Kapitel 29

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Wenig später saßen wir in der Orangerie und aßen zu Abend. Nael und Halo blickten skeptisch in die Runde und beobachteten Raiden ganz genau.

„Werte Anwesende. Ich habe eine Ankündigung zu machen. Ich werde heiraten." sagte Raiden.

Die Mooner sahen sich verwirrt an.

„Das kann nicht dein ernst sein." Sky sprang von seinem Stuhl auf, der polternd nach hinten fiel. „Ich nehme an, deine Auserwählte ist Ribanna?"

Raiden lächelte süffisant.

„Kind, sag doch was." flehte Regina mich an. Doch irgendetwas oder jemand verhinderte, dass ich meine Lippen auseinander bekam.

Raiden näherte sich Sky und beinahe Nasenspitze an Nasenspitze hauchte er. „Sky, du hast Recht. Ich nehme mir die Frau deines Sohnes, weil ich der Draconiankönig bin. Geh Mooner und komm mir nicht in die Quere. Bereite alles für meine Hochzeit vor. Ich will sie pompös und ganz in schwarz und gold."

Der König meldete sich zur Wort: „Raiden! Benehmen sich so Gäste?" Er winkte die Wachen heran.

„Wer sagt denn, dass ich ein Gast bin?" antwortete Raiden. „Und die Wachen können eh nichts gegen mich ausrichten. Du kannst sie gleich wieder wegbefehlen. Sky, du hast einen Job zu erledigen. Am besten, du fängst gleich damit an."

Sky trat einen Schritt zurück, sah mich kurz an, bevor er zwischen seinen Zähnen herausquetschte: „Oh mein Gott. Wir sind alle dem Untergang geweiht." Dann hastete er davon um den Aufträgen des Draconians nachzukommen. „Ich tue, wie mir geheißen, Mylord." Sky tat genau das Richtige. Nicht um Raiden zu gefallen, sondern um Zeit zu gewinnen.

„Das freut mich, Sky." Raiden wandte sich mir mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen zu um mich zu packen und zu küssen, hemmungslos. Auch wenn es dumm klingt: Ein Teil von mir, wahrscheinlich der, der von Raiden beeinflusst wurde, genoss diesen Kuss bis zur letzten Sekunde. Ein anderer Teil biss ihm gerade Lippen und Zunge blutig. „Komm eure Hoheit. Lass uns unseren neuen Planeten ein weiteres mal in Augenschein nehmen." forderte Raiden mich auf. Ich folgte ihm, lammfromm wie ein Schaf. Ein dummes Schaf. Nael, der dieser Szene beiwohnte, hatte seinen Blick abgewandt und war kreidebleich. Seine Kieferknochen mahlten. Als Raiden mich hinter sich herzog, trafen sich kurz unsere hilflosen Blicke. Ich wusste wieder, warum er so wichtig war. Er war eigentlich der, den ich heiraten wollte.

Während ich an Raidens Hand einen Spaziergang in den Wäldern von Twelve Moons machte, traf sich der Krisenrat in der Bibliothek: Der König, Sky, Nael, Halo und Regina.

Nael lief unruhig wie ein eingesperrter Tiger im Zoo in der Bibliothek auf und ab: „Er macht sie sich gefügig. Ich weiß nur nicht wie. Wahrscheinlich durch diese ständige Knutscherei. Den Verdacht habe ich schon länger. Und er ist so mächtig. Wir dürfen ihn nicht unterschätzen."

„Sie hat uns einen großen Dienst erwiesen, als sie uns rettete. Wir dürfen sie nicht fallen lassen. Und ich glaube, sie ist in Wirklichkeit ein Opfer." trug der König zu der Unterhaltung bei. „Wahrscheinlich wäre es unser aller Tod sie aufzugeben."

„Sie ist meine Tochter und Freundin. Ich kann sie diesem Kerl nicht überlassen." sagte Regina und blickte ihren Sohn traurig an.

„Und meine Schwiegertochter." kam von Sky.

„Sie ist mein Match, mein Leben." Nael stiegen die Tränen in die Augen. „Schlimmer als ihr Tod ist es, sie mit ihm zu sehen." Er schlug heftig gegen die Wand.

Regina nahm ihren Sohn in den Arm, während sein Vater ihm auf die Schulter klopfte.

„Auf jeden Fall werden wir ihr helfen. Koste es, was es wolle. Halo? Hast du schon etwas gefunden? Ich weiß, dass du und Nael schon eine Weile am Suchen seid." fragte der König.

„Es gibt ein paar nicht übersetzte Texte über die Draconian, die nicht in der digitalen Bibliothek verzeichnet sind. Wir arbeiten schon daran, aber es wird noch dauern, bis der Bibliothekar sie entschlüsselt hat. Derweil sollten wir lieber das Raumschiff der Tir'ach genauer untersuchen. Im Allgemeinen gelten die Draconian als „gut". Sie sind nicht böse. Vielleicht ist in diesem Schiff etwas mit ihm geschehen, das ihn böse gemacht hat. Da könnte man ansetzen." informierte Halo alle Anwesenden.

Schweigen. Alle überlegten.

Der König gab die Anweisungen. „Sky, du und deine Frau, ihr werdet die Hochzeit vorbereiten. So wie er es wünscht. Genauso wie er es wünscht. Er soll sich in Sicherheit wiegen. Halo und Nael. Ihr werdet unseren Bibliothekar in das Raumschiff der Tir'ach einspeisen und ihn dort nach Informationen suchen lassen. Nael um deinetwillen, halte Abstand von ihr. Ich werde Raiden beobachten lassen und zusehen, dass er kein weiteres Unheil anrichtet. Wenn sie schläft, lasst uns versuchen in ihre Träume zu kommen. Es gibt da ein altes Kräutermittel, dass uns helfen kann, ich glaube, ihr kennt es alle. Vielleicht können wir sie so stärken und in Erfahrung bringen, wie er es macht. Ich meine, sie so zu manipulieren."

„Er hat einen Fehler." sagte Regina und wurde mit fragenden Blicken belohnt. „Seine Überheblichkeit ist sein wunder Punkt. Lasst uns schauen, wie wir das zu unserem Vorteil nutzen können."

Alle waren einverstanden und begannen am folgenden Tag mit ihren Arbeiten.

Es gelang niemand in meine Träume.

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