Luzi war paranoid. Bei jedem Knacken eines Zweiges, bei jedem Rascheln der Blätter und auch sonst bei jeglichem Geräusch, zuckte er zusammen. Es war höchst wahrscheinlich der wichtigen Dokumente verschuldet, die er versteckt bei sich trug und die womöglich das Schicksal zweier Menschen, die ihm äußerst wichtig waren, besiegeln könnten. Und Luzi war sich der schwere dieser Last durchaus bewusst. Er durfte keinen Fehler begehen, sonst würden Andere dafür zahlen. So einfach war das. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, Gefallen tat es ihm nicht.
Wirklich angespannt wurde der kleine Dudelsackspieler jedoch erst, als das große Stadttor in Sicht kam. Nicht etwa wegen der miesmutig dreinschauenden Wachen, man kannte ihn und seine Spielmannskollegen mittlerweile und meistens wurden sie einfach hindurch gewunken, sondern weil in dieser Stadt eine gewisse Gianna Jones residierte. Und es bestanden eigentlich keine Zweifel, dass sie auch Verbündete und Vertraute hatte, allein schon der Angriff auf Frank war Beweis genug dafür.
Doch der rothaarige Spielmann versuchte sich nichts anmerken zu lassen, während er durch das Stadttor schritt. Die Wachen waren erneut abgelenkt gewesen, von einer kleineren Gruppe, die in der Nähe randalierte und dementsprechend schritt er einfach hindurch.
Auch grüßte er und winkte und lächelte jedem Bürger zu, der ihn erkannte oder ihn zuerst grüßte. Das gehörte schließlich zu seinem Beruf und hätte er diese Maske nicht aufgesetzt, hätte er sich nur verdächtig gemacht, was er um jeden Preis vermeiden wollte. Immerhin war er auf einer geheimen Mission. Und er hatte auch so schon das Gefühl, dass jeder seiner Schritte beobachtet wurde. Es verursachte ein flaues Gefühl in seiner Magengegend. Es war auch einer der Gründe, warum er es sich überhaupt antat, sich durch die geschäftigen Menschen zu schlängeln. Normalerweise wäre er nämlich in einer der schmalen und nicht so gut besuchten Gassen abgetaucht, doch er hatte ja jetzt schon Angst vor jedem Schatten. Da fühlte er sich in so einer großen Menge, wo die Chancen hoch waren, dass man sehen würde wenn er angegriffen würde, weitaus sicherer. Und dennoch, eine gewisse Angst blieb, die auch nicht verfliegen wollte.
Noch nicht einmal, als er die mehr als vertraute Gestalt eines gewissen Grafens sah, der auf seinem prächtigen Pferd ritt und scheinbar heftig mit den Wachen zu diskutieren schien. Ob Etwas vorgefallen war? Luzi war sich nicht so ganz sicher, ob er es herausfinden wollte, aber Alea war nun mal der Mann, zu dem er wollte.
Geschwind und geübt schlängelte Luzi sich durch die Menschenmasse, die immer dichter wurde, je näher er an dem Grafen kam. Inzwischen hatte Alea auch seine Stimme erhoben und schien sogar recht wütend zu sein, auf die Wache, die jedoch unbeeindruckt schien oder aber sie verstand Nichts von dem, was ihr gesagt wurde. Da war sich der Rotschopf nicht ganz so sicher.
Luzi legte die Stirn in Falten und schritt noch näher. Dabei achtete er aber auch auf mögliche Langfinger, die solche Menschenversammlungen gerne nutzten, um sich zu bereichern.
„... unfähiges Pack, ihr allesamt!" tobte der Graf und Luzi blieb wie angewurzelt stehen. So sprach Alea NIE mit Jemandem. Also war doch Etwas vorgefallen.
„Mit Verlaub, mein Graf, doch sie war sehr überzeugend."
„Sehr überzeugend, dass ich nicht lache! Seit wann schicke ich Dienstboten, um nicht zu sagen Frauenzimmer um euch Befehle zu erteilen, geschweige denn ohne jegliches amtliches Dokument? Und dann handelt ihr auch noch ohne das Einverständnis und die Bestätigung eures Hauptmanns?"
„Herr..." inzwischen wirkte die Wache doch deutlich eingeschüchtert, wie auch die Männer hinter ihm. „Bitte... wir."
„Vierteilen, DAS würde man euch Alle in anderen Provinzen!" fuhr er die Angesprochenen an, die allesamt zusammenzuckten. „Habt ihr den leisesten Schimmer, was das für meinen Ruf bedeutet kann? Für diese Stadt?"
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Choix des Dames
FanfictionFortsetzung zu „Hochzeitstanz", ich würde empfehlen, diese FF zuerst zu lesen... Auch jetzt, nachdem Graf Alea seine Dämonen durch die Hilfe seiner Vertrauten überwunden hat, lässt ihn seine Vergangenheit nicht in Ruhe. Und nun, bedroht sie nicht n...