Kapitel 12: Ein Umzug mit Komplikationen

480 34 19
                                    

Abrupt drehte ich mich um und lief mit schnellen Schritten zur Tür. Doch noch ehe ich den Raum verlassen konnte, wurde ich grob am Handgelenk gepackt, umgedreht und gleich darauf schmerzvoll gegen die Wand gepresst. Meine Arme hielt er über mir in einem starken Griff und funkelte mich aus wütenden Augen an.

"Das wäre eine Möglichkeit", antwortete er mir schlicht.

----------------------------------------------

"Sag mal, spinnst du? Lass mich sofort los!", schrie ich ihn beinahe hysterisch an und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Doch stattdessen führte es nur dazu, dass er ihn verstärkte. Seine Augen verdunkelten sich immer mehr und seine Wut war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Langsam bekam ich wirklich Angst. Verzweifelt versuchte ich, nach ihm zu treten und mich zu befreien, während mich Kevin nur mit eiserner Miene betrachtete.

Plötzlich drückte er mein Handgelenk so fest zusammen, dass ich vor Überraschung und Schmerz laut aufschrie und presste seinen Körper so fest an mich, dass er mir die Luft zum Atmen nahm.

"Jetzt pass mal schön auf!", stieß er durch zusammengepresste Zähne hervor. "Wenn du es noch einmal wagen solltest, in diesem Ton mit mir zu reden, dann fick ich dich so hart durch, dass du am nächsten Tag weder stehen noch laufen kannst. Haben wir uns verstanden?" Als ich ihn nur geschockt anschaute und keine Anstalten machte, ihm zu antworten, drückte er meine Handgelenke noch weiter zusammen, biss ich vor Schmerz aufwimmerte. "Ja!", stieß ich wimmernd hervor, woraufhin er seinen Griff wieder etwas lockerte. "Gut! Denn ich dulde es nicht, dass jemand so mit mir redet!", machte er mir, immer noch wütend, klar und dann presste er seine Lippen harsch gegen meine. Ich war noch immer so geschockt, dass ich erst gar nicht reagieren konnte und als ich mich wieder gefangen hatte und ihn von mir wegstoßen wollte, war es auch schon zu spät.

Ehe ich etwas unternehmen konnte, biss er mir stark auf die Unterlippe und schob auch schon seine Zunge, als ich erschrocken aufkeuchte, in meinen Mund. Sein Kuss war hart, fast schon ein wenig verzweifelt. Seine Zunge versuchte meinen Mund zu erobern, was ich erfolglos versuchte zu verhindern. Er war einfach zu stark! Und etwas in mir, wollte dagegen auch gar nicht ankämpfen. Im Gegenteil: Es freute sich über seine harsche Art und lies die Schmetterlingen in meinem Bauch freudig tanzen. Doch ich wollte ihm auf gar keinen Fall zeigen, wie sehr mich das anmachte. Aus diesem Grund versuchte ich stark zu bleiben und mich zu befreien. Jedoch mal wieder ziemlich erfolglos, und dies aus zwei Gründen: Erstens kämpfte ich auch gegen mich selbst an, weil ich das ja eigentlich nicht wollte, weswegen ich nur halbherzig bei der Sache war und zweitens war er ein verdammter Vampir (ich jetzt ja auch, aber von übermenschlicher Stärke war noch nichts zu spüren) und deshalb viel stärker als ich, so dass ich trotz besten Kampfsportkünsten keine Chance gegen ihn hatte.

Mein Widerstand schien ihn überhaupt nicht zu jucken, weshalb ich schließlich aufgab. Allerdings hatte ich immer noch alle Mühe damit, seinen Kuss nicht zu erwiedern. Leider war ich jedoch nicht stark genug. Und leider merkte ich es auch viel zu spät. Erst als Kevin in den Kuss hinein grinste, den ich wie wild erwiderte und ich meine Beine um ihn geschlungen hatte, erinnerte ich mich wieder daran, das ich das ja eigentlich gar nicht wollte. Doch nun lies er mir nicht mal mehr die Möglichkeit mich zu wehren.

Als Kevin dann endlich von mir abließ, war ich wider erwarten ziemlich außer Atem. Schnell packte ich meine Tasche, die ich während seines Kusses (na ja, von einem war hier wohl kaum die Rede) fallen gelassen hatte und rannte aus dem Zimmer. Den leicht verwirrten Kevin lies ich einfach stehen. Und glücklicherweise hinderte er mich auch nicht an meiner Flucht. Ich musste unbedingt meine Gefühle unter Kontrolle bringen, bevor ich ihm das nächste Mal begegnen würde. Natürlich stand Nina nicht mehr vor der Tür. Ehrlich gesagt zweifelte ich daran, dass auch nur ein einziger Mensch, ähm Vampir hier zuverlässig war. Aber auch egal. Ziemlich missgelaunt fing ich also an ziellos durch die Gänge zu laufen. Was sollte ich jetzt machen. Unterricht war keiner mehr. Sollte ich jetzt in mein Zimmer gehen. Aber ich wusste ja nicht mal, wo es war. Meine Rettung war mir näher als ich dachte. Denn nach einigen weiteren Schritten lief ich in Nina hinein. Ich fluchte und fragte sie wo zur Hölle sie denn gewesen sei, aber sie beschwichtigte mich und erklärte mir, dass sie im Sekreteriat war und dass mit meinem Umzug geklärt hatte. Meinem Meister würde gerade Bescheid gesagt werden und ich sollte zum Treffpunkt kommen, damit er mich zu sich bringen konnte, um meine Sachen packen zu können. Na toll! Ich durfte schon wieder zu Kevin. War es nicht genau das, was ich mit meinem Umzug vermeiden wollte? Und was bitteschön konnte ich packen? Ich hatte ja nichts, mir gehörte einzig und allein die Kleidung in der ich gekommen war. Und meines Wissens nach hatte Kevin diese vernichtet. Ich beschloss allerdings das Spiel mitzuspielen. So führte mich Nina aus dem Hauptausgang heraus. ,,Siehst du den Pfad dort?" Sie zeigte auf einen kleinen Pfad der in den Wald führte. Ich nickte. ,,Folge ihm. So kommst du zu dem Treffpunkt. Der Treffpunkt ist mitten im Wald, damit kein anderer Schüler erfährt wer dein Meister ist." Wow. Die nahmen diese ganze Meistergeschichte ja unglaublich ernst. Ich bedankte mich bei Nina und machte mich mit einem mulmigen Gefühl auf den Weg. Das alles ging mir gehörig gegen den Strich! Es war später Nachmittag, also noch hell, aber trotzdem fühlte ich mich so allein im Wald ziemlich unwohl. Ob das wohl von der nahenden Begegnung mit Kevin kam? Ich konnte die Schule (wohl besser das Gefängnis) gar nicht mehr sehen, so tief war ich nun schon im Wald. Inzwischen zweifelte ich schon daran, dass dieser Pfad zu überhaupt etwas führte, als ich schon wieder in jemanden hineinlief. Kevin. Er stand grinsend dort, wo sich der Pfad im Wald verlief. ,,Kein Auto?", fragte ich missmutig.

Alica&Kevin: Auf der Spur der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt