Luzi warf den Kopf in den Nacken und hielt sich lachend den Bauch. Alea hatte ihm eine äußerst amüsante Geschichte aus seiner Jugend erzählt und auch wenn er mit lachte, so war doch eine gewisse Röte auf seinen Wangen erschienen.
„Das hast du nicht wirklich getan?" brachte Luzi zwischen Lachen und Atmen gerade so hervor. Die Umstehenden warfen dem jungen Spielmann belustigte und neugierige Blicke zu. Sie kannten ihn schließlich als Frohnatur, der sich nur allzu gerne amüsierte.
„Ich fürchte schon... die darauffolgenden Tage, waren die Schlimmsten meiner Jugend. Vater ließ mich nicht mehr aus dem Haus und ich durfte die Ställe ein ganzes Jahr reinigen."
„Das ist aber eine recht milde Strafe", neckte ihn Luzi und stieß mit seiner Schulter gegen die des Edelmannes. „Dafür, dass du fast einen Familienkrieg angezettelt hast."
„Wie sollte ich denn auch erahnen, dass diese zierliche Gestalt mit kurzgeschorenen Haaren und ohne... wie würdest du es sagen... ohne", er machte eine kreisende Handbewegung vor seiner Brust und wartete, dass der Jüngere ihm zur Hilfe eilte.
„Brüste, Busen, Dekolleté... Such dir was aus." Er schnaubte amüsiert. „Und hier dachte ich, du wärst der wortgewandtere von uns Beiden."
„Entschuldige, dass ich es nicht gewohnt bin, mich über derlei... weibliche Attribute zu unterhalten." Er war entrüstet und vielleicht auch ein wenig in seinem Stolz verletzt.
Luzi, der gerade der Bäckersfrau grinsend zu winkte, bekam einen weiteren Lachanfall. „Und jetzt plusterst du dich auf, wie ein stolzer Gockel. Verdammt Bruder, du bist hier nicht im Hofe des Grafen. Also rede, wie dir der Mund gewachsen ist."
„Auf jeden Fall", er überging den letzten Kommentar, „sie zog mich mit sich und ich dachte mir nichts dabei. Wie gesagt, ich hatte sie ja für einen Burschen gehalten."
„Und ihr Vater hat euch dann in einer... prekären Position auf einer flachen Oberfläche gefunden?"
„Es war ein Bett... aber ja." Luzi kicherte bei dem leidenden Ton des Anderen. „Ich würde es übrigens... gut heißen, wenn diese Geschichte nicht an die Öffentlichkeit getragen wird."
„Das glaubt mir sowieso Niemand", er atmete schwer aus und wischte sich die letzten Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Aber schön zu hören, dass auch du Fehler gemacht hast. Es gib nicht viele Adlige, nicht viele MENSCHEN, die ihre Fehler so offen preisgeben würden."
„Nun, wie auch mein Vater, bin ich der Ansicht, dass man durchaus aus den Fehlern Anderer lernen kann. Vor allem dann, wenn diese ‚Anderen' dazu bereit sind, sich zu öffnen."
„Dein Vater", sie bogen in eine der schmalen Nebengassen ein, folgten dabei aber keinem vorgegebenen Weg, sondern gingen einfach der Nase nach, „war ein weiser Mann."
„Oh ja..." er klang traurig. „Er hat mich viel gelehrt und hätte mir unweigerlich noch viel mehr beibringen können. Aber du sagtest es ja bereits, Kabale und Intrigen. Es hat nicht sollen sein."
„Wie... also..." er biss sich auf die Unterlippe und schaute betreten zum dreckigen Boden. Er wusste nicht, wie er diese Frage stellen sollte, da sie auch genau das ansprach, worüber er ursprünglich mit dem Grafen reden wollte. „Was ist das für ein Gefühl... einen Vater zu haben? Wie fühlt es sich an?"
Kalkulierende, dunkelbraune Augen verharrten einige Momente auf den Spielmann, der immer noch mit gesenktem Kopf neben dem verkleideten Adligen herging.
Die Frage war seinem Begleiter ernst, das merkte Alea sofort. Und deswegen ließ er sich auch genügend Zeit mit seiner Antwort.
Er nahm schließlich einen tiefen Atemzug und begann mit seiner Erklärung: „Ich bin vielleicht nicht das beste Beispiel. Denn auch wenn er mir mit Rat und Tat beistand, so hatte er auch stets seine Pflichten als Graf und war oft tagelang verreist."
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Choix des Dames
FanfictionFortsetzung zu „Hochzeitstanz", ich würde empfehlen, diese FF zuerst zu lesen... Auch jetzt, nachdem Graf Alea seine Dämonen durch die Hilfe seiner Vertrauten überwunden hat, lässt ihn seine Vergangenheit nicht in Ruhe. Und nun, bedroht sie nicht n...