7. Wellen schlagen

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Alea ließ sich rücklings und mit einem tiefen Seufzer auf sein Bett fallen. Dabei legte er seinen Arm so auf sein Gesicht, dass er seine Augen verbarg. Den anderen Arm streckte er einfach von sich.

Ein gewisser kleiner Spielmann beobachtete ihn dabei und grinste schelmisch, bevor er sich dann mutig dazu legte und den ausgestreckten Arm als Kissen missbrauchte. Nicht, dass das den Grafen in irgendeiner Weise zu stören schien.

„Es war ein anstrengender Tag", nuschelte Alea in seinen Bart.

Luzi musterte ihn von der Seite, während seine Füße knapp über den Boden baumelten. Die Füße des Adligen standen jedoch fest auf dem Boden und er zappelte auch nicht herum.

„Das stimmte ich dir vollends zu."

Der Ältere brummte zur Bestätigung und nahm dann wieder den Arm vom Gesicht, wodurch der Rotschopf einen genauen Blick auf die Blessuren werfen konnte, die er ihn seinem Wahn angerichtet hatte.

„Das ich den Tag noch erleben darf, an dem du mir freiwillig zustimmst", grinste Alea. Er trug immer noch seine Verkleidung, einzig der Schuhe hatte er sich entledigt und sie in eine Ecke des Raumes geworfen.

„Es geschehen wahrlich noch Zeichen und Wunder", stimmte der Dudelsackspieler ihm zu, auch wenn er sich eher auf die Tatsache berief, dass er nun der Berater eines angesehenen Grafen war. So schnell konnte sich das Leben verändern, so schnell und unerwartet. Von einem einfachen Spielmann, zu dem Berater eines Grafen.

„Wo wir gerade davon sprechen, stelle dich darauf ein, dass die nächsten Tage ebenso anstrengend werden."

„Wieso?" diese Aussicht gefiel dem Spielmann überhaupt nicht.

„Nun ja, mein neuer Berater muss eingearbeitet werden. Und ich befürchte sein Vorgänger wird nicht sehr gut auf ihn zu sprechen sein."

Der Dudelsackspieler schnitt eine Grimasse. „Das ist verständlich... wenn ich ihm seinen Beruf wegnehme."

„Mitnichten. Er hatte sowieso vor sein Glück an einem anderen Hofe zu suchen, mit einem Adligen der weniger... ich bin", antwortete Alea. Er schenkte seinem Gesprächspartner einen vielsagenden Blick. „Dennoch hegt Gustav eine gewisse Abneigung dir gegenüber, was durchaus daran liegen könnte, dass du ihn einst als – wie war das – ‚aufgetakelte Puderquaste' bezeichnet hast."

„Oh... ja", er grinste verlegen, als Aleas Blick den Seinen traf. Der Graf hatte seine gemusterte Augenbraue angehoben und schien sich nicht sicher zu sein, was er jetzt fühlen und denken sollte. „Jetzt wo du es sagst..." Luzi konnte sich noch sehr gut an dieses ‚Missverständnis' erinnern.

Er selbst war leicht angetrunken gewesen. Jean, Till und er waren an eben jenem Tag alles Andere als leise gewesen und hatten wohl ein Geschäftstreffen des Grafen gestört, mit ihrem musikalischen Können und nicht sehr freundlichen und angebrachten Texten. Gustav von Urft hatte sie darauf hingewiesen, da aber keiner der Spielmänner ihn kannte, geschweige denn ihn als den Berater des Grafen erkannte, waren sie nicht sehr freundlich mit ihm umgegangen.

Das Geschäftstreffen war am Ende relativ positiv ausgegangen, aber der Berater hatte sich nicht nur im Anschluss bei seinem Arbeitgeber beschwert und nur ein paar der Beleidigungen wiederholt, die man ihm an den Kopf geworfen hatte.

„Ich musste mir sein Gejammer und seine Wut noch Wochen nach dem Vorfall anhören, ist dir das eigentlich bewusst?" der Graf klang anklagend.

Luzi setzte sich auf und blickte entschuldigend drein. „Verzeih, das muss wirklich schrecklich gewesen sein." Tatsächlich meinte er das sogar sehr ernst.

„Und wie oft er den Text eures... charmanten Liedes wiederholt hat, alles in der Hoffnung, ich würde euch doch endlich vor die Tür setzen und euch aus meiner Provinz schmeißen."

Choix des DamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt