Kapitel 4: Nach dem Erwachen

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Bei meinem nächsten Erwachen wurde ich echt wütend. Ich hatte es jetzt endgültig satt, wegen diesen Arschlöchern -sorry, aber das musste jetzt einmal gesagt werden- ständig in Ohnmacht zu fallen. Genug ist genug! Warum konnte mein Leben nicht ein einziges Mal normal sein?
Naja egal, ich wollte jetzt garantiert nicht in Selbstmitleid versinken. Deshalb versuchte ich optimistisch zu sein. Immerhin musste ich meine Flucht planen. Also setzte ich mich, da ich schon wieder auf einem Bett lag, hin und betrachtete die neue Umgebung. Ich war in einem echt stilvollen Zimmer gelandet, was mich ziemlich überraschte. Wobei ich nicht genau wusste, was mich mehr überraschte:
der Stil in dem das Zimmer eingerichtet worden war oder die luxeriöse Austattung. Ich saß auf einem Doppelbett aus edlem, dunklen Holz. Die Bettpfosten waren aufwändig geschnitzt und...waren das etwa Bluttropfen?
Eindeutig ja.
Da waren doch tatsächlich Bluttropfen in die Bettpfosten eingeschnitzt worden. Das erinnerte mich wieder daran, mich weiter umzuschauen, um meine Flucht von diesen durchgeknallten Vampieren planen zu können. Sie waren nämlich wohl kaum so doof, die Wohnungstür einfach offen stehen zu lassen.
Links von mir lag jedoch eine Tür, die vermutlich zum Wohnzimmer oder sonst was führte.
Man beachte, sie war aus Holz und nicht aus Stahl, was diesem Zimmer einen beachtlichen Pluspunkt einbrachte, da man sie eintreten konnte, wenn es nötig wäre.
Schade nur für die aufwändige Lackierung über dem Holz.
Gegenüber von dem Bett stand ein wahrhaftig riesiger Einbauschrank. Rustikales Tropenholz.
Vielleicht befand sich ja darin etwas, was ich bei meiner Flucht gebrauchen könnte. Ich musste einfach nachsehen.
Der Schrank war nicht verschlossen, also öffnete ich die Tür und...nichts. Überall hingen nur Lederjacken, T- Shirts und Hosen. Natürlich waren alle Kleider in schwarz, was mich unwillkürlich an Sagen von Vampire erinnerte. In mir keimte der starke Verdacht auf, dass hier dieser Kevin wohnte.
Ehrlich, ich wusste echt nicht, ob ich mich darüber freuen sollte, dass ich mich in der Wohnung des heißesten Typen auf Erden befand.
Vor allem hatte ich keine Ahnung, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, denn hallo, der Typ war ein waschechter Vampir!
Mein Gott, allein bei dem Wort gruselte es mich ja schon.
Und nicht nur das.
Er hatte mich zwar nicht direkt entführt, aber auch nichts dagegen unternommen.
Zudem hatte er mich gezwungen sein Blut zu trinken und mich danach fast umgebracht!
Mal wieder wurde ich in meinen Gedanken unterbrochen.
Nein, nicht durch eine Tür, sondern durch meine Blase.
Ich musste ziemlich dringend einmal aufs Klo.

Also machte ich mich auf die Suche nach dem Bad, wobei ich an einem Wohnzimmer vorbeikam, das so ziemlich das größte Zimmer war, das ich je gesehen hatte.
Mitten im Raum stand eine riesige, schwarze Couch und genau gegenüber befand sich ein Flachbildfernseher, dessen Größe mich fast umhaute. Sonst befand sich außer dem Glastisch vor der Couch noch ein Regal mit unzähligen Büchern im Raum. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus und so merkte ich erst viel zu spät, das ich doch eigentlich dringend aufs Klo musste.
Shit!
Schnell flitzte ich quer durch den Raum zur nächsten Tür. Ich riss sie auf und schnappte erleichtert nach Luft.

Meine Erlösung: Das Klo.

Als ich dann mich meiner Blase entledigt hatte, betrachtete ich mich im Spiegel, wo mir wasserblaue Augen entgegen blickten, die perfekt zu meinen brustlangen, blonden Haaren passten. Auch sonst sah ich ganz anehmbar aus.
Ich richtete meine Haare einigermaßen, welche mir wirr vom Kopf abstanden, da ich sie schon lange weder gekämmt noch anderweitig gepflegt hatte. Die Platzwunde am Kopf war nun mit einem fetten Pflaster versehen, tat aber erstaunlicherweise kaum noch weh.

Nachdem ich endlich mit dem betrachten vor dem Spiegel fertig war, begab ich mich wieder auf Erkundungstur.

Als nächstes gelangte ich in eine Küche. Und hey, wer hätte das gedacht, sie war nicht schwarz, sondern weiß.
In dieser Küche würden locker über zehn Leute gleichzeitig kochen können. Ich fragte mich langsam echt, für was man so eine Küche, geschweige den eine so mega große Wohnung, überhaupt brauchte. Das war doch nicht mehr normal.
Und überhaupt: wie konnte sich der Typ nur sowas leisten?

Ich beschloss diese Küche mal genauer nach möglichem Besteck, das mir gegebenfalls als Waffe dienen könnte, zu untersuchen und machte die nächstbeste Schublade auf, als wie aus dem nichts eine Stimme an meinem Ohr auftauchte:

"Na gefällt dir, was du da siehst?" Ich zuckte heftig zusammen und fuhr herum, wo ich beinahe mit Kevin zusammengeknallt wäre.
Er stand nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Ich holte erst mal tief Luft und versuchte meinen rasenden Puls zu beruhigen.
Jetzt nur keine Panik!
Dann erst erwiderte ich, während ich ihm tief in die unergründlichen Augen blickte: "Ja, mir gefällt sehr wohl das, was ich gerade sehe!"
Oh scheiße, dass habe ich jetzt nicht ernsthaft gesagt, oder!
Hoffentlich hat er das jetzt nicht verstanden.

Doch falsch gedacht, den seine Augen fingen an verräterisch zu funkeln.
"So so, meinst du. Das ist ja mal interessant!", sagte er und grinste frech.
Verlegen starrte ich auf den Boden und spürte, wie ich errötete. Zum Glück ging er nicht weiter darauf ein und räusperte sich:
"Ok, hör zu: du wirst dich jetzt eine Weile in meiner Wohnung aufhalten müssen, da du die Wandlung sonst nicht überlebst. Deshalb muss ich jetzt mal was klarstellen.

Solange du dich in meiner Wohnung befindest, gelten meine Regeln, die du zu befolgen hast. Verstanden!?"
"Ja!", antwortete ich leicht irritiert über seinen plötzlich so ernsten Ton und er nickte:
"Gut, dann fühl dich hier wie Zuhause!"

Mit diesen Worten verschwand er und ließ mich, mit der bitteren Erkenntnis, dass ich vorerst an ihn gebunden war, da ich ansonaten, warum auch immer, nicht überleben würde, alleine in der Küche zurück. Eine Flucht schied vorerst also aus. Denn sollte er die Wahrheit sagen, konnte ich wohl kaum ohne Weiteres nach Hause spazieren. Ich hatte keine andere Wahl als alles zu tun was er sagte.

Und jetzt viel mir auch auf, dass er mir gar nicht gesagt hatte, wie die Regeln lauteten.

Doch ich zweifelte keine Sekunde daran, dass ein Regelverstoß schlimme Folgen nach sich ziehen würde.

Tja, hätte ich da nur schon gewusst, was noch alles auf mich zukommen würde!

Alica&Kevin: Auf der Spur der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt