Gewollt ungewollt

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Wie sehr er es hasste. Severus wusste, das Lucius eine grausame Ader besaß und jetzt, wo er freie Hand hatte, tat er mit seinen Gefangenen was immer er wollte. Es drohte ihm ja auch keine Gefangenschaft in Askaban und durch seine momentane Position, konnte er sich viel rausnehmen. Er war Severus Stellvertreter, auch wenn dieser ihm nie eine gewichtige Aufgabe geben würde. Nicht auszudenken, welches Ausmaß das annehmen würde. Jedoch konnte er Lucius auch keinen Einhalt gebieten. Seine Tarnung musste trotz allem gewahrt werden. Severus musste Herr der Dinge bleiben. Ein Leben lang dazu verdammt jemanden vorzugeben, der er nicht war.

Im Gegensatz zu Luna sah Hermine wirklich noch gesund und munter aus. Aber natürlich ging es ihr nicht gut, das konnte sogar ein Blinder sehen. Sie war eingeschüchtert, verängstigt und nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Aber da der blonde Mann sie von Anfang an für ihn im Auge hatte, war das Glück ihr holt. Und das schien auch Hermine zu realisieren. Severus ging davon aus, dass das der Grund für ihre Angst war. Sie kam an einen neuen Ort, in eine ungewisse Zukunft, sie kam zu ihm. Denn nur Potter hatte seine Erinnerungen gesehen und keine Möglichkeit mehr gehabt, den anderen davon zu erzählen. Also musste er in ihren Augen immer noch der düstere, sadistische Verräter sein. Wobei das in gewisser Weise gar nicht so falsch war.


„Aber was bin ich den für ein Gastgeber. Komm, Severus. Lass uns etwas trinken und auf deine neue Sklavin anstoßen."

Lucius riss sowohl Severus als auch Hermine aus ihren Gedanken und während er ruckartig seine Hand von ihrem Kinn nahm, als hätte er sich verbrannt, senkte sie wieder den Blick. Wollte ihn nicht ansehen, wollte nicht den Ekel und die Verachtung sehen. Hatte er überhaupt gewusst, dass er sie gekauft hatte? Allem Anschein nach nicht. Severus folgte Lucius zu den Ohrensesseln am Kamin und ließ sich nieder.


„Blondie! Steh auf und bringe mir und meinem Gast etwas zu trinken."

Hermine wusste, das er nicht sie meinte. Lucius nannte nur Luna so. Hermine fragte sich jedes Mal, ob ihm überhaupt klar war, das er sich mit dieser Bezeichnung unbewusst auch selber beleidigte. Verstohlen sah sie zu ihrer Freundin, die immer noch auf dem Boden kauerte und sich nicht traute sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Sie versuchte ihr einen aufmunternden Blick zu schenken und ihr damit zu signalisieren, dass sie nicht alleine war. Aber Luna bekam das nicht mit. Sie zögerte einen Moment zu lange, denn Lucius hatte sich wieder drohend erhoben.


„Hörst du nicht? Du sollst uns bedienen. Oder muss ich dir erst Beine machen!" donnerte er durch den ganzen Raum.

Daraufhin war Luna schon im Laufschritt aus dem Raum gestürmt, nachdem sie sich schnell aufgerappelt hatte. Sie tat Hermine leid, denn noch heute Abend würde sie dafür zurechtgewiesen werden. Doch jetzt war sie mit den beiden Männern alleine in diesem Raum und ihr wurde schlagartig unbehaglich. Was unter anderem auch daran lag, das Lucius sie nun mit zusammengekniffenen Augen fixierte.


„Und warum stehst du noch, Schlammblut? Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich benehmen sollst? Also los. Du weißt, wo dein Platz ist!"

Ohne zu zögern, nickte Hermine kurz und kniete sich dann mit weiterhin gesenktem Kopf auf den Boden.


„Sehr gut. Ich wusste, dass du es kannst." Lucius setzte sich wieder und sah zu Severus. „Entschuldige bitte, alter Freund. Aber Besuch macht sie alle immer so...aufgedreht. Sie denken, dass sie sich dann unbeschadet etwas erlauben können. Wie dem auch sei...wie geht es dir? Hast du mit Yaxley gesprochen?"

Hermine spürte Severus Blick auf sich, der sie dabei beobachtet hatte, wie sie sich auf den Boden setzte. Seit sie hier war musste sich auf dem Boden kauern, ganz wie ein räudiger Köter, der es nicht mal wert war zu stehen. Und in Lucius Augen war sie es definitiv nicht. Ganz davon zu schweigen, was sie wohl in Snapes Augen war. Der musste sich doch innerlich einen Ast freuen, endlich seine verhasste Schülerin, die immer alles besser wusste beherrschen und demütigen zu können. Ohne Rücksicht auf Verluste. Wieso er? Wieso ausgerechnet der Mann, den sie in ihrer Schulzeit oft vor ihren Freunden verteidigt hatte, wenn die im Unrecht taten. Der Mann, von dem sie insgeheim dachte, das er doch auf der Seite der Guten stand. Schließlich hatte er für den Orden gearbeitet und hatte Harry seine Erinnerungen geben. Aber diese Hoffnung lag nun lange tief in der Erde vergraben, den er war nun die treibende Kraft dieses Grauens und tat nicht das Geringste dagegen. ‚Naja, aber schlimmer als hier bei Malfoy kann es nun auch nicht werden, oder?', dachte sie resignierend und beachtete nur mit einem Ohr das Gespräch.

The pain I'm used toWo Geschichten leben. Entdecke jetzt