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Und komme unsanft auf dem Boden auf. In meiner Schulter explodiert der Schmerz. Ohne es bemerkt zu haben, habe ich mich so weit heruntergearbeitet, dass die letzte Plattform nur noch zwanzig Zentimeter vom Boden entfernt war. Ich drehe mich auf den Bauch, um meine Schulter zu entlasten. Langsam beruhigt mein Puls sich. „Nicht schlecht", sagt eine Stimme hinter mir. Ich schaue auf und sehe Jaxx auf mich zukommen. „War es das für heute?", frage ich müde. „Vorerst." War ich etwa so schlecht wie ich mich fühle? In meinem Kopf dreht sich nämlich alles und meine Schulter pocht schmerzhaft vor sich hin. Langsam rapple ich mich auf. Und sehe das Blut auf meinem Schuh. Mein müdes Gehirn registriert, was ich sehe. Ich bin nicht verletzt. „Das waren keine Hologramme", keuche ich entsetzt. „Natürlich waren sie das", widerspricht Jaxx mir. „Hältst du mich etwa für blöd? Ich habe Blut auf dem Schuh und im Auge gehabt und ich bin selber äußerlich nicht verletzt!" Ich kann es nicht fassen. „Vielleicht hast du es ja noch nicht bemerkt und du hast irgendwo einen Kratzer?", versucht er mich zu besänftigen. „Ja klar. Und deshalb habe ich mir eingebildet, dass das Seil gewackelt hat, als eins deiner 'Hologramme' darauf gelandet ist!" Ich schaue ihn wütend an und beginne, in den Wald zu stapfen um die zu suchen, die ich anscheinend verletzt habe. Nach weniger als einer Minute finde ich fünf Sanitäter, die jeweils eine Trage vor sich her schieben. Ich renne los und vergesse den Schmerz in meiner Schulter. Doch die Tragen sind leer. „Wo sind sie?", keuche ich. Die Sanitäter schauen auf. „Hier", dröhnt da eine basslastige Stimme. Ich kann nicht erkennen, wo sie herkommt, bis ein Mann hinter einem der dicken Bäume hervortritt. Er hat dunkle Haut und trägt eine Schirmmütze. „Hallo Emilia." Er steckt mir seine Hand entgegen und ich schüttle sie etwas perplex. „Mein Name ist Doc und ich bin der Arzt hier." Schon komisch, dass alle meinen Namen kennen, ohne mich jemals davor gesehen zu haben. Sogar der Arzt! „Wo sind sie?", frage Ich. „Also. Hinter diesem Baum hätten wir jemanden, dann dort, dort, dort und dort." Er deutet mit dem Finger in die Dunkelheit. Schuldbewusst schaue ich auf den Boden. „Keine Sorge, die kommen schon wieder auf die Beine", beruhigt Doc mich. „Ich bin froh, dass sie auch mal was einstecken mussten. Die halten sich sonst immer für Götter!" Er lächelt mich freundlich an. „Wenn du willst, kannst du uns helfen, sie zu versorgen." Froh, etwas tun zu können, lächle ich und nicke. Eine dreiviertel Stunde später sind alle Verletzten auf eine Trage geladen und werden medizinisch versorgt. Zum tausendsten Mal versuche ich jetzt mich zu entschuldigen, aber keiner will etwas davon hören. „Wir wussten, was auf uns zukommen würde. Sonst wäre es der falsche Job für uns", sagt der große Kerl namens Fox nun schon zum dritten Mal. Die Sanitäter beginnen, die Tragen wegzuschieben. „Du hast uns allen ganz schön den Arsch versohlt", johlt einer. „Das kannst du gerne wiederholen", schiebt er hinterher und alle grinsen mich anzüglich an. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich seit einiger Zeit nur noch im BH rumlaufe. Mein Shirt hängt in Fetzen irgendwo auf einem Baum fest. Zurück im Gefängnis begleite ich die Kolonne in den Krankenflügel. Inzwischen habe ich herausgefunden, wie die Patienten heißen: Fox, Cam, Clark, Gabe und Bez. „Hast du schon mal jemandem eine Spritze gegeben?", fragt Doc mich. Ich überlege kurz. „Nicht das ich wüsste." „Dann wird es aber höchste Zeit!" Er drückt mir eine Spritze in die Hand. „Die ist für Bez: Einmal Provox." Dazu reicht er mir einen Tupfer und Desinfektionsmittel. Das bekomme ich hin. Ich desinfiziere seinen gesamten Oberarm sehr großzügig. Dann schaue ich Doc einmal zu, wie er es bei Fox vormacht und probiere es dann selber. Ich fürchte, ich habe die Nadel ein wenig zu weit in Bez Oberarm gesteckt, aber er verzieht das Gesicht nicht. Als die fünf dann endlich im Krankensaal liegen, lasse ich mich in mein Bett fallen.


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