James, Sirius, James Sirius

3.1K 134 40
                                    

Kapitel 10

James, Sirius, James Sirius

James Harry Potter war in seinem kurzen Leben schon vieles gewesen: Der Sohn, der Freund, der Quidditchheld, der Unruhestifter, der Arrogante, der Kindische und noch vieles, vieles mehr, aber niemals war er der Feige gewesen. Niemals. Jedenfalls bis jetzt.

James konnte nicht sagen, wann er sich das letzte Mal so hilflos vorgekommen war, während seiner Jahre in Hogwarts? Niemals. In den letzten sieben Jahren hatte er das Gefühl gehabt die ganze Welt beherrschen zu können, wenn er es nur wollte. Die Schule hatte ihm zu Füßen gelegen, er hatte die beste Freundin, die treusten Freunde und sogar die Lehrer liebten ihn, obwohl er nichts als Unsinn im Kopf hatte. Sie alle hatten die Schule verlassen in der Annahme, dass es nun für immer so weiter gehen würde, aber sehr schnell hatten sie begriffen, dass das Leben außerhalb von Hogwarts niemandem zu Füßen liegen würde, auch den berüchtigten Rumtreibern nicht.

Und wie hatte es so weit kommen können, dass er, der berühmte James Potter, in einem fremden Wohnzimmer saß, sich wie ein Ertrinkender an die Hand seiner Verlobten klammerte und nichts tat? Wann war er zu feige, zu hilflos und zu müde geworden um die Antworten zu suchen, die er so dringend brauchte?

Vor über zehn Minuten waren Victoire und Harrison wieder ins Wohnzimmer gekommen und noch immer sprach niemand, jeder schien Angst zu haben die Stille zu durchbrechen und damit den Bann zu lösen, der auf allen im Raum lag. Unruhig fragte sich James wie es Remus wohl ergehen mochte. Saß er im Raum nebenan und sprach mit seinem Sohn? Seinem Sohn, wie seltsam diese Worte doch klangen. Aber wenn Remus mit seinem Sohn sprach, warum saß er, James, dann tatenlos herum und tat überhaupt nichts, während sein eigener Sohn nur wenige Meter von ihm entfernt saß und Löcher in die Luft starrte?

Beinahe schuldbewusst musterte James den Mann, der erst vor kurzem verkündet hatte sein Sohn zu sein. Was sollte er jetzt tun? Auf Remus warten? Wie zu sich selbst schüttelte er dann den Kopf. Er war kein kleiner, verschreckter Junge, der sich vor Professor Harrison fürchten musste. Dem Gesetz nach war er erwachsen, er war verlobt und außerdem war er ein verdammter Gryffindor und die fürchteten sich nicht vor ihren eigenen Kindern, egal ob sie nun vier oder 40 waren!

Ruckartig stand James auf, so dass alle andere im Raum überrascht zusammen zuckten. Die Stille war so allgegenwärtig, dass eine einfache Bewegung wie ein Peitschenschlag durch den Raum schallte. Doch James ließ sich von den nervösen Gesichtern der anderen nicht abschrecken, sondern ging mit geregtem Kinn auf Harrison, Harry, wie auch immer zu und sagte: „Ich denke wir müssen uns unterhalten." Der feste und selbstsichere Klang seiner Stimme ließ ihn sogar selbst überrascht inne halten, doch das hielt ihn nicht davon ab Harrison herausfordernd anzustarren, der den Kopf gehoben hatte und James forschend anblickte.

Lange Zeit antwortete Harrison nicht und James fragte sich schon etwas unbehaglich, ob es vielleicht doch ein Fehler gewesen war ihn so forsch anzusprechen, denn eigentlich wusste er ja nichts über Harrison. Was wenn er diese Art von Verhalten überhaupt nicht leiden konnte? Seit er in der Zukunft war hatte James nicht viel mehr erfahren, als dass Harrison fraglos das unangefochtene Oberhaupt dieser Familie war. Die Art und Weise wie sehr sie alle auf den Rat ihres Vaters und Onkels bauten, hatte ihm gezeigt, dass Harrison definitiv niemand war mit dem man es sich verscherzen wollte, aber James war das relativ egal. Immerhin sollte dieser Mann, der mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn vor ihm saß ja sein Sohn sein und nicht umgekehrt. Im Gegensatz zu Jas, Al und Lilu brauchte er keine Angst haben Hausarrest oder ähnliches zu kriegen.

'Na los,' dachte er schnippisch, 'sag was blödes. Dann kriegst du bis an dein Lebensende Stubenarrest.'

Es kam James wie eine Ewigkeit vor, bevor Harrison endlich antwortete: „In Ordnung. Lass uns in mein Büro gehen."

Toll gemacht, James!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt