alles erzählen konnte; sie konnte sich jederzeit auf mich verlassen.
Es schien bei ihr anzukommen. Allmählich entspannte sie sich und lies ihren Gefühlen freien lauf. Bald schon waren leise Schluchzer warzunehmen, die immer heftiger und lauter wurden, bis sie beinahe das ganze Stimmengewirr um uns herum übertönte. Immer mehr Schüler drehten sich zu mir um und blickten mich mitleidig an. Sie dachten wohl Nina hätte wie viele anderen auch jemand wichtiges verloren.
Sie hatten ja keine Ahnung das genau das Gegenteil der Fall war. Nina hatte soeben jemanden gewonnen- mich.
Einem Fels in der Brandung, der die auffangen würde, wenn sie viel; an den sie sich abstürzen konnte; der ihr half immer nach vorne zu blicken und die Vergangenheit- was auch immer sie erlebt haben mag- hinter sich zu lassen.
Wir waren beide in diesem Moment in unserer eigenen Welt, in der nur wir beide existierten und wir wären auch noch lange dort geblieben, wenn Angelina nicht alles zerstört hätte, die zielstrebig auf mich zusteuerte.
"Ich glaube es ist besser, wenn du deine Freundin hier rausbringst. Die Anderen können hierbleiben und mir helfen!", sagte sie zu mir und blickte mich dabei intensiv an.
Leicht nickte ich, legte meinen Arm sanft über Ninas Schulter und führte sie aus dem Krankenzimmer, hinauf in unser Zimmer.

Alica&Kevin: Auf der Spur der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt