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„Hey Maria".
„Schön, dass du mal wieder anrufst, Tim".
Zur Abwechslung sitze ich mal nach etwas längerer Zeit wieder draußen, an der frischen Luft. Ich sitze vor unserem Haus auf einer Bank.
Die Unterhaltung mit Maria tut mir echt gut. Auch wenn sie nicht wirklich bei mir ist, da wir uns ja nur durch den Videochat sehen, kann ich sagen, dass es mir gefehlt hat mal wieder jemanden bei mir zu haben.
In letzter Zeit fühle ich mich so alleine.
Die Leute, die ich bisher hier kennengelernt habe, haben mir nicht gut getan und auf Grund meiner Drogenprobleme gehe ich ja jetzt auch kaum noch raus, um neue Leute kennenzulernen.
Plötzlich lehnt sich Maria ein paar Mal nach rechts, als ob sie an mir vorbeischauen würde.
„Du weißt schon, dass das nicht klappt", sage ich dazu bloß und schaut mich an, als ob ich ihr gesagt hätte: Bist du irgendwie blöd?
„Beweg mal dein Handy ein wenig mehr nach links, damit es klappt".
„Was willst du denn sehen?"
Ich drehe mich verwundert um und halte mein Handy so, dass auch Maria es sehen kann.
„Warum hängen da zusammengebundene Bettlaken aus deinem Fenster?"
Oh je, die habe ich dort voll vergessen!
„Äh.. Nicht so wichtig". Man ist das peinlich.
„Ja gut, du warst ja eh schon immer etwas komisch drauf", lacht Maria.
„Da bist du kein bisschen besser". Wir lachen beide.

Mein Vater zwingt mich nun regelmäßig dazu, raus zu gehen und einen Spaziergang zu machen. Ohne groß drüber nachzudenken wohin ich gehe, laufe ich vor mich hin.
Ich zünde eine Zigarette an.
Nach einer Weile finde ich mich in einer Kleinstadt wieder. Erst jetzt bemerke ich, wo ich so ahnungslos hingelaufen bin.
Weit vor mir sehe ich den Schriftzug „Stripclub". Tagsüber leuchtet dieser allerdings nicht in seinen üblichen Neonfarben.
Für einen Moment stehe ich da und denke an die Nacht, an der ich hier auf eigene Faust einen Raub begangen habe. Ich fühle mich noch schlecht, für das, was ich hier getan habe.
Ich weiß nicht, ob ich stolz auf mich sein kann, weil ich das alleine hinbekommen habe oder ob ich mich für diese Tat einfach nur schlecht fühlen soll.
Gerade, als ich mir denke, dass ich lieber zurückkehren sollte und es besser wäre, wenn ich diese Kleinstadt nicht mehr besuche, spricht mich jemand von hinten an.
„Was ein Zufall. Ich hatte schon Angst, ich würde dich nicht mehr treffen".
Es ist dieser Mann, der mich an dem Abend angesprochen hatte.
„Weißt du, dass du gesucht wirst?"
„Eigentlich nicht, aber es hätte mir wohl klar sein müssen".
Ich brauche gar nicht zu versuchen, die Tat vor ihm zu leugnen. Er hat mich an dem Abend gesehen und mich auch maskiert, an meinem Kleidung wiedererkannt.
„Anscheinend hast du  sauber gearbeitet, Junge. Hättest du Spuren hinterlassen, wäre man dir schon längst auf die Schliche gekommen. Aber du warst trotzdem nicht vorsichtig genug, denn es gibt einen Zeugen. Mich!"
„Warum haben Sie mich dann nicht verraten?"
„Du bist doch noch so jung, ich denke kaum, dass du Lust hast hinter Gittern zu landen und deine Jugend zu verpassen".
Er setzt fort. „Auch wenn du es verdient hättest. Aber wenn du ein paar Dinge für mich erledigst, verpetze ich dich nicht!"
„Ich lass mich doch nicht erpressen! Sie mögen mich zwar gesehen haben. Aber Sie können niemandem beweisen, dass ich der Täter bin!"
„Wie du möchtest, Kleiner. Aber du wirst dich bestimmt noch umentscheiden".
Sauer wende ich mich von ihm ab und trete den Rückweg an. Meine Zigarre, die noch brennt, werfe ich wütend weg. „Ich brauch jetzt was stärkeres!"

The Lodge 2 | bxb (abg.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt