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Ich stehe unter der Dusche, als Jaxx die Tür mit einem Arm voller Klamotten aufstößt. Früher ist er beim Duschen fast immer im selben Raum gewesen, Schamgefühl ihm gegenüber habe ich keins. Ich stelle das Wasser ab und wickle mich in ein großes Handtuch. „Was ist das?" Schuldbewusst schaut er zu Boden. „Naja, also Thekla hat sich aufgeregt, weil du in letzter Zeit immer nur Sportsachen anhattest und hat dir deshalb ein geeignetes Outfit ausgesucht..." Ich starre ihn an, mein Herz setzt einen Schlag aus und dann beginne ich loszuschreien: „Sie wusste davon? Ich habe sie all die Jahre für eine Künstlerin gehalten, die nur Mode im Kopf hat! Und jetzt erfahre ich, dass sie nebenbei auch noch die Mafia ausgestattet hat?!" Jaxx schaut äußerst interessiert die Wand hinter meinem Kopf an. „Genau genommen war sie tatsächlich nur für dich zuständig, wusste aber von uns", gesteht er kleinlaut. Ich schnaube verächtlich. „Sollte mich eigentlich nicht überraschen." Ich beruhige mich langsam wieder. „Gib her." Ich reiße Jaxx die Klamotten aus der Hand. „Scheiße. Man kann sich nicht einmal entführen lassen, ohne dass sie einem ihre bekloppten Klamotten aufdrängt!"

Ich betrete zusammen mit Jaxx die riesige Halle, in der sich die Stadt befindet. Während er total cool auf den Tisch zugeht, der mitten auf der Straße steht, fluche ich neben ihm fortwährend leise vor mich hin. Meine Füße stecken in halb geöffneten, schwarzen Damen-Springerstiefeln. Als wäre das noch nicht genug, trage ich außerdem eine hautenge aber dennoch dehnbare Jeans mit Tarnmuster und eine halblange, schwarze Lederjacke. Sieht eigentlich ganz okay aus. Ich fühle mich trotzdem total affig. Und verarscht. Nicht mal hier darf ich anziehen, was ich will! Aber immerhin muss ich kein Kleid tragen... Wir erreichen den Tisch, auf dem sauber aufgereiht alle Arten von Waffen liegen, von Faustfeuerwaffen bis hin zu Maschinengewehren. Und alle sind von Stoneforth. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Waffenlieferung legal über den Warentisch gegangen ist", sage ich, aber Jaxx antwortet mir nicht. „Da du diese Waffen alle kennst, brauche ich dir ja wohl nicht mehr zu erklären, wie sie funktionieren." Als Antwort nehme ich mir eine Pistole, eine StoneforthOne, in die Hand und führe das bereitliegende Magazin ein. Es rastet ein und ich entsichere die Waffe. Ich halte sie mit beiden Händen fest, so, wie Jaxx es mir gestern gezeigt hat, allerdings richte ich die Waffe noch auf den Boden. Jaxx schnallt sich eine Art große Uhr ans Handgelenk, steckt mir eine gelb getönte Brille auf die Nase und zieht mich mit sich. Wir biegen in eine enge Straße ein, die links und rechts von großen und alten Häusern begrenzt wird. „Was soll ich jetzt tun?" „Du musst auf die Hologramme schießen, die du entdeckst." Ich nicke. „Ist sonst noch jemand hier?" Ich möchte nicht schon wieder jemanden verletzten. Sam hat gereicht. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich eine Bewegung in einem der Fenster. „Nein, ich habe..." Er kommt nicht dazu, weiterzureden, da ich, ohne richtig hinzuschauen, die Waffe hochreiße und schräg hinter mich schieße. Der Schuss hallt zwischen den eng aneinander stehenden Mauern lange nach. Jaxx schaut auf sein Uhrenartiges Gebilde. „Volltreffer! Ich fürchte, du hast dem Hologramm einen Kopfschuss verpasst." Er pfeift beeindruckt. „Ich glaube, ich sollte mir eine Glocke umbinden, damit du mich nicht aus Versehen erschießt." Ich grinse ihn an. Obwohl ich eigentlich schockiert sein sollte, bin ich stolz auf mich. „Wollen wir weitergehen?" Er hält mir den Arm hin und ich hake mich bei ihm ein, aber immer bereit, mich auf den nächsten Angreifer zu konzentrieren.

Nach vierzig Minuten habe ich bereits 90 Treffer gelandet. Langsam macht es richtig Spaß. „Da du sowieso die ganze Zeit triffst, sehe ich keinen Grund darin, weiterhin Munition zu verschwenden." „Och nö. Das macht gerade aber so einen Spaß. Noch fünf Minuten?" Ich schaue ihn mit großen Augen an. „Nein, wir müssen essen gehen." Okay, ich muss mir etwas anderes einfallen lassen, wenn ich noch weitermachen will. „Ich glaube nicht, dass ich mich im Ernstfall wirklich verteidigen könnte." Jaxx runzelt die Stirn. „Ich glaube, dir ist nicht bewusst, dass du nicht einmal danebengeschossen hast. Und du hast kein Hologramm übersehen." Damit ist die Diskussion beendet.


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