2.4 ♛ Kate

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»Candice, wo warst du denn den ganzen Abend?«, schnauze ich, als sie mit feuchten Haaren an unseren Tisch im Nighthawks hastet.

»Ich war mit Brandon«, gibt sie schlicht zurück und lässt sich neben Jo auf die Bank fallen, die gegenüber von mir sitzt.

»Soso«, säusle ich, werde dann aber wieder ernst. »Liam und Mary wollen auch gleich noch zu uns kommen, um eventuell einige Nachforschungen anzustellen.«

»Wir müssen irgendwie auf der falschen Fährte sein, sonst hätten wir vielleicht schon einen Anhaltspunkt«, wirft Candice ein und kratzt sich am Kinn.

Im nächsten Moment kommt Dare an den Tisch und stellt Candice' üblichen Eistee vor ihr auf die Platte.

»Danke«, entgegnet diese.

Als Dare wieder verschwunden ist, beugt sich Candice über den Tisch zu mir und Josephine. »Mich würde interessieren, wie Mary ihn nach dem Video gefragt hat. Oder womöglich war es auch Dares Idee.«

»Candice!«, ermahne ich sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Nach all dem, was Mary für Jo und uns getan hat, zweifelst du noch immer an ihr?« Ich bin völlig perplex.

»Dann überleg' doch mal, was ist Ecksteins Markenzeichen?«

»Die Adlermaske«, quatscht Josephine besserwisserisch dazwischen.

»Nein, du Dummerchen, die Intrigen, die Täuschung. Das kann Eckstein am besten. Was würde er also machen, wenn er uns von innen zerstören will?« Candice blickt Josephine und mir mit durchdringenden Augen entgegen.

»Er wird zu unserem Verbündeten, und so werden wir gläsern für ihn«, murmelt Josephine in Gedanken.

Dabei wird sie von Candice' verbitterten Grinsen begleitet. »Du hast es erfasst, Jo.«

»Ihr seid doch verrückt, alle beide!«, schnaube ich. Wie kann man nur so misstrauisch sein? Wenn man nie jemandem vertraut, kann man nichts erreichen. Außerdem macht Josephine mich so verdammt wütend. Sie glaubt ohnehin immer nur, was Candice ihr vorplappert.

»Du und Mary seid neuerdings anscheinend die neuen Besties, oder was?«, murrt Josephine dann noch und schüttelt den Kopf.

»Na und? Aus Feinden können Freude werden.«

»Das hört sich schon etwas falsch an, wenn es aus deinem Mund kommt«, lacht Candice plötzlich wieder völlig locker und ich fühle, wie sich ein Schmunzeln auf mein Gesicht stiehlt.

Auch Josephine stimmt mit ihrem Kichern mit ein.

»Wir sollten ihnen vertrauen«, sage ich dann ernst, als wir uns alle wieder gefangen haben.

»Kate das ist wirklich riskant.« Candice runzelt die Stirn und nimmt einen großen Schluck von ihrem Eistee.

»Aber wenn wir es rational betrachten, haben wir keine andere Wahl«, werfe ich ein. »Wir müssen alles auf eine Karte setzen, versteht ihr das denn nicht?«

Candice sieht mir seufzend entgegen. »Kate, ich sage das nicht oft, aber du hast recht. Wir müssen ihnen vertrauen, weil wir ihre Hilfe jetzt echt verdammt gut gebrauchen können.«

Es kommt nicht oft vor, dass Candice einen meiner Vorschläge für vernünftig erklärt, aber wenn ich eines von meinem Vater gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass man ohne das Eingehen eines Risikos nie gewinnen wird.

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»Eckstein muss uns auf eine falsche Route gelockt haben«, stellt Mary klar, als wir im Nighthawks schon eine Weile herumrätseln.

Greyforks | Staffel 2 || SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt