3.1 ♌︎ Candice

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Möglichst leise versuchen wir uns aus dem warmen Inneren des Wagens zu schleichen. Als wir alle draußen sind, schließe ich per Knopfdruck ab.

Wir wechseln die Straßenseite, um etwas mehr Abstand zu gewinnen, wechseln sie abermals und stellen uns neben Logans weißen Pick-Up, um ihn dort abzufangen.

Mit klopfenden Herzen und unruhigen Atemzügen warten wir, bis er wieder kommt.

»Da ist er!«, zischt Liam und deutet auf das verschnörkelte Eingangstor des Friedhofs, von dem die weiße Farbe bereits abblättert.

Irritiert blickt er uns entgegen, als er uns an seinem Auto entdeckt.

»Wa..«, will er sagen, doch ich falle ihm schon ins Wort.

»Woher kennst du sie?«, frage ich mit gefährlicher Stimme.

»Ich...äh..sie war eine Freundin meiner Großmutter«, stammelt er. »I...ich sollte ihr einen Blumenstrauß bringen.«

»Soso«, entgegne ich misstrauisch und lehne mich mit verschränkten Armen gegen seinen Pick-Up. »Du bist dir sicher, dass es nicht einen anderen Grund gibt?«

»Was meinst du, Candice?«, zischt er. Jetzt kann ich auch etwas Wut aus seiner Stimme heraushören.

»Du wolltest nicht zufällig Vergebung bei ihr suchen?«, rede ich weiter auf ihn ein, weil ich merke, dass er anbeißt.

Ich fühle, wie mich Jo in die Seite zwickt.

»Willst du etwa andeuten, ich hätte sie getötet?«, zischt er nun empört. »Du hast sie doch nicht mehr alle!« Logan geht auf seinen Pick-Up zu und öffnet die Fahrertür.

»Keine Ahnung, sag du's mir!«, provoziere ich weiter.

»Das wird mir hier echt zu blöd!«, zischt er mir über die Kühlerhaube hinweg zu. »Und von dir, Josephine, hätte ich auch nicht erwartet, dass du mir so in den Rücken fällst.«

Josephine sieht ihn an, als hätte er ihr soeben ein Messer in den Bauch gerammt. Strähnen ihres Dutts haben sich bereits gelöst und hängen ihr verrucht ins Gesicht. Für einen Moment starrt sie ihn so an, ehe sie doch etwas sagt. »Dann sag uns doch, was du hier wirklich gemacht hast!«

»Das hab ich doch bereits erklärt, Mrs. Campbell war eine gute Freundin meiner Großmutter und sie hat mich gebeten, ihr Blumen ans Grab zu bringen«, verteidigt sich Logan und will schon in den Wagen steigen, als Jo ihm noch eine Frage stellt.

»Hast du Mrs. Campbell gekannt?«

»Nein, aber meine Großmutter hat mir viel von ihr erzählt und ich weiß selbst auch, dass sie nicht an Altersschwäche gestorben ist.«

Ein Schock fährt durch meinen Bauch, als er mich dabei mit seinen Augen durchbohrt. »Wie meinst du das?«, frage ich möglichst ruhig, um herauszufinden, wie viel er über den Mord weiß.

»Bei der Autopsie konnte man die Todesursache nicht herausfinden und meine Großmutter war der Überzeugung, sie wäre noch nicht bereit zum Sterben gewesen. Ich glaube ihr.«

Ich blicke mit weit aufgerissenen Augen zu Jo. »Vielleicht hattest du recht mit der Todesursache von Louise. Es würde zusammenpassen.«

»Was redet ihr denn da?«, fragt Logan verwirrt.

»Wir wollen nur herausfinden, ob es zwischen den zwei Toden einen Zusammenhang gibt«, antworte ich wahrheitsgemäß, ohne zu viel zu verraten.

»Es sind wohl eher Morde«, gibt er spöttisch zurück, steigt dann in seinen Wagen und knallt die Tür hinter sich zu. Der Motor brummt auf und ich weiche erschrocken vom Auto zurück.

Mit einem Ruck fährt er auf die Straße und lässt uns drei baff und ratlos zurück.

»Der Typ tickt doch nicht mehr ganz richtig«, ergreift Liam das Wort.

»Das kannst du laut sagen«, murmle ich kopfschüttelnd und sehe zu, wie der weiße Wagen in der Ferne immer kleiner wird. Plötzlich kommt mir ein Geistesblitz, der mich beinahe umhaut. Aber ich verdränge ihn mindestens so schnell wieder, wie er gekommen ist.

»Lasst uns gehen, Leute«, verkünde ich schließlich. »Wir wollen doch nicht, dass Kate das mit ihrem Auto mitbekommt.«

Auf dem Weg zur Schule sind wir alle in Gedanken versunken.

Als ich schließlich in den Parkplatz der Schule einbiege, bietet sich mir jenes Bild, das ich als letztes hätte sehen wollen.

Kate läuft mit Mary wütend den Schulparkplatz ab. »Oh du Scheiße!«, murmle ich und schon im nächsten Moment blickt Kate in unsere Richtung.

Ich fahre ihren schwarzen Wagen auf den nächstbesten Parkplatz und steige aus.

Auch Jo und Liam öffnen ihre Türen.

»Was soll das, Candice?«, schreit sie mir entgegen, als sie nahe genug ist. »Ich dachte schon, die hätten mir mein neues Auto geklaut!«

»Kate, ich kann es dir...«, will ich schon beginnen, doch ich komme nicht weit, weil Jo mir das Wort nimmt.

»Ich war's, Kate, und es tut mir leid«, piepst Jo neben mir.

»Was?! Du hast mir mein neues Auto ausgehängt?« Kate steht nun vor ihr und überragt sie mit ihren Pumps um einen ganzen Kopf.

Josephine starrt ihr schuldbewusst entgegen und nickt langsam.

Zu unserer Überraschung erscheint auf Kates Gesicht plötzlich ein Grinsen. »Josephine, du bist endlich cool.«

Wir brechen augenblicklich in schallendes Gelächter aus.

»Und ich dachte schon, du verpasst ihr einen Tritt mit deinen Stelzen«, schmunzelt Liam.

»Ha-ha, dafür wären mir meine geliebten Prada viel zu schade«, zischt sie grinsend.

»Ihr müsst mir aber verraten, wo ihr wart«, beharrt sie und verschränkt die Arme vor der Brust.

»Das würde ich auch zu gern wissen«, meint auch Mary.

»Wir haben Logan hinterher spioniert«, entgegnet Josephine. »Er ist nicht Eckstein, aber wir haben herausgefunden, dass Mrs. Campbell wahrscheinlich nicht an Altersschwäche gestorben ist.«

»Das wussten wir doch schon längst, sonst hätte Candice doch keinen Snap von Eckstein bekommen.« Kate runzelt unbeeindruckt die Stirn.

»Ja, aber wir wissen jetzt auch, dass bei der Autopsie Mrs. Campbell nichts gefunden wurde, das auf einen Mord hindeutet«, erklärt ihr Jo.

»Komisch...« Kate überlegt. »Wenn das stimmt, dann könntest du bei Louise trotzdem recht haben.« Dann winkt sie jedoch wieder ab. »Aber das mit Nicole würde dann keinen Sinn ergeben. Sie wurde definitiv erstochen.«

»Wie auch immer, wir sollten mehr über Mrs. Campbells Tod in Erfahrung bringen. Da stimmt etwas ganz gewaltig nicht«, wende ich dann ein.

»Das könnte wirklich ein Anhaltspunkt sein«, stimmt mir Mary zu.

»Mich würde eher interessieren, wie du an meinen Schlüssel gekommen bist, Josephine.« Kate grinst spitzbübisch in Jos Richtung.

»Äh...«, sie kratzt sich verlegen im Nacken, »das ist eine gute Frage...«

»Sag schon!«

»Ich hab deine Spindtür aufgeknackt«, gesteht sie schließlich etwas zerknirscht.

»In dir stecken verborgene Talente, Josephine, das wusste ich schon immer«, meint sie dann mit einem verschwörerischen Grinsen.

Und, was sagt ihr zu der etwas veränderten Jo? Glaubt ihr Logan, oder will er den Freundinnen bloß eine ausgedachte Geschichte schmackhaft machen? Ich freue mich wie immer auf eure Kommentare und Sternchen. Schönen Sonntagabend noch,

eure Anna Vanilla ♥️

Greyforks | Staffel 2 || SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt