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Neben meinem Kaffeebecher liegt ein aufgeschlagenes Buch über das FBI. Und darauf liege ich. Verschlafen rappele ich mich auf. Ich greife nach der Tasse und nehme einen Schluck. Drücke ihn in die eine Backe. Spüle noch einmal hin und her. Und spucke ihn wieder aus. Leider direkt über mein Buch. Jaxx kommt angerannt. Er hat anscheinend gerade geduscht, denn seine Haare glänzen noch feucht. Als er mich sieht, fängt er an zu lachen. „Was ist so witzig?" „Du solltest erst mal dich und dann Theklas Gesicht sehen." Immer noch mit einem Grinsen auf dem Gesicht holt er ein Handtuch und wischt damit über mein Buch. Bringt aber nicht viel. „Ich glaube, mein Buch hasst mich jetzt." Ich schaue aus dem Fenster. Anscheinend bin ich in meiner Wohnung und wieso auch immer ist es Nachmittag. Immerhin steht die Sonne im Westen. „Wie lange habe ich geschlafen?" „Etwa sieben Stunden." Mist. Jaxx schaut auf. „Anscheinend haben wir deine Schlafgewohnheiten komplett durcheinander gebracht." „Ist dann halt so." Ich drehe mich weg. „Ist alles okay?" Ich nicke. „Ich glaube, ich weiß, wie wir in das Gebäude kommen." Jaxx wird hellhörig. „Wie?" „Okay, nicht wie wir reinkommen, sondern wie die Festplatte rauskommt." Jaxx fordert mich auf, weiterzureden. „Angenommen, jemand in einer entsprechenden Position möchte den Fall Emilia Stoneforth lösen. Dann fordert er alle Akten an, die es zu finden gibt. Und natürlich auch Beweismaterial. Dabei wird die Festplatte sein. Sie wurde in der Asservatenkammer aufbewahrt, da ist sie unauffälliger als in einem Tresor." Jaxx nickt. „Wir haben einen Special Agent beim FBI, der könnte das übernehmen. Der Plan ist so einfach, dass er fast lächerlich ist." Weiß ich doch. Jaxx zieht sein Handy aus der Tasche und wählt eine Nummer. „Hi, Brad. Du musst etwas für uns machen. Fordere bitte alle Beweismittel und ein paar Akten über den Fall Emilia Stoneforth an." Ohne ein weiteres Wort legt er auf. Jaxx setzt sich zu mir und nimmt mich in den Arm. Er riecht gut. Nach Mann irgendwie. „Wir haben noch eine Woche. Das klappt schon." Zum ersten Mal in meinem Leben bekomme ich Todesangst. Was ist, wenn wir es nicht schaffen und ich umgebracht werden? Was habe ich dann im Leben erreicht außer nichts? Überhaupt nichts? Ich beginne zu zittern. „Hey, das wird schon. Wenn nicht, wir sehen uns im Jenseits. Ich komme dir nach." Ich muss lachen. „Das Jenseits gibt es nicht. Und du sollst gefälligst weiterleben." Jaxx sagt nichts mehr. Ich weiß nicht, wie lange wir so dasitzen, aber irgendwann klingelt sein Handy und der Bildschirm leuchtet auf. Nach einer Weile flucht er. „Der Direktor des FBI persönlich befasst sich mit diesem Fall und hat alle deine Akten bei sich zu Hause. Das wird um einiges schwieriger als gedacht." „Wir brechen bei einem FBI – Agenten ein?" Jaxx grinst. „Nein. Wir brechen beim Direktor des FBI ein." Gleichzeitig stehen wir auf und rennen los. Wieso besitze ich auf einmal so viel kriminelle Energie? Ich freue mich regelrecht darauf, in ein Haus einbrechen zu dürfen. Aber mir soll es recht sein. Im Kino angekommen, trommelt Jaxx alle zusammen. „Leute, könnt ihr mal kurz herhören?" Ein Pulk versammelt sich um ihn herum. „Wir haben konkrete Hinweise darauf, wo wir eine Liste von Namen finden können, auf der der Feind zu finden sein wird. Wie ihr vorhin vielleicht hören konntet, handelt es sich um eine Festplatte. Aus zuverlässiger Quelle haben wir erfahren, dass die sich im Haus des FBI – Direktors, Henry Copper, befindet. Irgendwelche Fragen?" Jaxx schaut sich um. Bez hebt die Hand. „Zeitfenster?" „Ein Tag vor dem großen Treffen." Bez nickt und geht. Der Rest der Versammlung löst sich ebenfalls auf. Wir gehen gemeinsam nach vorne und klettern auf die Bühne. Kaum fünf Minuten später bekommen wir eine Stellwand, auf der sich der Grundriss eines sehr großen Gebäudes befindet. Ich beginne, den Plan genauer zu untersuchen. Das Haus besitzt insgesamt vier ebenerdige Möglichkeiten, es zu betreten. Die Überwachungskameras sind mit kleinen, roten Punkten markiert. Ausgerechnet die Haustür ist in einem toten Winkel. Das Anwesen befindet sich auf einer freien Fläche, die von einem hohen Zaun mit Stacheldraht umgeben ist. Das Eingangstor ist sehr protzig und sticht hervor, da es sehr alt aussieht. „Was meinst du? Kann man das sprengen?" Jaxx kommt zu mir und beugt sich ebenfalls über den Plan. „Glaube, das ist zu laut. Wir müssen uns was anderes überlegen. Copper hat vielleicht seismographische Geräte im Haus, das Explosionen zu genau aufzeichnet. Wir haben eine bestimmte Sprengstoffmischung, die aus solchen Protokollen eindeutig zu identifizieren ist." Ich nicke. „Angenommen wir sind drin, wo finden wir dann die Festplatte?" Jaxx überlegt einen Augenblick. „Die Menschen verstecken Wertvolles für gewöhnlich da, wo sie schnell und einfach drankommen. Niemand wird sich einen Safe in die Wand einmauern lassen. Viel zu umständlich." Ich überlege einen Augenblick. „Was wäre, wenn er uns freiwillig reinließe?" Jaxx schaut mich verwundert an. „Wieso sollte er das tun?" „Das FBI weiß doch von Victory, oder?" Jaxx nickt. „Wenn ich ihm nun eröffne, dass ich brisante Informationen über denjenigen besitze, wird er das nicht im Hauptgebäude des FBI besprechen wollen, sondern dort, wo ihm niemand zuhört. Wenn er den Fall löst, macht er einen sehr guten Eindruck bei Big Brother. Immerhin ist er neu im Amt." Bez kommt angetrabt und beugt sich ebenfalls über den Plan. „Schon eine Idee, wie wir da rein kommen?" Jaxx grinst verschlagen. „Klar. Immerhin haben wir das Glück, die Brillanteste Victory aller Zeiten zu haben."


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