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Da bin ich nun. Hinter Gittern. Ich stehe in Untersuchungshaft, denn mein Erpresser hat den Polizisten natürlich alles verraten. Was hätte ich auch erwartet, wenn er wegen mir verhaftet wird. Nun ist es dem Clubbesitzer selbst überlassen, ob er eine Anzeige gegen mich erstatten will.

In einem kleinen Raum, auf der Polizeistation werde ich auf einen Stuhl gesetzt und mit Handschellen daran festgemacht. Für eine Weile bin ich dann alleine, bis jemand in den Raum tritt. Es ist mein Vater, begleitet von einem Polizisten. Es herrscht trotzdem weiterhin Stille, bis die Tür ein weiteres Mal aufgeht. Nun wird ein, mir fremder, Mann von einem Polizisten in den Raum begleitet. Es muss der Clubbesitzer sein. Doch anstatt, dass dieser mich böse anguckt, weil ich immerhin bei ihm eingebrochen bin und Geld gestohlen habe, schaut er meinen Vater verwundert an.
"Aaron?"
"Manfred?"
Die beiden kennen sich?
Die Polizisten scheint es erstmal auch nicht zu stören, dass die beiden sich freudig unterhalten und über alte Zeiten reden. Die beiden müssen wohl mal Freunde gewesen sein.
Dann werden sie aber doch unterbrochen.
Und nach einer langen Unterhalten, die mich betrifft, steht der Entschluss des Clubbesitzers schnell fest. Er erstattet tatsächlich keine Anzeige gegen mich und lässt mich freisprechen.
"Dein Sohn hat ganz schön Scheiße durchgemacht und wir kennen uns ja auch, Aaron. Deshalb möchte ich nicht so Herzlos sein", erklärt er meinem Vater noch kurz seine Entscheidung.

Ganz ohne Strafe bin ich natürlich nicht davon gekommen. Das Geld musste ich selbstverständlich zurückzahlen, indem ich ein wenig im Club arbeite und zusätzlich muss ich auch gemeinnützige Arbeit machen.
Aber alles ist besser, als im Gefängnis zu stecken. Eine Therapie gegen meine Drogenabhängigkeit musste ich auch beginnen, aber das hätte ich auch freiwillig gemacht!

Maria ist über die Ferien auch da und übernachtet auch bei mir, um ihrem besten Freund beiseite zu stehen. Das finde ich auch toll, denn wir hatten so lange keinen richtigen Kontakt mehr.

"Und was willst du jetzt noch so machen?", fragt mich Maria am Abend.
"Ich hätte richtig bock auf Pizza und nen Film", ich lache. Maria lacht auch,"Nen Horrorfilm aber, ja?" Das erinnert uns an alte Zeiten.

Jetzt wundert ihr euch vielleicht, dass ich schon damals mit Maria Abends Horrorfilme geschaut habe und wir dabei Pizza gegessen haben. Ein, damals, drogenabhängiger Schläger, der tagsüber nur Ärger gemacht hat, chillt Abends mit seiner besten Freundin, als ob nichts wäre und verhält sich plötzlich ganz normal? Und seine beste Freundin ist auch noch ein ganz liebes, normales Mädchen, dass nichts mit Drogen am Hut hat, nicht einmal rauchen würde und eigentlich gegen Schlägereien ist?
Ja! So war das. Denn Maria war damals eine Art Stütze für mich. Aber nicht die Art von Stütze, die man nur ausnutzt, bis man sich sozusagen selbst stützen kann. Nein. Maria hat mir schon immer etwas bedeutet und sie wusste irgendwie, dass man die gute Seite in mir wecken kann.
Aber wie wir uns kennengelernt haben und es zu all dem kam, ist Vergangenheit, und meine Vergangenheit ist eine andere Geschichte.

"Ich geh vorher noch aufs Klo, bestell du doch schon mal eine Pizza oder such nen Film raus".
"Geht klar", antwortet Maria darauf und ich drücke ihr mein Handy in die Hand.

"Irgendwo hier muss sie doch stehen.. Ah da!",
aus meinem eigenen Handy krame ich die Nummer eines Pizzaservices heraus. Ich habe hier schlechten Empfang, weshalb mir Tim sein Handy dagelassen hat.
Ich wähle die Nummer, damals kannte ich die Nummer noch auswendig. Ich habe so oft da angerufen, aber meistens nicht, weil ich eine Pizza wollte. Es wählt und umso länger niemand dran geht, desto schneller schlägt mein Herz gerade.
"Hallo, Pizzalieferservice. Was kann ich für Sie tun?"
Diese Stimme. Es ist die selbe Stimme. Die Stimme, weshalb ich früher dort so oft angerufen hatte.
"Ich möchte bitte die selbe Pizza wie immer, wenn ich einen Horrorfilm schaue", sage ich sehr vorsichtig, ich möchte nicht, dass man meiner Stimme meine Emotionen ablesen kann. Mir stehen bereits tränen in den Augen, weil ich glücklich bin und doch traurig zugleich.
Am anderen Ende bekomme ich für eine Weile nichts mehr zu hören. Ich glaube das hat keinen Sinn mehr, ich habe schon zu lange nicht mehr da angerufen. Ich bin bestimmt in Vergessenheit geraten.
"..Maria?", fragt die Stimme dann doch ganz unsicher.
"Beleg die Leitung nicht zu lange", höre ich am anderen Ende, im Hintergrund, jemanden sagen.
"Ihre Bestellung kommt in einer halben Stunde, vielen Dank". Aufgelegt. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und versuche wieder normal zu wirken. Ich will uns den Abend nicht kaputt machen, denn ich freue mich schon auf den Film.

The Lodge 2 | bxb (abg.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt