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Im dunklen fahre ich eine übliche Straße, wie man sie auf einem Dorf, in der Nähe von Feldern kennt, entlang. Nicht asphaltiert und mit Kies bedeckt.
In keinem der Häuser, an denen ich vorbeifahre brennt noch Licht. Die einzigsten Geräusche sind die Grillen, die zirpen und der Kies, der unter den Rädern meines Fahrrads knackt.
Über genau diesen Weg komme ich mit meinem Fahrrad am schnellsten in die nächstgelegene Stadt. Es ist eine Kleinstadt, doch als ich an dem Ortsschild vorbeifahre und endlich glatten, asphaltierten Boden unter den Rädern spüre, leuchtet mir, die mit Neon bestückte Schrift schon entgegen.
„Stripclub", die Buchstaben blinken in verschiedenen Farben auf.
Ich weiß, ich werde demnächst erst 18, aber ich bin ja auch nicht hier, um die nackten Männer und Frauen tanzen zu sehen. Ich habe da etwas ganz anderes im Sinn.
Als ich den Laden betrete bemerke ich, wie stickig die Luft hier unten ist. Der Club befindet sich in einem Keller. Außerdem kommen mir noch Gerüche von Alkohol und Zigaretten entgegen. Dabei befinde ich mich gerade mal in einer Art Vorraum. Hier stehen zwei Bodyguards, die bei Verdacht, das Alter prüfen. Ich habe schon von vielen gehört, dass ich etwas älter aussehe, als ich bin.
Ich will mal hoffen das reicht, um da ohne Probleme reinzukommen.
Ich versuche cool zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen. Gelassen gehe ich geradewegs auf die Tür zu, die in den Partyraum führt, ohne dabei die Bodyguards auch nur anzusehen.
In diesem Moment stehen die beiden links und rechts von der Tür, mit verschränkten Armen und blicken starr nach vorne. Zumindest glaube ich das, denn sie tragen Sonnenbrillen. Und ich stehe genau zwischen ihnen, bereit dazu, meine Hand gegen die Tür zu drücken und einzuschreiten. Alles läuft wie in Zeitlupe ab. Sehe ich für die beiden etwa wirklich wie über 18 aus? Aus Neugierde schiele ich, während ich noch immer dabei bin, meine Hand gegen die Tür zu drücken, zu einem der beiden rüber. Plötzlich treffen sich unsere Blicke, auch er hatte zu mir geschielt und das muss ich wohl auf mich aufmerksam gemacht haben. „Hey", erst jetzt werde ich von ihm an der Schulter gepackt. „Was hast du da drinnen?", er deutet auf meinen schwarzen Beutel. Plötzlich fühle ich mich unwohl und meine Hände sind schon ganz schwitzig. Was habe ich mir nur dabei gedacht, hier einfach zu reinzuspazieren. Er fordert mich dazu auf, den Beutel zu öffnen. Jetzt ist alles vorbei, man wird sofort verdacht schöpfen, dass ich etwas im Schilde führe. Die Situation setzt mich total unter Druck, auch dem anderen Bodyguard scheint mein Verhalten plötzlich verdächtig zu erscheinen. Er behält mich genauestens im Blick, während der andere mir meinen Beutel aus der Hand nimmt, den ich ihm vor lauter Aufregung noch nicht selbst gegeben hatte.
Er öffnet ihn und schaut nur kurz hinein, dann gibt er seinem Kollegen ein Zeichen. Mein Puls überschreitet Grenzen, die er zuvor noch nie erreicht hatte. Ich wusste nicht, das mein Herz so schnell rasen konnte. Sein Kollege drehte sich wieder weg und stand wieder da, wie zuvor auch. Ich bekam wieder meinen Beutel in die Hand gedrückt mit dem Kommentar „da gönnt sich wohl jemand ne versaute Privatvorstellung." Privatvorstellung? Dann ist das hier also auch eine Art Puff? Er muss gedacht haben, ich würde die Maske als Fetish dabei haben.
Er hält mir sogar die Tür offen und ich bin endlich drinnen. Auf dem Tisch tanzen halbnackte Männer auf der einen Seite und auf der anderen Seite halbnackte Frauen.
„Dann weiß ich ja, auf welche Seite ich mich konzentrieren muss", flüstere ich aus Spaß.
Plötzlich überholt mich jemand von hinten und stellt sich vor mich. „Aha, dann bin ich wohl nicht die einzigste männliche Person hier, die auch lieber die Männer beobachtet."
Der Typ sieht aus, wie fünfzig, aber seine Ohren sind anscheinend noch voll Intakt, wenn er mich bei dieser Partymusik zu mir selbst sprechen gehört hat. „Entschuldigung, Sie müssen da was falsch verstanden haben", ich Sieze ihn sogar, um den viel zu großen Altersunterschied zwischen uns zu betonen, „Ich bin nicht schwul", lüge ich mich aus dieser Situation raus und versuche interessiert an den Frauen zu wirken. „Ach so, das tut mir leid."
Ich begebe mich in die hinterste Ecke des Clubs und mische mich da unter die anderen Leute, um nicht aufzufallen. Warum ich aber ausgerechnet, ganz hinten und nicht in der Mitte oder sonst woanders zwischen den Leuten verstecke, hat noch einen Grund. Hier hinten ist nämlich die Tür, die zu den Privaträumen führt. Damit meine ich aber nicht die Räume, in denen anscheinend sogenannte Privatvorstellungen praktiziert werden. Sondern eher so Räume, wie ein Büro. Dort wird sich bestimmt auch irgendwo eine Kasse oder ein Safe finden. Wobei ich bei einem Safe zugegebenermaßen aufgeschmissen wäre, denn ich bin nun mal kein Profi, der Safes knacken kann.
Erst einmal bleibe ich noch hier zwischen den Leuten und verhalte mich unauffällig, bis der richtige Zeitpunkt kommt.

823 Wörter
12.450 Wörter insg.

The Lodge 2 | bxb (abg.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt