The Lodge 2 | bxb (abg.)

16

„Tim!"
Jacob steht auf unserem Grundstück und ruft zu meinem Fenster hinauf.
„Tim!"
Verschlafen quäle ich mich aus meinem Bett und begebe mich in Richtung Fenster.
Als ich es öffne und nach draußen schaue, muss ich meine Augen noch fest zusammenkneifen. Das Tageslicht blendet mich noch.
„Lust Football zu spielen?"
„Du willst nicht ernsthaft um diese Zeit schon Sport machen?", frage ich ihn sarkastisch. Dabei rufe ich sogar nicht einmal laut zu ihm hinunter, denn auch ich könnte ihn sehr gut hören, wenn er leise sprechen würde.
Trotzdem ruft er wieder zu mir hinauf,
„Es ist fast Vierzehn Uhr!"
„Ja, eben!", ich drehe mich wieder vom Fenster weg und lasse ihn unten stehen.
Einen Moment lang höre ich nichts mehr von ihm. Vielleicht wartet er, oder er ist auch gegangen.
„Ok, dann heute nicht", ruft er dann.
Er hat gewartet, doch jetzt geht er sicher, denn ich höre wie sein Fahrrad kurz quietscht und dann der Kies, über die er fahren muss, aufgewirbelt wird.
Er muss sich sonst was denken, wieso ich bis um diese Zeit noch geschlafen habe, doch was er nicht weiß; Ich war ja auch fast die ganze Nacht wach.
Ich knie mich an mein Bett und ziehe einen Schuhkarton hervor.
Ich öffne ihn und werfe einen prüfenden Blick hinein. Es scheint noch alles da zu sein.
Ich schaue mich noch mal um, auch wenn ich in meinem Zimmer bin, niemand darf mich sehen! Dann schiebe ich den Schuhkarton wieder zurück unter mein Bett und lege mich wieder hin.
Ich bin noch immer müde und versuche wieder einzuschlafen.

Neben dem Bett, auf dem Schreibtisch liegt ein Aschenbecher, fast schon randvoll mit zerdrückten Kippen und Asche. Auch daneben liegen die ein oder andere Kippe, die wohl aus dem Aschenbecher rausgefallen sein muss, oder einfach gleich dort hingelegt wurde.
Der Boden wurde viel zu lange nicht mehr gestaubsaugt und gewischt, was man gut sehen kann und überall liegt dreckige Wäsche. Wenn man das Zimmer betritt kommt einem sofort ein stickiger Gestank entgegen, der sich aus den Zigaretten und der alten Wäsche ergibt. Auch kann man den Geruch von Gras entnehmen, weshalb Tim sein Zimmer eigentlich immer abgeschlossen hält. Sein Vater und auch sonst niemand darf erfahren, dass er wieder in sein altes Muster fällt, zumindest möchte er nicht, dass es jemand weiß. Tim hat viel zu große Angst davor, seinen Vater zu enttäuschen.

Am späten Abend erst, wache ich wieder auf. Ich habe keine Zeit zu verlieren und stehe direkt auf. Ich ziehe mir schnell ein schwarzes Shirt über meinen leicht verschwitzen Oberkörper, ich habe keine Zeit zu duschen. Ich habe nur meine Boxershorts an, also streife ich mir auch noch schnell eine schwarze Hose über die Beine. Nicht ganz die Hose, die sich für mein Vorhaben eignet, da sie Löcher an den Knien hat und ziemlich eng sitzt, aber sie ist zumindest schwarz. Zu guter letzt schnappe ich mir noch eine schwarze Maske, die auf meinem Nachttisch rumliegt und werfe sie in meinen schwarzen Beutel.
Wieder werde ich die ganze Nacht wach sein und dafür den ganzen Tag schlafen. Mal sehen wie lange das noch gut geht, bevor mein Vater mitbekommt, dass ich den ganzen Tag bloß penne.

Es ist schon stockdunkel, aber mit einer Taschenlampe finde ich den Weg hinters Haus. Hinterm Haus steht mein Fahrrad, an der Wand angelehnt. Ich packe die Taschenlampe wieder weg, ich darf jetzt nicht zu auffällig wirken. Nicht umsonst bin ich komplett schwarz gekleidet und habe mein Fahrrad vor ein paar Tagen schwarz angesprüht.
Als ich losfahren will stoße ich natürlich erst einmal gegen die Spraydose, die noch neben dem Rad steht und sie fällt um und klappert. Ich hebe sie schnell auf und stelle sie wieder aufrecht hin. Mein Herz rast plötzlich. Bis eben habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, doch plötzlich merke ich, wie tollpatschig ich gerade bin, weil ich so aufgeregt bin. Was wenn ich beim letzten Mal nur Glück hatte, dass alles so gut gelaufen ist?
Aber ich muss das jetzt tun! Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und fahre los.

675 Wörter
11.618 Wörter insg.
(Das Erste Buch ist mit einbezogen)