Als ich meine Augen öffne und Leslie neben mir sehe, muss ich lächeln. Ich küsse ihre Schulter hoch über ihren Hals zu ihren Lippen. Seufzend öffnet Leslie die Augen und sieht mich an. Die küsst mich zärtlich.
„Guten Morgen", nuschelt sie verschlafen.
„Hey", wispere ich.
Vorsichtig streiche ich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht. Leslie lächelt mich an und legt ihre rechte Hand auf meine Wange.
„Bitte sag' mir, dass ich nicht träume", bittet sie mich.
„Du träumst nicht", sage ich leise und drücke meine Lippen auf ihre.
Leslie schlingt ihre Arme um meinen Bauch und zieht mich an sich. Unsere nackten Körper berühren sich und ich bekommen Gänsehaut, obwohl mir unheimlich warm ist. Ich kann es kaum fassen, dass wir die Nacht zusammen verbracht haben. Was passiert ist wird wohl für immer unser Geheimnis bleiben.
„Wir müssen aufstehen. Sonst verpassen wir auch noch das Frühstück", erinnere ich sie.
„Stimmt, dass hier ist ja leider kein Urlaub", murmelt Leslie.
„Leider nicht", sage ich.
Widerwillig stehe ich auf und ziehe mir den Pullover über, den ich gestern Leslie gegeben habe. Sie nimmt sich eins meiner T-Shirts aus dem Koffer und die Jogginghose von mir.
„Wir sehen uns beim Frühstück", verabschiedet sie sich von mir und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Bis dann", sage ich leise.
Ich mache mich fertig und kann nicht aufhören zu Grinsen, als wäre ich total durchgedreht. Es ist einfach unbeschreiblich, was da zwischen uns passiert ist. Ich hätte nie damit gerechnet.
Als ich nach unten in den Speisesaal komme, ist Leslie noch nicht da. Heute setze ich mich zu Marc und Herr Gonzales. Die beiden unterbrechen ihr angeregtes Gespräch und sehen mich an.
„Wo warst du denn gestern Abend?", will Marc neugierig von mir wissen.
„Ich hatte Migräne und musste mich hinlegen", lüge ich, da ich ja schlecht die Wahrheit sagen kann.
Erstens hat Marc mich mit Helen gesehen, zweitens geht es ihn nichts an und drittens weiß ich selbst noch nicht einmal so genau, wie es dazu kommen konnte.
Marc nimmt es so hin und isst weiter. Ich hole mir etwas zu essen und sehe, wie Leslie den Speisesaal betritt. Sobald sie mich entdeckt schenkt sie mir ein breites Lächeln. Sie sieht umwerfend aus. Mein Shirt trägt sie immer noch, dazu eine schwarze Jeans und ihre Stiefeletten und ihre Haare hat sie zu Seite geflochten. Wie gerne würde ich jetzt zu ihr gehen und sie küssen, aber ich kann es nicht. Nicht vor den Augen der Schüler. Das würde die Gerüchteküche zum brodeln bringen. Außerdem muss es unser Geheimnis bleiben bis ich mir sicher bin, wie ernst es ist.
Leslie nimmt sich ebenfalls etwas zu essen und wir setzen uns zusammen zu unseren Kollegen. Wir plaudern über den Tag und was wir heute Vorhaben, aber ich bin nicht ganz bei der Sache. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt Leslie anzustarren und kann nicht damit aufhören. Immer wieder bleibt mein Blick an ihren Lippen hängen. Diese Frau macht mich wahnsinnig.
Heute hält der Tag eine Schiffsfahrt auf der Themse für uns bereit. Nichts besonders spannendes. Den restlichen Tag dürfen die Schüler machen, was sie wollen. Folglich darf auch ich den Nachmittag so verbringen, wie ich will. Mit Leslie.
Im Foyer warte ich auf sie, da wir uns dazu entschieden haben den Tag im Covent Garden zu verbringen. Heute regnet es nicht, auch wenn es nicht gerade warm ist.
„Hey schöne Frau", begrüßt Leslie mich mit einem Grinsen auf den Lippen.
Sie hat den Rucksack, den sie die ganzen Tage immer dabei hatte, gegen eine Umhängetasche getauscht, die viel besser zu ihr passt. Wie immer sieht sie hübsch aus.
„Das sollte ich eher zu dir sagen", entgegne ich.
Leslie muss lachen und wir gehen los. Wir fahren ein Stück mit der U-Bahn und steigen an der Station des Covent Garden aus. Ich war vor ein paar Jahren schon einmal hier, aber in echt ist es viel schöner, als in meiner Erinnerung. Leslie legt ihren Arm um meine Schulter und so laufen wir durch den Park. Hin und wieder machen wir Fotos von besonders schönen Dingen und hier und da auch ein Selfie. Irgendwann setzen wir uns auf eine Bank und beobachten die Leute. Wir reden über verschiedene Dinge und es fühlt sich gut an.
„Ist das nicht ein süßer Hund?", will Leslie von mir wissen und zeigt auf einen kleines Fellknäul.
„Das ist mehr Fell, als Hund. Außerdem bin ich gegen Hunde allergisch", sage ich.
„Das ist schade, sonst könnten wir uns irgendwann mal einen zulegen."
Anstatt weiter mit Leslie über ihre Zukunftspläne zu sprechen, die sie für uns beide macht, küsse ich sie einfach. Ich will nicht über das sprechen, was passieren könnte. Damit will ich mich nicht beschäftigen. Ich will den Moment mit Leslie genießen.
Leslie erwidert meinen Kuss und legt ihre Hände in meinen Nacken. Ich lächele an ihre Lippen.
„Was hast du damals eigentlich von mir gedacht, als ich deine Schülerin war?", will ich von ihr wissen.
„Wieso fragst du?"
„Es interessiert mich einfach."
„Ich fand dich unheimlich interessant, aber du hast ein ziemliches Geheimnis aus dir gemacht. Es war schwierig etwas über dich zu erfahren", fängt sie an zu erzählen. „Für mich warst du immer die geheimnisvolle, süße Künstlerin. Ich hätte gerne mehr über dich gewusst, aber naja. Es ging schlecht."
„War ich wirklich geheimnisvoll?", hake ich lachend nach.
„Du warst schüchtern und schienst für mich voller Geheimnisse zu sein. Also ja", meint Leslie und nimmt meine Hand. „Was hast du von mir gedacht?"
„Ich fand dich hübsch und unheimlich intelligent. Du warst aber unerreichbar für mich", sage ich.
Wir sitzen noch eine Weile auf der Bank und Leslie erzählt mir von ihrem Studium und ich ihr von meinem. Es ist so unbeschwert zwischen uns.
„Ich denke wir sollten langsam wieder zurück gehen. Marc hat mich heute morgen schon gefragt, wo ich gestern Abend war."
„Okay", stimmt Leslie zu.
Langsam machen wir uns auf den Weg zurück zu dem Hostel, aber halten etwas Abstand voneinander. Es war vorhin viel zu leichtsinnig Arm in Arm durch den Park zu laufen und auf der Bank herum zu knutschen. Verdammt nochmal, es hätte uns jemand sehen können. Wir müssen vorsichtiger sein.
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A bad idea
ChickLitAnnalena kehrt an die Schule zurück in der sie sich das erste Mal bewusst geworden ist, dass sie lesbisch ist, als sie sich in ihre damalige Englischlehrerin, Leslie Baltes, verliebt hat. Heute sechs Jahre später ist Annalena, aber nicht mehr das s...