»Dann gehen wir eben zur Polizei und fragen sie über die Todesursache aus«, schlägt Jo vor, die mir gegenüber sitzt und an ihrer Limo nippt.
Wir drei haben uns abends mal wieder im Nighthawks niedergelassen und warten auf das Eintreffen von Liam und Mary.
Ich sehe ihr mit einem Ernsthaft?-Blick entgegen. »Die werden uns nie die Informationen geben, die wir haben wollen. Unsere Namen wuchern in deren Akten wie Unkraut im April.«
»Und wenn wir Logan darum bitten?« Sie sieht mir fragend entgegen und nimmt einen großen Schluck von ihrer Limo.
»Ich mache das nicht, das musst wenn du erledigen«, winke ich ab.
»Gut, ich werde das regeln«, verspricht sie.
Candice ist während des gesamten Gesprächs merkwürdig ruhig, aber ich mache mir nicht die Mühe, sie darauf anzusprechen.
Josephine greift nach ihrem Handy. »Ich bin gleich wieder da.« Sie entfernt sich vom Tisch und geht vor die Tür. Als sie wieder kommt, leuchten ihre Augen. »Stellt euch vor, er hat tatsächlich Interesse daran, uns zu helfen.«
»Für mich ist er zwar immer noch der Teufel mit den Engelslocken, aber wir müssen nehmen was wir kriegen können«, kommt es sarkastisch von Candice.
Schnell tippe ich Mary und Liam eine SMS, dass wir nun zur Polizeistation fahren, in der ich ihnen mitteile, dass sie uns dort treffen können.
Als wir Logan bei ihm zu Hause abgeholt haben, erklären wir ihm kurz, was wir wissen wollen und parken dann mit sicherem Abstand zur Polizeistation.
»Ich bin noch immer etwas misstrauisch«, gestehe ich, als Logan bereits auf das Gebäude zugeht.
»Ich glaube, er will uns wirklich helfen«, meint Josephine.
»Du hast auch geglaubt, dass er dich liebt«, schieße ich zurück, doch im gleichen Moment tut es mir leid, weil es wirklich nicht nett klingt. »War nicht so gemeint, Josephine«, füge ich noch hinzu.
»Schon okay«, entgegnet sie. Anscheinend ist sie meine unsensiblen Sprüche bereits gewohnt.
»Man hat auch nie herausfinden können, weshalb meine Mutter gestorben ist«, kommt es plötzlich von der Rückbank und Josephine und ich drehen uns erschrocken um.
Candice hat einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen.
»Nein, das haben sie nicht«, entgegne ich vorsichtig, nur um diese verfluchte Stille zu erdrücken.
Und dann sagt Candice etwas, das mich zweifeln lässt, ob sie noch ganz bei sich ist. »Es gibt nur eine Art, das herauszufinden. Ich muss meine Mutter sehen!«
»Was?!«, entfährt es mir völlig entrüstet. Ich bin mir in diesem Moment nicht sicher, ob sie denkt, sie würde noch leben, oder ob sie sich die Fotos ihrer Autopsie ansehen will. Beides wäre gleichermaßen erschreckend.
»Ich hab es nicht über mich gebracht, sie nach ihrem Tod anzusehen«, flüstert sie.
»Das ist auch verständlich«, entgegne ich mit betont weicher Stimme.
»Aber ich habe immer ein komisches Gefühl bei ihrer Diagnose gehabt. Ich hab schon immer gewusst, dass etwas nicht stimmen kann, versteht ihr?« Candice fährt sich mit den Handflächen über den Kopf.
Josephine und ich nicken verständnisvoll.
»Und wenn wir das für dich machen«, biete ich an. »Ich meine, das ist vielleicht nicht gut, wenn du deine Mutter so siehst.«
»Kate, das kann nur ich machen.« Candice blickt mir überzeugungskräftig in die Augen. »Außerdem würden sie die Fotos ohnehin nur mir zeigen, weil ich ihre Tochter bin.«
Ich schlucke.
»Hast du denn gar keine Angst?«, haucht Josephine. Sie sieht beinahe so aus, als würde sie gleich weinen.
»In den letzen Wochen sind so schlimme Dinge geschehen, dass ich eigentlich vor gar nichts mehr Angst habe«, zischt Candice bitter.
Weil ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll, wende ich mich wieder von Candice ab und tue so, als würde ich über all die schlimmen Dinge nachdenken, die geschehen sind, dabei denke ich bloß an Candice' tote Mutter und daran, dass ich eigentlich so wenig über sie weiß.
Ich werde vom Klicken der hinteren Autotür aus meinen Gedanken gerissen.
Schnell schießt mein Kopf nach hinten zu Candice, die bereits einen Fuß auf die geteerte Straße gesetzt hat.
»Candice, was hast du vor?«, halte ich sie zurück.
Sie sieht mich nicht an. »Ich sehe nach meiner Mutter.«
»Komm schon, steig wieder ein, Candice, mach keinen Scheiß!«, rede ich auf sie ein, während Josephine mit vor den Mund gehaltenen Händen erstarrt neben mir sitzen bleibt.
Sie steht unter Schock, weil Candice eigentlich nie derartige Dinge tut. Sie ist sonst immer die Vernünftige, die Rationale. In diesem Augenblick gerät dieses Verhältnis aus dem Gleichgewicht.
»Wenn nicht jetzt, wann soll ich es denn sonst machen?« Candice Stimme klingt beinahe etwas vorwurfsvoll. Sie sieht mich noch immer nicht an, sondern starrt wie in Trance auf den Boden.
»Du könntest vielleicht eine Nacht darüber schlafen«, schlage ich lachend vor, obwohl kein Funken Humor dabei mitschwingt; es ist eher die Verzweiflung, die in diesem Moment an mir zu nagen beginnt.
»Aber wir müssen handeln, Kate!« Candice Blick trifft mich wie der Schuss einer Pistole und ihre Stimme ist wieder laut und kräftig. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Sonst werden wir Eckstein nie einholen.«
»Was hat diese Sache jetzt wieder mit Eckstein zu tun?« Ich hebe verständnislos die Schultern an.
»Alles hat mit Eckstein zu tun, Kate«, sagt Candice nun etwas ruhiger. »Du verstehst offenbar noch immer nicht, dass Eckstein schon viel früher in unser Leben getreten ist. Eckstein hat uns bereits beobachtet, als du nur von Jungs gesprochen hast und Josephine noch nicht einmal mit Logan zusammen war. Wir haben es nur nicht geahnt. Und jetzt bin ich mehr denn je überzeugt, dass Eckstein auch der Mörder meiner Mutter ist.«
Na, was haltet ihr von Candice' Idee? Handelt sie rational, oder ist sie völlig übergeschnappt? Ich freue mich wie immer über eure Meinung zum Kapitel. Einen schönen Mittwoch noch,
eure Anna Vanilla ★
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Greyforks | Staffel 2 || Serie
Mistero / Thriller*WATTYS 2019 WINNER* Staffel 2 der Wattpad-Serie "Greyforks" ▶︎ Bitte nicht weiterlesen, wenn ihr mit Staffel 1 noch nicht durch seid. ● ● ● Nachdem Josephine von der Polizei abgeführt wurde, versuchen Candice und Kate herauszufinden, wie Eckstein i...