Kapitel 24: Wenn die Hoffnung zerbricht

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• Widmung geht dieses Mal an alle Leser
Danke danke danke
Ihr seid einfach die Besten!!! ❤️

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Kevin trug mich zurück zum Ende des Pfades. Zurück zu unserem Treffpunkt. Dort setzte er mich dann wieder ab. Aus der Gewissheit heraus, dass ich vor ihm eh nicht wegrennen konnte, unterließ ich weitere Fluchtversuche.
Kurze Zeit herrschte Stille zwischen uns, in der Kevin mich genaustens musterte. Irgendetwas an meiner Erscheinung musste ihm gefallen, denn er fing an zu lächeln.
Als mir das dann irgendwie unangenehm wurde, fing ich an zu reden. Dummerweise kam er im selben Moment auf dieselbe Idee, was zu einer weiteren Minute des Schweigens führte. ,,Du zuerst.'', forderte Kevin mich schließlich auf zu reden. Das lies ich mir nicht zweimal sagen.
"Warum wolltest du mich sehen?''
"Um dir Nachhilfeunterricht zu geben."
"Ich bin in keinem Fach schlecht.'', erwiderte ich.
"Das stimmt, aber du bist noch kein Vampir.''
Ja, das war die Frage, die ich mir schon länger gestellt hatte. Meine Verwandlung war vorüber, biologisch gesehen musste ich also ein Vampir sein. Aber ich fühlte mich keineswegs wie einer. Ich verabscheute Blut, liebte Sonnenlicht und besonders kalt war meine Haut auch nicht. Ich fühlte mich keineswegs unsterblich oder superstark und besondere Superkräfte hatte ich auch noch nicht. Vielleicht hatte meine Verwandlung ja gar nicht funktioniert und Kevin, dieser Arsch, hatte es mir verschwiegen. Es würde zumindest einiges erklären.
"Ich bin ein Vampir. Du hast selbst gesagt, dass meine Verwandlung vollendet ist.'', forderte ich ihn nun wütend heraus. So langsam reichte es mir wirklich! Aber gehen konnte ich ja nicht. Leider.
,,Ja und Nein.'' antwortete Kevin nun. ,,Du wurdest zwar verwandelt, aber ein richtiger Vampir bist du trozdem noch nicht."
Aha. Interessant. Und ähm, wieso bitte schön? Kevin musste meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er erklärte sofort weiter:
"Ich versuche mal, es dir auf eine einfache Art zu erklären. Bei deiner Verwandlung wurde dein Körper in den eines Vampires verwandelt. Damit wurden die Voraussetzungen für das Vampir-sein geschaffen. Ein richtiger Vampir wird man aber erst, wenn die Seele den neuen Körper annimmt und wieder in ihn einzieht. Wenn dies geschieht, erwachen langsam deine vampirischen Fähigkeiten. Dazu zählen Schnelligkeit, Stärke und deine ganz besonderen magischen Fähigkeiten wie zum Beispiel die Gabe heilen zu können. Bei dir ist das jedoch noch nicht der Fall und das macht mir Sorgen. Normalerweise geschieht das ein bis zwei Tage nach der Verwandlung. Natürlich kommen die Kräfte erst langsam und werden mit der Zeit stärker. Oft entwickeln sich auch nicht alle Kräfte gleich schnell und gleich stark. Bei dir sind jedoch noch nicht mal Ansätze der Fähigkeitenentwicklung zu sehen. Und bevor du fragst:
Als dein Meister kann ich deine Kräfte und Fähigkeiten spüren. Oder eben nicht. In deinem Fall spüre ich zwar dich, aber keinerlei Fähigkeiten. Das zeigt, dass deine Seele deinen neuen Körper noch nicht angenommen hat und du sozusagen noch ein, mhh, wie drücke ich das jetzt am besten aus, Zombie bist.''
Ich schluchzte laut auf. Ich war ein Zombie?! Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein oder?
Aber anscheinend war es sein Ernst. Denn er beugte sich zu mir und versuchte mich zu trösten. Erst wollte er meinen Arm streicheln, doch ich schlug seine Hand einfach weg. Ich wollte nicht getröstet werden. Und schon gar nicht von ihm! Ok, das war jetzt eine glatte Lüge, ich wollte von ihm getröstet werden, sehr sogar, aber ich wollte es ihm gegenüber nicht zeigen. Wie peinlich wäre das denn, wo es doch so offensichtlich war, dass er mich nicht liebte. Kein Wunder. Ich war ja auch ein Zombie und wer liebte schon sowas? Niemand. Genau. Ich versuchte Kevin wütend anzustarren, was allerdings kläglich scheiterte, wie ich an dem Grinsen in seinem Gesicht sehen konnte. War ja klar gewesen. Momentan war ich einfach zu verzweifelt und er sah einfach zu gut aus, um ihn wütend anzustarren. Ich konnte nur froh sein, dass ich gerade verdammt noch mal sehr verzweifelt und hoffnungslos war und das mein Gesicht hinter einem Tränenschleier verborgen blieb, denn sonst hätte ich Kevin wohl noch angeschmachtet.
"Hey, alles ist ok. Ich bin ja da um dir zu helfen. Gemeinsam werden wir das schon schaffen ja?''
Wie bitte?
"Gemeinsam werden wir das schon schaffen'',äffte ich ihn nach. ,,Und was wenn ich das gar nicht will? Wenn Ich nichts mit dir zu tun haben will? Ich bin ein verdammter Zombie! Warum solltest du mir helfen wollen? Selbst wenn ich nicht so ein scheiß Wesen wäre?'', schrie ich ihn an. Ich wusste zwar nicht, was das für Folgen haben würde, aber in dem Moment war es mir egal. In dem Moment war mir alles egal, alles bis auf meine Wut, meine Verzweiflung und meine Enttäuschung. Kevin war von meinem Ausbruch ganz erschrocken. Trotzdem versuchte er weiterhin mich zu beruhigen.
"Jetzt beruhige dich doch erst einmal, dann können wir in Ruhe zusammen reden. Das wollte ich heute sowieso."
"Und was wenn ich mich gar nicht beruhigen will? ''
Ja, ich weiß, ich reagierte wie ein kleines, bockiges Kind. Doch aus irgendeinem Grund war mir das völlig egal. Bei mir sind einfach sämtliche Mauern gefallen.
"Ich möchte dich ja zu nichts zwingen, aber es wäre sehr schön, da ich mit dir reden möchte.''
"Dann rede doch!''
"Naja, so hatte ich mir das zwar nicht vorgestellt, aber gut. Ich will mit dir reden, um dir die Möglichkeit zu geben, mal alle deine Fragen beantwortet zu bekommen. Nun ja, ich hätte nicht gedacht, dass das so ausartet. Und es ist wirklich nicht schlimm. Es Zombie zu nennen war vielleicht etwas erschreckend von mir. Es tut mir leid, ich habe mir nichts dabei gedacht. Und falls es dich tröstet, jeder von uns hatte einen leeren Körper, nachdem wir verwandelt wurden. Und früher oder später wurde jeder von seiner Seele angenommen. Es ist auch gar nicht so schlimm, wen das etwas länger dauert. Es gibt sogar Fälle in denen das über Monate hinweg gebraucht hat, bis die Fähigkeiten sich langsam angefangen haben zu entwickeln. Theoretisch ist das auch gar nicht schlimm. Du bist trotzdem noch du selbst, solang das nach der Verwandlung eben noch möglich ist. Meine Sorgen kommen eher daher, dass wir uns, wie du in der Cafeteria vielleicht bemerkt hast, in einem Krieg befinden. Und du wärest in etwas geringerer Gefahr, wenn du schon über die Fähigkeiten eines Vampires verfügen würdest, weil du dann bessere Chancen auf eine Verteidigung hast.''
Obwohl ich es mir nicht eingestehen wollte; das hatte mich wahrhaftig etwas beruhigt. Ich war immer noch ich selbst, es würde keine schwerwiegenden Folgen haben und es gab Andere bei denen das noch viel länger gedauert hatte. Und wen Kevin das ernst meinte, würde er mir helfen, meine Fähigkeiten zu entdecken. Und was meine Selbstverteidigung anging: Vampire waren zwar Superstark, aber ich machte seit Jahren Kampfsport. Und hätte ich nun gar keine Chance gegen vollständig entwickelte Vampire, wäre ich wohl nicht lebend aus der Mensa herausgekommen. Ob ich es wollte oder nicht, es schob sich sogar ein kleines Lächeln auf mein Gesicht.

Bis Kevin alles wieder zunichtemachte. Das konnte er wirklich gut. Jegliche Hoffnung, Optimismus und gute Laune zerstören. Er sollte einen Preis dafür bekommen. Den hätte er sich wirklich verdient. Oder auch nichts. So böse Eigenschaften verdienten es nicht, einen Preis zu bekommen.
,,So ist es gut. Immer schön ruhig. Aber was ich eigentlich mit dir klären wollte, es gibt da ein paar Missverständnisse zwischen uns, die ich gerne aus dem Weg räumen würde.''
Ihr glaubt nicht was für Hoffnungen ich mir in dem Moment gemacht habe. Bis er seinen Satz zu Ende gesagt hatte: ,,Neulich in der Cafeteria, als ich verflucht wurde und du mich wachgeküsst hast, ich schätze du hast da was falsch verstanden. Dieses Missverständnis wurde durch einige Gerüchte die gerade im Umlauf sind wahrscheinlich noch verstärkt. Nun ja, ich würde dieses Missverständnis gerne aus dem Weg räumen. Würdest du mir da zustimmen?''
Nun ja, das war dann der Moment in dem Kevin mir bewiesen hatte, das ich leider gar nichts falsch verstanden hatte, dass er mich nicht liebte, dass Cordney Recht hatte, dass er womöglich gar nicht lieben konnte und dass ich unglaublich naiv war. Und es war auch der Moment, der etwas in mir zerstörte und die frisch gebauten, instabilen Dämme hinter meinen Augen wieder zum Einsturz brachte. Es war der Moment in dem es für mich mal wieder keine Vernunft und keinen Trost gab und es war der Moment in dem ich Kevin einen kraftlosen Satz entgegen schleuderte, bevor ich mich umdrehte und wegrannte.
"Ach lass mich doch einfach in Ruhe und mach es nicht noch schlimmer.'' hatte ich gesagt.
"Renne nie vor einem Vampir weg", kam es mir wieder in den Sinn. Doch es war mir egal. Vielleicht war es das auch nicht. Vielleicht war es auch eine unbewusste, letzte Prüfung.
Den Kevin lief nicht hinter mir her. Er fing mich nicht wieder ein. Er hatte nichts mehr zu sagen, nichts mehr zu klären und nichts mehr zum richtigstellen. Der letzte Beweis war erbracht, ich war ihm egal, ich hatte nichts missverstanden. Rein gar nichts.

Zu allem Überfluss brachen auch noch die Wolken, welche schon den ganzen Tag über warnend am Himmel standen endlich auf, und verhöhnten mich. Vielleicht weinten sie auch mit mir. Wer weiß?
Wasser prasselte auf mich herab und Regen vermische sich mit meinen Tränen. Doch ich achtete nicht darauf. Ich rannte einfach weiter. Eigentlich hätte ich zurück zum Internat laufen können, doch aus irgendeinem Grund hatte ich mich für die entgegengesetzte Richtung entschieden. So rannte ich nun ziellos durch den Wald. Und als mir die Kraft ausging, wurde ich langsamer. Aber ich lief trotzen immer weiter. Immer wieder rutschte ich aus, doch ich rappelte mich wieder auf und lief wieder weiter. Immer weiter und weiter. Schon nach kurzer Zeit war ich nass gewesen.

Und nun, nach Stunden war ich mehr als nur bis auf die Haut durchnässt und vom Matsch verschmiert, doch ich machte mir nichts daraus und lief weiter.
Es war längst nicht mehr nur Kevin vor dem ich flüchtete, es war er, es war ich selbst, es war mein neues Leben, es war die Hoffnungslosigkeit und die Verzweiflung; die Angst vor dem, was passieren würde wen ich stehenblieb. Doch irgendwann war selbst das egal. Und als ich ein weiteres Mal auf dem aufgeweichten Waldboden ausrutschte, blieb ich einfach im Schlamm liegen. Mir war kalt, bitterkalt. Ich war vollkommen verdreckt und durchnässt, durchgefroren bis auf die Knochen, doch es war mir einfach nur sowas von egal.

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Hey, ich wünsch euch alle ganz schöne Weihnachten, viele Geschenke und einen guten Rutsch ins neue Jahr! :)
So und jetzt möchte OHaSiO euch noch was sagen!
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Hey, ihr lieben. Erst mal frohe Weihnachten euch allen. Ich hoffe das nur unsere braven Leser, die immer schön abstimmen und kommentieren dieses Kapitel lesen, denn nur die braven Kinder kriegen was vom Weihnachtsmann.
Ich hoffe auch, dass BlaueRose24 das ganze Kapitel genommen hat und nicht wieder was aufgeteilt hat und natürlich dass euch unser kleines Weihnachtsspecial gefallen hat. Welches übrigens ein Dankeschön an unsere treuen Leser ist, die uns immer so tolles Feedback geben, dass ich und BlaueRose24 manchmal richtig gerührt und sprachlos sind!
Also noch ein frohes Fest und bis zum nächsten Mal!
Eure Hasi

Alica&Kevin: Auf der Spur der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt