57

356 14 0
                                    


In meinen normalen Klamotten und mit Jaxx an der Hand gehe ich zurück ins Kino. Hier hat sich inzwischen einiges verändert. Überall stehen Stellwände herum, die mit Bildern beklebt und voller Pfeile sind. „Hast du das im Überblick?", frage ich Bez, der an mir vorbeihetzt. „Ja, klar. Schau dir das mal an." Ich gehe zu der erst besten Wand. Darauf sind Überwachungsbilder der Kamera zu sehen, die meine Helikopterentführung gefilmt hat. Irgendetwas ist komisch. „Bez?", rufe ich. Keine zwei Sekunden steht er neben mir. „Was gibts?" Ich deute mit dem Finger auf den einen Helikopter. „Wisst ihr, was das für Waffen sind und wo die herkommen?" Er runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. „Um die Wand hat sich noch keiner gekümmert," Ich unterbreche ihn ungeduldig. „Das sind Stoneforths. Und zwar ziemlich viele. Wenn die Angreifer die gekauft haben, steht das in den Unterlagen der Firma. Das bringt uns vielleicht weiter. Mein Vater hatte sehr gute Fälscher an der Hand, die die Pässe der Käufer auf Echtheit überprüft haben." Bez zieht die Luft ein. „Wieso habe ich das nicht vorher bemerkt?" Mit der flachen Hand schlägt er sich gegen die Stirn. „Jaxx?" Er schaut sich suchend um. „Kommst du mal?" Jaxx setzt sich in Bewegung und kommt angetrabt. „Was denn?" „Schau dir mal die Bilder an. Victory hat gesagt, dass das Stoneforths sind." Wir brauchen ihm nichts weiter zu erklären, er versteht das auch so. „Wo sind die Käuferdaten?" Ich überlege einen Augenblick lang. „Auf Dads Computer und auf meiner doppelt gesicherten Festplatte. Und beim FBI." Jaxx runzelt die Stirn. „Dein Vater hatte doch die ganze Zeit diesen Fälscher beschäftigt – Conrad – oder?" Ich nicke. „Eigentlich Conny. Die Pässe sind also echt. Und die Adressen auch." „Dann ist es gut möglich, dass dein Vater seinen Mörder kannte. Und der ihn auch." Bez strahlt. „Dann ist ja alles klar. Wir fliegen nach Miami, Victory holt sich ihre Festplatte und wir können wieder gehen." Jaxx schaut ihn entgeistert an. „Mach mal den Fernseher an." Bez wieselt los und kommt mit einem Bildschirm auf Rollen zurück. Das Bild flackert hell auf, als er auf einen Knopf drückt. „...attie Cabla für CNN. Neuesten Meldungen zu folge ist die Tochter des kürzlich ermordeten Waffenmoguls, Emilia Stoneforth, immer noch nicht gefunden worden. Diese wurde vor mehreren Monaten aus ihrer Schule entführt und ist seitdem verschollen. Was passiert jetzt mit Richard Stoneforths Firma, wo die Haupterbin verschwunden ist?" Bilder des Firmengebäudes leuchten auf. Alle Eingänge sind mit Flatterband abgesperrt und FBI-Agenten wuseln herum. Ab und zu blitzt ein Blitz einer gigantischen Kamera auf. Die Sprecherin erscheint wieder. „Nun berichte ich Ihnen live von dem Ort, an dem der vermutlich einflussreichste Mann dieses Landes ermordet wurde." Eine Windböe verwuschelt ihre Haare. „Keiner der Agenten ist bereit, ein Statement abzugeben. Doch noch einmal stellt sich die Frage: Was wird jetzt aus dieser Firma? Lebt Emilia Stoneforth noch? Wird sie zurückkommen und die Stelle ihres Vaters einnehmen?" Ich schalte die Flimmerkiste aus. „Scheiße." „Wir haben immer noch deine Festplatte. Wo ist die?" Bez schaut mich erwartungsvoll an. „Im Büro in einem Fingerabdruck- und stimmgesicherten Safe mit Sicherheitsglas." Ich werde über mich selber wütend. Wie konnte ich die nur in Miami lassen? „Im fünften Stockwerk. Ach so, ich habe den normalen Schlüssel vergessen, den wir zusätzlich brauchen. Der befindet sich im Portemonnaie meines Vaters. Erwähnte ich schon, dass dieser verdammte Metallkasten im Boden verankert und von einer Armada Überwachungskameras gesichert ist? Das Scheißteil enthält zusätzlich zu dieser Festplatte außerdem einen Stapel Firmenbonds im Wert von etwas über drei Milliarden Dollar. Und sollten wir das alles überwunden haben, wäre da noch das kleine Problem, dass das Gebäude vom halben FBI abgesperrt und bewacht wird!" Mein Blut pulsiert in meinen Adern stärker als sonst und meine Stimme klingt rau. Ich habe, glaube ich, noch nie so viel an einem Stück geschrien. Im ganzen Raum ist es totenstill. Ups. Ich stürme auf die Bühne. Wo die Aufmerksamkeit schon mal da ist... „Ich möchte, dass Bernie, Jaxx, Bez und Monk sofort mit mir kommen. Ihr anderen kümmert euch bitte weiter um unser kleines Problem. Tut mir Leid." Ich gehe zum Ausgang. Die Gerufenen folgen mir in eine kleine Besenkammer. Ich schließe die Tür hinter uns. „Wir haben herausgefunden", ich deute auf Bez und Jaxx, „dass die Feinde Stoneforth – Waffen gekauft haben. Und müssen echte Pässe dafür verwendet haben. Wenn wir also an die Festplatte mit den Kundendaten rankommen, haben wir immerhin ein Liste von Verdächtigen." Alle nicken. „Das Problem ist, die einzige Möglichkeit, an die heranzukommen ist, ins FBI – Gebäude einzubrechen." Monk fasst sich an die Stirn und taumelt zurück. „Muss das sein?" Ich nicke. „Schon." „Diese blöden FBI – Typis! Ich hasse sie!" Instinktiv fasst er sich ans Handgelenk. Ich folge seiner Bewegung mit den Augen und entdecke eine Narbe in seiner ansonsten makellosen Haut. Ich kann mir vorstellen, was da vorgefallen ist. „Hat schon jemand einen Plan?"


VictoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt