Kapitel 40

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Bel's Sicht

Überall wo ich hinsah, konnte ich nur Blut sehen. Was hatte ich nur angerichtet? Warum konnte ich nicht einmal das machen, was von mir erwartet wurde? Aber was war falsch daran, seine eigene Meinung zu vertreten? Mein Bruder hatte mich schon so oft gewarnt. Oft genug hatte er mir gesagt, dass ich mich damit  irgendwann mal in Gefahr bringen würde. Und jetzt war er Tod. Meinetwegen. Wieso war das alles passiert? Wieso hatte Angst scheinbar so große Angst vor mir? Es gab nichts, was mich auch nur in irgendeiner Art und Weise besonders, geschweige den gefährlich machte. Allerdings wusste ich eins, denn das eigentlich nicht mein Bruder sondern ich sterben sollte. Eines verstand ich allerdings immer noch nicht. Thomas hatte mich eigenhändig meinem beziehungsweise seinem Mörder ausgehändigt. Wieso hätte er das machen sollen, wenn er mich doch retten wollte? War es möglich, dass Angst  ihn durch irgendein Serum kontrolliert hatte? Nach all den Jahren wusste ich zu was sie im Stande waren und ich konnte diese Vermutung nicht ausschließen. Aber egal wie oder was es auch gewesen war, es brachte mir meinen Bruder nicht zurück.

Ich saß in der kleinen Zelle, in die sie mich gesteckt hatten und versuchte damit fertig zu werden, dass ich meinen Bruder verloren hatte. Thomas war nicht nur einfach mein Bruder gewesen. Er war auch mein bester Freund gewesen. Es schmertzte zu wissen, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Sein Lächeln würde ich nie wieder zu Gesicht bekommen und ich hatte es so sehr an ihm geliebt. Es hatte immer etwas herzliches gehabt und jedes Mal, wenn er mich angelächelt hatte, wurde mir ganz warm ums Herz. Schon immer war er der Vernünftige von uns beiden gewesen und oft hatte er mir aus meinen Schwierigkeiten rausgeholfen. Seine ganze Art fehlte mir schon jetzt. Er hatte einfach etwas an sich, dem man nicht wiederstehem konnte. Man musste ihm einfach zu hören und man konnte ihm nie lange böse sein. Bei dem Gedanken an den lebendigen Thomas liefen mir Tränen die Wange hinunter und ich konnte das Schluchzen nicht mehr zurück halten. Noch nie zuvor hatte ich so bitterlich geweint, wie ich es jetzt gerade tat. Aber jede Faser meines Körpers schmertzte und sehnte sich danach Thomas noch ein mal in die Arme zu schließen. Was auch immer uns noch erwartete, Thomas konnte es nicht mehr miterleben und das war mit das schwerste an der ganzen Sache. Denn ich wusste, wie sehr er sich darauf gefreut hatte die Welt außerhalb des Labyrinths zu erkunden. Oft hatte er mir erzählt, wie er sich die Welt dort draußen vorstellte. Seine Fantasie hatte dabei keine Grenzen und auch wenn es manchmal sehr weit hergeholt war, was er erzählte, so war er doch immer jemand gewesen, der daran festhielt.

Es vergingen einige Tage, an denen ich weinte und in Erinerungen an meinen Bruder schwelgte, bevor ich mich aufraffen und wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Eins war für mich klar geworden, seitdem Thomas tot war und zwar, dass wir hier keinen Augenblick länger bleiben konnten. Angst plante vermutlich schon, was sie als nächstes für kranke Experimente mit uns machen konnten und genau aus diesem Grund mussten wir hier weg. Allerdings würde es nicht ganz leicht werden von hier zu verschwinden, denn überall in den Gängen standen Wachen. Und selbst wenn sie nicht dort waren so hingen doch in jedem Gang Kameras, die alles genaustens aufzeichneten. Allerdings hatte ich noch ein Problem und zwar aus dieser verdammten Zelle zu kommen. Langsam fühlte ich mich hier wie in einem Tierversuch und ich war das Tier. Selbst hier in dieser kleinen Zelle war eine Kamera angebracht. Es war abartig, dass Angst uns unser ganzes Leben lang beobachtet hatte. Alles nur um angeblich die Menschheit zu retten, aber mir war schon früh bewusst gewesen, dass dies nicht das Ziel war, welches sie bei Angst verfolgten. Die Kamera in dem Raum brachte mich allerdings auch auf eine Idee, wie ich hier raus kam. Denn egal wie herzlos Angst auch sein konnte, sie wollten eigentlich möglichst wenig Verlust ihrer Versuchspersonen haben. Also musste ich es nur irgendwie hinkriegen, dass sie dachten ich sei verletzt. Allerdings war ich eine grauenhafte Schauspielerin, weswegen sie mir so etwas bestimmt nicht abkaufen würden, aber dann fiel mir etwas ein. Bevor ich von einem der Männer von Thomas leblosen Körper weggezerrt wurde, hatte ich noch nach seinem Messer gegriffen. Glücklicherweise hatte dies niemand mitbekommen, weswegen ich es jetzt aus meinem Hosenbund zog und an meinen Unterarm ansetzte. Langsam drückte ich die Klinge fester gegen meine Haut und zog sie etwas weiter über meinen Arm, weswegen sich kleine Blutstropfen bildeten. Noch bevor ich die Klinge noch fester in meine Haut drücken konnte sprang die Tür auf und ein kleiner aber breit gebauter Mann kam auf mich zu gestürmt. Ich übelegte nicht lange, nahm das Messer von meinem Arm, wich dem Mann aus und erwischte ihn an seinem linken Arm. Dann stürmte ich an ihm vorbei aus der Zelle. Draußen versuchte ich mich daran zu erinnern, wo die Schlafräume waren, aber ich hatte nicht genügend Zeit den zu meiner linken kamen bereits weitere Männer angelaufen. Mir blieb also nichts anderes über als nach rechts zu laufen und zu hoffen, dass ich schneller als sie war. Ich bog um ein paar Ecke, bevor ich vor einer Flügeltür aus Metall ankam. Bingo! Dahinter befanden sich die Schlafräume. Ohne weiter nachzudenken warf ich mich gegen die Flügeltür und stürmte in den dahinter liegenden Flur. Leise lief  ich weiter und horchte auf die Stimmen der Jungs. Als ich um die nächste Ecke bog hörte ich sie endlich und ich beschleunigte meine Schritte. Als ich vor der Tür angekommen war fackelte ich nicht lange und ehe ich mich versah wurde ich von neun Augenpaaren angestarrt.

,,Bel?"
,,Hallo.", ich hatte mir alles überlegt, aber nicht wie ich den Jungs erklären sollte, was ich vor hatte.
,,Was ist los?"
,,Ich ...ähm?"
,,Wenn du uns nichts zu sagen hast kannst du ja auch wieder gehen.", Minho stand an der Tür, welche er offen hielt. Damit hatte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Was war in der Zeit, als ich weg war passiert. Oder war er einfach nur sauer, dass ich verschwunden war, ohne ihm etwas zu sagen. Aber was konnte ich denn dafür, damit hatte ich ja selbst nicht gerechnet.
,,Keine Sorge ich bin gleich wieder weg und ihr oder du brauchst mich dann nie wieder sehen. Alles was ich euch sagen wollte ist, dass.... Ich werde versuchen hier raus zukommen. Angst hat Dinge mit uns vor, die ich euch nicht erklären kann, aber sie wollen uns nichts Gutes. Also wenn ihr schlau genug seit verschwindet auch ihr von diesem grauenvollen Ort. Ihr wisst noch nicht über alles Bescheid und glaubt mir das wollt ihr auch nicht.", damit machte ich auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder aus dem Raum und den Gang entlang. Minhos Worte hatten mich verletzt und alles was ich jetzt noch wollte, war so weit von ihn weg zu kommen, wie es mir nur möglich war. Schon immer hatte ich gewusst, dass es nicht gut war, dass ich mich in einen der Lichter verliebt hatte. Aber ich konnte an meinen Gefühlen für Minho nichts ändern. Aber jetzt wurde mir bewusst, dass ich durch Angst und ihre angeblichen Versuche die Menschheit zu retten, alles verloren hatte, was mir wichtig war.

Der Tag an dem ich dich für immer verlor (Maze Runner FF) #wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt