Kapitel 23: Wahrlich tolle Freunde!

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• Widmung geht an Clary_Wayland22
Vielen lieben Dank, dass du unser Buch weiterempfohlen hast!
Freut mich wirklich sehr, dass es dir so gut gefällt! :)

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Nach ewigem Grübeln, was Kevin nun mit seinen Worten meinen könnte und etlichen Unterrichtsstunden später, machte ich mich, gemeinsam mit meinen Freunden auf den Weg zur Cafeteria, um unseren wohlverdienten Schulschluss auszukosten.
Doch kurz vor der Tür, die in die Cafeteria führte, erstarrte ich plötzlich zur Salzsäure.
Die ganzen Ereignisse des vergangenen Tages prasselten auf mich ein und augenblicklich wurde mir klar, dass ich das einfach nicht konnte.
Niemals. Nie wieder würde ich einen Fuß in die Mensa setzen können. Nicht solange ich noch genau vor Augen hatte, was dort geschah. Nicht solange ich diesen Ort mit dem schrecklichsten Ereignis meines Lebens verband.

Natürlich bemerkten die anderen mein abruptes stehenbleiben. Irritiert sahen sie mich an. Alle bis auf Nina.
"Ich kann da nicht reingehen.'', erklärte ich.
"Ich auch nicht'', erwiderte sie. Die Irritation in den Gesichtern unserer Freunde wandelte sich in Mitleid und Verständnis.
"Aber natürlich nicht'', meinte Kyle, "wir werden raus gehen und uns eine Bank suchen.''
Und das Taten wir dann auch, wofür ich den anderen so unglaublich dankbar war, dass ich am liebsten jeden Einzelnen ganz fest knuddeln wollte.

Kaum das wir uns gesetzt hatten, fragte Nina dann auch endlich die Frage, die nun kommen musste.
"Was war da nach Geschi eigentlich zwischen dir und Mr.Brook los, Alica?''
Ich hatte es an ihrem Blick gesehen, dass Nina unsere ‚kleine Auseinandersetzung' mitbekommen hatte und anschließend nur auf diese Frage gewartet. Zudem hatte ich beschlossen Kevins Aufforderung zu ignorieren. Der Arsch konnte mich mal! Ich würde doch jetzt nicht auch noch Nachhilfeunterricht bei ihm nehmen. Zusätzlichen Nachhilfeunterricht, den ich gar nicht brauchte! Doch was davon konnte ich den anderen erzählen? Am besten ,,nichts''.
Doch damit handelte ich mir nur missbilligende Blicke ein.
"Is ja gut'', versuchte ich sie daraufhin zu beschwichtigen, "er hat mich an meinen Nachhilfeunterricht erinnert.'' Kurz herrschte Schweigen. Dann:
"Was? Nachhilfeunterricht? Du? Worin? ''
"Bei wem?''
"Wann?''
"Wieso?''
"Wo?''
"Hä?"
Nachdem alle Fragen ausgesprochen waren, lies ich mir kurz Zeit, um mir eine einigermaßen ehrliche, möglichst viele Fragen beantwortende Antwort zu überlegen.
"Mr.Brook hat beschlossen, dass ich Nachhilfeunterricht brauche. In was weiß ich nicht so genau. Auf jeden Fall will er mir jetzt nach dem Unterricht noch Nachhilfeunterricht im Wald geben.''
"Und was machst du dann noch hier?'', kam natürlich gleich darauf die Frage von den Anderen.
"Ich hab beschlossen nicht hinzugehen. Ich meine ich brauche keine Nachhilfe. Ich bin eigentlich in allen Fächern ziemlich gut."
"Hm, vielleicht will Mr.Brook dir nur den Einstieg erleichtern.'', mutmaßte Kyle. Aber das konnte nicht sein.
"Nein, ich glaube nicht, das Kevin mir deshalb Nachhilfe geben will."
"Kevin? Er ist dein Meister, oder?''
Natürlich hatte Nina es herausgefunden. Sie war einfach zu scharfsinnig. Ich nickte beschämt.
"Und du magst ihn?'' Ich lief rot an, nickte jedoch abermals.
"Aber er mag dich nicht?'' Konnten diese Fragen nicht einfach aufhören? Immer mehr Blut strömte in meinen Kopf, bevor ich vollkommen beschämt nickte. Die ganze Fragerei über, hatte ich es nicht gewagt, in die Gesichter der Anderen zu schauen. Nun sah ich Mitleid und auch ein wenig Belustigung in ihnen.
"Das tut mir leid. Und sorry, dass ich dich so ausgefragt habe, aber ich musste es jetzt einfach mal wissen. Ich hab sowas in die Richtung schon etwas länger vermutet.''
"Schon gut'' Nina konnte nun am Wenigsten etwas für diese miserable Situation. Und das sie etwas geahnt hatte, war mir irgendwie klar gewesen. Wenn auch nur unbewusst. Ihren feinen Wahrnehmungssensoren etwas zu verbergen war nämlich geradezu unmöglich.
,,Ich glaube dir nicht!'', tat Serina uns nun kund. Alle starrten wir sie entsetzt an, bis sie zu einer Erklärung ansetzte: "Ich meine, er will dir Nachhilfeunterricht geben, und das obwohl du keinen nötig hast? Noch dazu im Wald, wo euch niemand beobachten kann? Ich glaub nicht, dass er nichts für dich empfindet. Auch wenn die Vorstellung, dass Mr.Brook, unser nicht liebensfähiger Rektor etwas für dich empfindet komisch ist, habe ich das Gefühl, dass du jetzt dringend einen Waldspaziergang brauchst.'' Nun nickten die anderen zustimmend. Gleich darauf bekam ich
"Ich denke das solltest du tatsächlich nicht verpassen'' und ,,Ja, Serina hat Recht'' zu hören. Schließlich klinke sich auch noch Nina ein:
"Du solltest jetzt wohl im Wald sein.''
"Was? Du stellst dich auch gegen mich? Was seid ihr alle eigentlich für Freunde?'', platzte es sogleich aus mir heraus.
Jetzt grinsten sie alle verschlagen.
"Gute. Deswegen schicken wir dich jetzt auch weg, damit du dein Date nicht verpasst.''
"Was wollt ihr eigentlich; das ist kein Date!''
"Ach nein?''
"Nein!'' Oder vielleicht doch? War es vielleicht tatsächlich möglich, dass Serina, Nina und die anderen Recht hatten?
"Jetzt geh endlich! Du kommst sonst noch zu spät!''
"Das bin ich eh schon!''
"Geh", riefen sie nun alle im Chor. Schließlich knickte auch ich ein, nahm meine Tasche und stand auf.
"Jetzt beruhigt euch mal wieder. Ich bin ja schon unterwegs", meinte ich, und dann entfernte ich mich von dem Jubelgekreische. Tolle Freunde hatte ich mir da angelacht. Wahrlich tolle Freunde!
Gleichzeitig machte sich jedoch auch Hoffnung in mir breit. Möglicherweise empfand Kevin ja doch etwas für mich. Möglicherweise gab es ja eine logische oder vampirlogische Erklärung für das Ganze. Andererseits, er liebte Cordney, dass hatte der Erwachungskuss bewiesen und er hatte selbst gesagt, dass ich es nicht gewesen sein konnte, die ihn aufgeweckt hatte.
Mit gemischten Gefühlen begab ich mich also auf den Pfad, der in den Wald und zu unserem Treffpunkt führte.
Gerade als ich um die letzte Biegung trat, sah ich ihn am Ende des Pfades stehen. Er wirkte ungeduldig und irgendwie unzufrieden, was eindeutig an mir lag. Oh Gott, was hatte ich mir dabei bloß gedacht, herzukommen. Das war ein großer Fehler gewesen. Wie sollte ich ihm bloß gegenübertreten? Ich wählte die Einfachste, und auch feigeste Methode. Ich rannte weg.
Ich weiß, das war wirklich nicht der schönste Weg, diesen Konflikt zu lösen, jedoch im Moment der Einzigste. Zumindest aus meiner Sicht.
Plötzlich jedoch schlangen sich zwei starke Arme um meinen Körper. Panisch kreischte ich los. Ich wurde hochgehoben und in die Richtung getragen, aus der ich gekommen war. Wie wild zappelte ich, doch gegen meinen Angreifer hatte ich keine Chance.
Erst da erkannte ich, dass es nur Kevin und kein Monstervampir war. Wobei nur Kevin hier wohl definitiv im übertragenen Sinne zu verstehen war. Und er war definitiv ein Monstervampir.
"Vor einem Vampir wegzulaufen ist keine gute Idee'', raunte er mir mit seiner herrlich rauchigen Stimme ins Ohr.
Oh ja, dass war es definitiv nicht.
Das sollte ich mir wohl dringend mal merken!

Alica&Kevin: Auf der Spur der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt