- FOURTY-FOUR -

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Ich wand meinen Blick von den Brüdern ab und bemerkte, dass Locke mich anschaute. Seit gestern Nacht, wo er duschen war, hatten wir kein Wort miteinander gewechselt. Es schien fast so, als wollte mich jeder meiden. Den ganzen Tag über, beim Wandern, hatte ich eigentlich nur mit Liam gesprochen. 

Hinter mir hörte ich Jake und Lewis weiter streiten. Es war offensichtlich, dass sie wegen mir stritten. Und nicht, weil einer der beiden mich verteitigen wollte. Nein, das wär auch zu schön gewesen, sondern weil Lewis ihm gesagt hatte, das er mir von Jay und ihm erzählte hatte. Wenn sie sich nicht bald vertragen würden, wäre ich auch noch schuld daran, dass die starke BIndung der beiden kaputt gehen würde. 

So in Gedanken wie ich war, merkte ich gar nicht, wie ich immer noch zu Locke sah. Aber auch er wand den Blick nicht ab. Seine Augen hatten nicht dieses provokative Aufblitzen, wie sonst immer, was mich antürlich freute aber andererseits auch verwunderte, denn ich sah dort nichts außer Leere. Ja wirklich, ich konnte keine Emotion in seinen Augen erkennen. Er starrte mich einfach nur an, als wollte er herausfinden, was ich gerade fühlte. Mir wurde das etwas unangenehm, also zwang ich mir ein kleines Lächeln auf. Aber er runzelte nur die Stirn und sah dann weg. 

Unterdessen, waren meine Haare getrocknet und fielen mir nun in ungebändigten Strähnen über den Rücken. Die Dusche hatte meine aufgekratzten Muskeln entspannt und ich fühlte mich wesentlich besser als davor, auch wenn ich ziemlich müde war. Wir sind ungefähr vor einer halben Stunde erst wieder gekommen und die Dunkelheit legte sich schon langsam über den Wald. 

Ich versuchte das Geschreie hinter mir auszublenden und konzentrierte mich auf das Geräusch, was Jay erzeugte, indem sie mit der Nagepfeile immer wieder über ihre Fingernägel fuhr. Hin und her. Sie war sich wahrscheinlich nichtmal bewusst, das sie in diesem Streit eine ganz große Rolle spielte. Hin und her. Aber vielleicht wusste sie es auch und ignorierte es einfach. Hin und her. Oder sie genoss die Aufmerksamkeit, die sie heimlich von mir bekam. Hin und-

,,Könnt ihr mir mal bitte sagen was los ist, ich halte die bedrückte Stimmung nicht mehr lange aus!"

Mein Blick schoss zu Liam, der auffodernd in die Runde starrte. Niemand erwiederte seinen Blick, was ihn wohl ein bisschen stutzig machte.

,,Kommt schon. Den ganzen Tag seit ihr jetzt schon so scheiße drauf, ich will euch doch nur helfen."

,,Wir können dir dazu nichts sagen, da musst du Jake und Lewis fragen." Locke machte kurz eine Pause, sah zu den Brüdern rüber, die immer noch beschäftigt waren und blickte dann wieder zu mir.  ,,Oder Haily."

Ich erschauderte. Wirklich jetzt? Es war doch wohl ziemlich offensichtlich, das ich darüber mit niemandem reden wollte, außer mir würde die Chance gegeben die Sache zu klären.

Liam sah mich interessiert an und ich versuchte verzweifelt irgendjemandes Blick einzufangen, damit mir jemand helfen konnte. Aber es schien als hätten sich alle vom Gespräch abgekapselt. In Gedanken  zeigte ich Locke den Mittelfinger. Dankeschön, Arschloch.

Panik machte sich in mir breit als mir klar wurde, das Liam wirklich wollte, dass ich ihm alles erzählte. Ich zog die Stirn kraus und durchforstete mein Gehirn nach etwas, womit ich ihn vom Thema ablenken konnte. 

,,Ich, ehm...  Bist du eigentlich Lehrer an unserer Schule oder woher kommst du?" Ich grinste in mich hinein und mein Unterbewusstsein klopfte mir auf die Schulter.

Liam seufzte, als er bemerkte, dass es nur ein Ablenkungsversuch war. ,,Ja ich bin an euer Schule, aber ich unterrichte nicht, sondern ich bin der Vertrauenslehrer. Wenn jemand Probleme hat, dann kommt er zu mir ins Büro. So was wie ein Schulphsychologe."

Überrascht hob ich eine Braue und schaute ihn an. ,,Cool. Und was machen die Schüler jetzt? Weil du bist ja nicht da."

,,Auf mich warten." Er zuckte mit den Schultern. ,,Wisst ihr, ich bin nicht umsonst die Person, die mit euch mitkommt. Ich bin dafür da, euch an einander zu bringen und euch zu helfen Probleme zu lösen."

,,Es gibt kein Problem.", erwiederte ich schnell. 

,,Das gibt es."

Ich reckte den Kopf ein wenig höher. ,,Aber keins, was ich nicht selber lösen könnte."

Während die anderen die Situation einfach weiterhin ignorierten, hob Locke den Kopf.

Wehe du fällst mir jetzt wieder in den Rücken, du Bastard.

,,Das du das Problem alleine lösen kannst, hast du ja heute mit bravur gezeigt."

Ich wusste es!

,,Was willst da damit sagen?", schoss ich zurück.

,,Na, du hast überhaupt nichts geklärt oder besser gemacht.", sagte er bloß stumpf.

,,Wenn niemand mir zuhört."

Locke schüttelte lachend den Kopf. ,,Wenn du es nicht oft genug probierst."

Ich sog scharf die Luft ein. Wollte er mir vorschreiben, was ich zu tun hatte? ,,Willst du mir damit sagen, ich soll einfach immer und immer wieder das Thema ansprechen, hoffen das man mir verzeiht und dadurch riskieren, dass Jake genervt ist?!" Ungläubig kniff ich die Augen zusammen.

Locke reagierte gelassen. ,,Warum denn nicht? Was hast du zu verlieren?"

Verdammt, er hatte recht. Ich konnte nichts verlieren. Jake hasste mich schon sowieso und viel schlimmer konnte meine Situation auch nicht werden. 

Als ich mit meiner Antwort zögerte und sich dadruch ein zufriedenes Grinsen auf seinen Zügen bildete, wurde ich sauer. Die Genugtung würde ich ihm nicht geben.

,,Du hast leicht reden! Du weißt doch gar nicht wie es ist, von allen ignoriert zu werden! Du bist doch immer nur der Obercoole der von allen nur verehrt wird und-"

,,Stop, Haily, es reicht.", unterbrach mich Liam. ,,So wird das auch alles nicht besser. Ich geh jetzt was zum Essen holen und wenn ich wieder da bin habt ihr euch vertragen, verstanden?"

Stumm starrte ich auf den Boden. Als Liam weg war, schaute ich wieder hoch, direkt in Lockes Gesicht.

Dieser grinste verschmitzt. ,,Schön dass du das einsiehst, aber dein Ausraster zeigt mir schon, das ich Recht hatte."

,,Sei einfach still.", murmelte ich. 

Und das war er dann auch. Irgendwann stupste mich Logan an, der rechts von mir saß. Verwundert blickte ich ihn an. Redete er etwa wieder mit mir?

,,Ich weiß, er kann scheiße sein und ich weiß auch noch, was ich dir bezüglich ihm geraten hatte, aber er meint es glaub ich nur gut, auch wenn's nicht so rüber kommt. Hör auf ihn, es kann nicht schaden wenn du bei Jake hartnäckig bleibst."

Jetzt war ich noch überraschter. Locke sollte es gut meinen?! Das glaubte er jawohl selber nicht. ,,Bestimmt. Warum sollte er sowas tun?"

Locke hatte uns anscheinend zugehört. ,,Weil ich es nicht haben kann wenn sich alle streiten."

Wie bitte?! Das stellte er aber früh fest. Was tat er denn anderes, als sich zu streiten?

Er fuhr fort. ,,Wir beide sollten die einzigen sein, die sich streiten." Er lächelte.

Unsicher wie ich reagieren sollte, brachte ich ein leises 'Achso' raus. 

Andererseits, war sein Rat nicht vollkommen für den Arsch. Es war sogar ein ziemlich schlauer gewesen. Ich musste was tun.

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Weyhey!

Ich war heute mit einem ganz kleinem süßen Baby im Tierpark. Es wollte Karusell fahren und damit es nicht rausfiel, bin ich, so gütig wie ich nunmal bin, mitgefahren. Seit dem ist mir schlecht. Tja, das hab ich jetzt von meiner Nettigkeit.

Lea

Lost In Forest || H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt