Twelve Moons

Kapitel 13

Die Aufwachsequenz wurde eingeleitet. Nael war als erster aus seiner Kapsel gestiegen, nachdem er vom System geweckt worden war und half den anderen dabei ihre Kapseln zu verlassen. Das Raumschiff hatte an einem hohen, lila schimmernden obeliskartigen, freischwebenden Turm angedockt. Ich schlief immer noch in meiner Kapsel. Naels Vater war der erste, der das Raumschiff betrat. Es gab eine überschwängliche Begrüßung. Verständlich nach all den Jahren.

„So, lass mal sehen, was du mir für eine Schwiegertochter mitgebracht hast." Naels Vater Sky lugte in meine Kapsel.

„Sieht nett aus. Denkt dran, sie erst in die medizinische Abteilung zu bringen um die erforderlichen Anpassungen vorzunehmen." Nael nickte und wies ein paar höfische Angestellte an mich ins Labor zu bringen. Dort wurde meine Gesundheit auf Herz und Nieren geprüft und meine Körperchemie der Atmosphäre der Mooner angepasst. Andernfalls wäre ich beim Atmen der Luft elendig verreckt. Auch implantierte man mir einen Chip, der es mir ermöglichte mit den Moonern in ihrer Sprache zu kommunizieren ohne sie aufwändig lernen zu müssen. Dann wurde ich geweckt. Als ich aus der Kapsel stieg war ich erstaunt, dass der Glibber mich nicht durchtränkt hatte und ich mich wirklich fit fühlte wie nach einem sehr erholsamen, langen Schlaf.

Da stand sie, meine neue Familie: Mein baldiger Ehemann Nael, meine Schwiegermutter und Freundin Regina und ein Gesicht, dass ich noch nicht kannte, bei dem es sich aber um meinen Schwiegervater handeln musste. Dieser Mann war sehr hochgewachsen und sehr schlank. Er hatte silbernes Haar und einen silbernen Vollbart. Nael und er hatten dieselbe Augenfarbe. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem CSI-Schauspieler Ted Danson konnte ich nicht leugnen. Regina war die Freude förmlich ins Gesicht geschrieben, Nael blickte mich liebevoll an und mein Schwiegervater trat ohne zu zögern an mich heran um mich herzlich in den Arm zu nehmen.

„Willkommen Ribanna. Ich bin Sky, Naels Vater. Welch eine Freude dich hier zu haben. Eine weitere Erdenfrau in unserer Familie." Er sah Nael an. „Und eine sehr hübsche dazu. Ich könnte ja glatt neidisch werden." Regina knuffte Sky in die Rippen. Humor hatte mein Schwiegervater also, das machte ihn sehr sympathisch.

„Nun, auf auf. Es gibt viel zu tun. Nael, du bist der letzte der Prinzen, der von seiner Brautschau zurückgekommen ist, deshalb haben wir nicht so viel Zeit wie die anderen alles auszurichten."

Die drei nahmen mich mit in das „königliche" Arbeitszimmer, das optisch irgendwo im 17. Jahrhundert – Erdenzeit - stehen geblieben war. Wir setzten uns an einen Tisch um viele Dinge zu bereden. Man klärte mich auf:

„Ribanna, diese Hochzeit ist nicht nur etwas Besonderes, sondern etwas ganz Besonderes. Vor nicht ganz einem Jahr unserer Zeitrechnung, sind an einem Tag 12 29jährige Prinzen auf Brautschau gegangen. Einer aus jeder Region. So etwas gibt es nur sehr selten bei uns. Bei einer solchen Konstellation ist es so, dass einer der zwölf Prinzen König werden kann. Deshalb finden die Hochzeiten alle am gleichen Tag im Königspalast statt. Nach den Hochzeiten wird es einen Wettbewerb geben. Wenn Nael ihn gewinnt, wirst du Königin werden. Und er natürlich König, aber das ist unwichtig." Der letzte Satz brachte ihm entsetzt-amüsierte Blicke von Regina und Nael ein.

„Ja was? Ist doch so. Umso wichtiger ist es dich mit all unseren Traditionen und Bräuchen bekannt zu machen und dich so gut zu präsentieren wie nur möglich. Aber authentisch. Wir wollen dich nicht zu jemand anderem machen. Allerdings erwarten wir ein wenig Anpassung."

„Ich werde mich bemühen. Worauf muss ich achten?"

„Vorab die Kurzversion. Wir sind ein sehr friedliebendes Volk mit hohen moralischen Ansprüchen. Ich war der erste Mooner, der seine Frau von der Erde geholt hat. Das war zu einer Zeit, da wurden die 10 Gebote verfasst. Sich daran zu halten wäre schon einmal ein guter Anfang. Sag bitte immer die Wahrheit. Du darfst kein lebendes Wesen töten, es sei denn du musst dein Leben oder das deiner Familie verteidigen. Stiehl und betrüge nicht und geh mit den Wesen, die du auf deinem Lebensweg triffst, immer freundlich und zuvorkommend um. Lass Liebe zu deiner Bestimmung werden."